Analogue Birds – Azimut

Analogue Birds – Azimut

A

Umlaut Recordings

Acht Stücke sind auf dem Album zu hören. Inspiriert wurden die Aufnahmen, so ist zu erfahren, durch zwei Lockdowns und die abstrakten Fotografien des Künstlers Ulrich Raschke. Aus dem aus drei Musikern bestehenden Ensemble Analogue Birds wurde eine Band mit 17 Musikern. Das klingt nach einem orchestralem Setting, wenn man nur die schiere Zahl der Musiker liest. Nach wie vor ist Tom Fronza der Spiritus rector, der auch die zunächst skizzenhaften Ideen für „Azimut“ einbrachte, die dann in diversen Sessions zu ausgeformten Stücken wurden. Ohne Crowdfunding und das NRW Stipendium "Auf geht’s" wäre es nie zur vorliegenden Veröffentlichung gekommen.

Mit „ Alley Cats“ und „Sulky Cocatoo Ballad“ geht es los. Wir hören „Early Morning Mist“ und „A Twinkle of the Hurricances Eye“, ehe mit „The Fallen Seraph“ und einem Remix des Eröffnungsstücks das Album abgerundet wird.

Multiinstrumentalist Tomas Fronza, der u. a. die Kompositionen und Arrangements verantwortet, ist auch am Bass und an der Gitarre bei „Alley Cats“ zu hören. Er lässt die Bouzouki bei „A Twinkle of the Hurricanes Eye“ und „The Fallen Seraph“ erklingen. Unterwegs mit dem gutturalen Didgeridoo ist Fronza bei „Lithic Female“ und „Early Morning Mist“ zu hören. Ansonsten gibt es wechselnde Auftritte von „Gästen“, so der Vokalistin Franziska Loos oder des Trompeters Gianluca Scagliarini. Ramona Kozma und auch Pat Appleton tragen als Vokalistinnen schließlich ihren Beitrag zu „Lithic Female“ und „Alley Cats“ bei.

Ohne Liner-Notes wüsste man wohl nicht, dass „Alley Cats“ vom Trip Hop der Band Portishead inspiriert wurde. Über einem sphärischen Klangteppich vernehmen wir zu Beginn die feinen Töne einer Duduk, einer armenischen Flöte mit „beschwörendem Klang“. Danach erhebt dann Pat Appleton ihre Stimme, dabei stimmlich ein wenig an Kate Bush und Pattie Smith erinnernd. Für rhythmische Strukturierungen sorgt die nordindische Tabla. Anschwellende Synth-Schwaden durchziehen das Stück. Bildlich muss man dabei an das grünliche Polarlicht denken, dass in Februarnächten den Himmel durchzieht. Und der langjährige Drummer von Analogue Birds David Bruhn sorgt für die notwendigen rhythmischen Zäsuren, gemeinsam mit Bodek Janke an der Tabla. Ansonsten hätte man den Eindruck eines ungehinderten Flusses des Klangs, von klanglichen Nebelwirbeln, die sich stetig ausbreiten, von Cirruswolken, die fedrig am Himmel erscheinen. 

Synth oder Rhodes gepaart mit ein wenig Schlagwerk, so heißt es im Nachklang des Stücks und im Prolog von „Sulky Cockatoo Ballad“. Würde man einen Film über die Flussdeltas dieser Welt zu vertonen haben, man könnte auf die Musik von „Sulky Cockatoo Ballad“ zurückgreifen. Auch Verfilmungen des Lebens in den Wüsten dieser Erde wären gut mit den sphärisch-rhythmischen Klängen dieses Stücks zu untermalen. Wir vernehmen „grelle Schraffuren“ der Gitarristen Alexander Lipan und Timo Gross. Irgendwie ist auch die Musik Indiens präsent, hört man hier und da  doch ein kurz nachklingendes Fell der Tabla. Die Musik ist bildlich so angelegt, als gleiche sie Kometen, die am Himmel vorbeiziehen. Noch Teil des Stücks oder die Einführung des nächsten Stücks, das fragt man sich beim Hören obendrein. Die Stücke scheinen fließend ineinander überzugehen und zu einer endlosen Klangmelange zu verschmelzen.

