AKO: City Of The Mountain Lion

AKO: City Of The Mountain Lion

A

Unit Records, UTR 4565

Die Band mit dem Kürzel AKO besteht aus Anicia Kohler (piano), Matthias Kohler (alto saxophone), Michael von Rohr (tenor saxophone), Lukas Wyss (trombone), Andreas Aeberhard (bass) und Gregor Lisser (drums).

Die Kompositionen des vorliegenden Debütalbums "city of the mountain lion" entstand während eines Aufenthalts in Singapur ("lion city"). Unter dem Eindruck von Konsumorientiertheit, Modernität und Ordnung, aber vor allem auch Hintergründigkeit der asiatischen Metropole, schrieb Bandleaderin und Pianistin Anicia Kohler die Stück-Serie für ihr Sextett aus Berner Jazzmusikern. Die Besetzung mit drei Bläsern und Rhythmusgruppe ermöglicht orchestrale wie auch grooveorientierte Klänge, atonale und Zwölfton-Motive wie auch einfache, wohlklingende Melodielinien, die sich in Solo- und Kollektivimprovisation auflösen.

Das Cover zeigt die Silhouette eines spärlich beleuchteten Hochhauskomplexes, typisch für die Architektur des Stadtstaates, der zu den sogenannten Tigerstaaten Südostasiens zählt.

Mit „follow me“ eröffnet das Sextett der Berner Jazzmusiker das Album, macht einen „final call“, präsentiert mit „scared man's lullaby“ eigentlich ein Kinderlied und stellt sich die Frage „will the empire strike back“. Mit einer Unterwasserfahrt („under water“) beendet die Bandleaderin ihren Blick auf die „Löwenstadt“.

Das erste Stück des Albums setzt wirklich um, was der Titel andeutet: „follow me“. So folgt die Posaune auf das Saxofon und dessen Phrasierungen, löst sich dann und wird selbst zum Vorläufer, ist also nicht mehr Nachläufer. Dieses Wechselspiel zwischen Vor- und Nachläufer bestimmt auch den weiteren Verlauf des Stücks. Bisweilen beschleicht den Zuhörer der Eindruck, es würde mehr als eine Person einer anderen folgen. Der Sound des Stücks ist überaus füllig, was auch an den drei Bläsern liegt, die Teil des Sextetts sind. Was die Bläser übrigens vorgemacht haben, imitieren dann auch Bass und Piano, die sich gegenseitig folgen, soweit es die Klangpassagen anbelangt. Wer kennt es nicht, dass auf dem Flughafen der letzte Aufruf an Passagier X und B ergeht. Wir wissen nicht, ob die Pianistin Anicia Kohler beim Komponieren von „final call“ diese Situation vor Augen hatte. Vielleicht, aber vielleicht auch nicht? Im Chor lassen sich die Bläser vernehmen, die einen weichen Klangflaum ausbreiten. Nein, nach letztem Aufruf und der daraus resultierenden Eile hört sich das Stück auch nicht an, wenn das Pianosolo einsetzt. Bedächtig werden die Töne gesetzt. Die Stimmung, die wir erleben, klingt eher nach Abschied, nach endgültigem Abschied.

Es sind erneut die Bläser, die die Hörfarbe von „will the empire strike back“ nachhaltig bestimmen. Nach dem Auftakt mit reichlich akustischem Zipp und Zapp, nimmt die Pianistin Anicia Kohler das Geschehen in ihre Hände. Hört man ihr zu, dann meint man, musikalisch lasse Kohler den Tag vorbeiziehen, mit Höhen und Tiefen, Aufregern und Zwist, aber auch mit Phasen von Entspannung. So recht scheint der Titel allerdings nicht zum Duktus, zu den Harmonien und dem Melodiefluss zu passen.

Abschließend noch ein Wort zum Stück „under water“. Irgendwie scheint alles im Fluss, wenn man das Stück Revue passieren lässt. Dabei ist es diesmal das Altsaxofon, dem eine gewichtige Rolle zufällt. Das Piano hingegen scheint in der Rhythmusgruppe gebunden. Die Posaune und das Tenorsaxofon sind lediglich dazu da, für einen flauschigen Klangteppich zu sorgen, gleichsam als würden sie Seegras und Tang verkörpern. Spitzt man die Ohren bei dem sich Mitte des Stücks entwickelnden Saxofonsolo, dann schweben vor unseren Augen Mantas dahin, gleiten Lederschildkröten durchs Wasser, und wir tauchen in die bunte Riffwelt mit Papagei- und Anemonenfischen ein. Nimmt das Saxofon dann Fahrt auf, scheint irgendwie auch der Hinweis auf bisher unerkannte Gefahren nicht fern. Nähert sich ein Riffhai?

Fazit: Die Musik des Sextetts lebt vor allem durch die Bläsergruppe mit ihren unterschiedlich ausgeprägten Klangbildern und vom akzentuierten, energetischen Spiel der Pianistin. Dabei gleitet das Spiel nie ins Banale ab. Für sensible Dramaturgie ist stets gesorgt, und das wünscht man sich auch, wenn man Jazz im modernen Gewand erleben möchte.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Unit Records

www.unitrecords.com

Musiker

Anica Kohler
www.aniciakohler.ch/ako
aniciakohler@gmail.com


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