Mit einem Trompetensolo zu starken und steten basslastigen Rhythmen erleben wir zunächst „Astonished Moon“. Und dann sind „Klangsäuerungen“ und „Frequenz-Geschiebe“ zu Keyboard-Setzungen auszumachen. Im weiteren Verlauf nimmt sich der Trompeter immer mal wieder das Wort. Wenn lyrische Texturen eine Rolle spielen und Gesang ans Ohr des Zuhörers dringt, so ist das nicht aufdringlich, sondern in den Kontext eingebunden. Im Kern bleibt die Musik instrumental ausgerichtet, wie auch in anderen Stücken auf dem Album. Im Übrigen, der Ausklang liegt dann in der Hand von Gianluca Scagliarini sowie seiner Trompete, deren Klang im Off vergeht.

Wenn auch in den Liner Notes über „Astonished Moon“ zu lesen ist, dass Anleihen bei NuJazz und der Band Morcheeba genommen wurden, so scheint dieser Hinweis eher zu vernachlässigen zu sein. Bei der Musik von Analogue Birds fragt man sich eh, ob man von EthnoPop, NuJazz, PopJazz, Fusion oder einem anderem Genre reden sollte. Was sagen schon derartige Etikettierungen?

Der frühe Morgennebel findet sich klanglich auch auf dem Album: „Early Morning Mist“. Bass und Gitarre bestimmen die Intro. Dazu schwirrt Sphärisches und „Galaktisches“ durch den Klangraum. Ist da nicht eine Hommage an Embryo, Can und Kraftwerk bei diesem Stück vorhanden? Mit leicht rauchiger, angerauter Stimme ist Pat Appleton zu vernehmen. In den Passagen, in der das Songhafte im Vordergrund steht, ist man geneigt, die Musik als Pop im besten Sinne zu klassifizieren. Doch sobald das Instrumentale die Oberhand gewinnt, verschwindet die Klassifizierung aus dem Blick, meint man gar, Techno und Hip-Hop haben wohl auch ihre Spuren hinterlassen.

Dann erhebt der Trompeter Gianluca Scagliarini bei „A Twinkle Of the Hurricanes Eye“ seine fein abgestimmte Stimme, bestimmt die Klangfärbung. Weichgezeichnetes Rappen dringt ans Ohr, dank an Luzingo. Beschwingte Mehrstimmigkeit nehmen wir zudem wahr. Mit einer neuen Klangfärbung wartet dann „Lithic Female“ auf. Alexander Lipan spielt auf der arabischen Laute namens Oud. „Orientalisch“ angehaucht sind die Linien des Stücks, die mit dem Lautenklang verbunden sind. Und dringt da nicht auch das schnarrende Vibrieren einer Maultrommel ans Ohr, derweil im Hintergrund Lautmalerisches verhallt, dank an Ramona Kozmas? Übrigens, noch eine Frage erhebt sich: Gnawa-Musik oder doch nicht?

© ferdinand dupuis-panther


Info

https://www.analoguebirds.com

Tracklist

1.Alley Cats ★                        
2.Sulky Cockatoo Ballad π        
3.Astonished Moon ☾                 
4.Early Morning Mist     ☼                
5.A Twinkle Of the Hurricanes Eye ▼             
6.Lithic Female ♀    ♀            
7.The Fallen Seraph ♣             
8.Alley Cats Remix #                          

Line-up

Tomas Fronza - compositions, lyrics, programming, arrangements, recordings and mixing
Bass on ★, ☾, ☼, ▼, ♀  Guitar on ★, ☾, ☼  Bouzouki on ▼, ♣ Didgeridoo on ★, ☼, ♀, ♣ Jews Harp on ☼, ♀
David Bruhn - Drums and Percussion on ★,  π , ♀    
Alexander Lipan - Guitar, Oud - π , ♀    
Gianluca Scagliarini - Trumpet, Trumpet Recording on- ☾ , ▼     
Bodek Janke - Tabla, Percussion on ★, π, ♀, Bhol on ♀
Leon Brames - Drums on ☾, ▼    
Sebastian Winne - Drums - ☼
Tobi Born - Guitars on ▼
Timo Gross - Guitars on ☾, π, ☼, ♣     
Martin Gerke - Synths on ★,  π    
Ramona Kozma - Vocals on ♀    
Franziska Loos - Vocals, Lyrics on ☾
Pat Appleton - Vocals on ★, ☼    
Ufo Walter - Bass Guitar, Bass Guitar Recordings on ♣
Luzingo Monimambo - Vocals, Lyrics, Vocal Recordings on ▼
Phillip Gerisch -  Hang on ♣
Alex Klein - Remix #

Mastering - Ralph "Ralvieh" Happe, masterblasteraudio Frankfurt


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