Adam Forkelid, Georg Riedel & Jon Fält - Reminiscence

Adam Forkelid, Georg Riedel & Jon Fält - Reminiscence

A

MMPCD/LP 115

Wer an Jazz aus Skandinavien denkt, denkt zumeist an Jazz aus Norwegen, vielleicht an Jan Gabarek, denkt an Jazz aus Schweden, vielleicht an EST, aber es gibt ja mehr als diese Namen, wie der in Stockholm beheimatete Pianist Adam Forkelid unter Beweis stellt. Ihm ist das Album „Reminiscence“ mit Musik zu verdanken, die speziell für das Trio mit dem Bassisten Georg Riedel und Drummer Jon Fält geschrieben wurde.

Ein Zitat aus dem „Waschzettel“: „The title ”Reminiscence” is Adam’s way of referring to the lingering of distant memories, vaguely recalled. The trio uses Adam’s compositions as a starting point for an intricate and equal trio playing, where differences in age and background are erased in a way that is probably unique to music and improvisation.“

Einige Worte zu den Musikern, die vielleicht Insidern, aber nicht dem breiteren Publikum bekannt sein dürften: Georg Riedel ist einer der bekanntesten und angesehensten Bassisten Skandinaviens. Er arbeitete mit dem schwedischen Pianisten Jan Johansson sowie den Sängerinnen Monica Zetterlund und Alice Babs ebenso zusammen wie mit Stan Getz, Bobby Shew und Lucky Thompson. Bekannt wurde er durch das Duo-Album ”Jazz på svenska” ("Jazz in Swedish”), das er mit der schwedischen Jazzlegende Jan Johansson eingespielt hat. Es ist im Übrigen das populärste schwedische Jazzalbum aller Zeiten! „Jazzwise“ schrieb darüber: ”A key recording that more than any other defined the Nordic Tone in jazz”. Es fand als Album Aufnahme in  ”The 100 Jazz Albums That Shook The World”.

Der Bandleader des Trios ist Adam Forkelid, der auch mit Ensembles wie Lekverk,  PACE und dem Soundscape Orchestra zu hören ist. Er hat mit Nils Landgren ebenso gespielt wie mit Magnus Öström, dem Drummer von EST. Seit Jahren gehört er auch zur Norrbotten Big Band. Der Drummer Jon Fält ist seit 15 Jahren Teil des bekannten Bobo Stenson Trios. Zu erwähnen ist auch seine Zusammenarbeit mit dem unlängst verstorbenen polnischen Trompeter Tomasz Stanko. Gemeinsam mit Adam Forkelid ist er Teil des Trios Lekverk.

Der musikalische Bogen des Albums spannt sich von „New Beginning“ über „Play Theme“ und „Cadence“ bis zu „Reminiscence“ als Schlusspunkt des Trio-Albums. Der „Neuanfang“ beginnt mit einem Basssolo, ehe Schlagwerk und Piano zum musikalischen Geschehen beitragen. Dabei agiert Jon Fält sehr behutsam mit Besen und Sticks. Es wird augenscheinlich mehr gewischt und mit feinstem „Blech-Ticktick“ gearbeitet. Derweil öffnet Adam Forkelid sein musikalisches Füllhorn, lässt einem rauschenden Bächlein gleich die Tastenfolgen erklingen. Hier und da überkommt den Zuhörer der Eindruck, Schuberts Liedkompositionen seien nicht ohne Einfluss geblieben. In das Liedhafte stimmt auch Georg Riedel bei seinem Solo ein, dabei den klanglichen Perlfluss aufnehmend, den Adam Forkelid skizziert hat. Bisweilen sind kristalline Klangstrukturen auszumachen, aber auch die Erdigkeit des Basses, dessen Saitenfolgen eben gemächlich dahinströmen.

 „Play Theme“ scheint im Duktus dem Eröffnungsstück des Albums sehr ähnlich, dabei werden auch klassische Anmutungen hörbar gemacht. „Panta Rei“, alles fließt, eilt, geht voran, kennt keinen Halt, kein Hindernis, ist ein unentwegter Strom. Das ist jedenfalls m. E.  die Übersetzung der musikalischen Sprache, die Adam Forkelid spricht. Das ist frisch, dynamisch, beinahe schwebend und der Erdanziehung trotzend. Für die Bodenhaftung sorgt dann hier und da Georg Riedel an seinem Kontrabass. Doch auch er scheint seinem Bass nach und nach das schwungvolle Tanzen beizubringen. Man hat insgesamt den Eindruck, die Musik sei durch die langen skandinavischen Nächte ohne Dunkelheit inspiriert. Die Nacht wird dabei zum Tag. Der Winterfrost ist längst vergessen. Sommerliche laue Winde umwehen uns. Selbst im hohen Norden wird das Leben zu einem Leben auf der Straße, mediterranes Lebensgefühl breitet sich aus.

Mit „Cadence“ blättert das Trio eine weniger beschwingte Seite auf. Auch Adam Forkelid agiert im Vergleich zu den vorher genannten Kompositionen stärker im Bass, ohne auf den Diskant und ein Trillern und Trällern gänzlich zu verzichten. Die Klangverfärbungen sind überaus herbstlich, ohne das Gelb und Rot verfärbter Ahornblätter auszublenden, aber mehr im Umbra, Ocker und Siena verwurzelt. So hat man anfänglich den Eindruck. Doch im Verlauf der Komposition wendet sich die Klangstimmung, und man scheint vom frühlingshaften Aufbruch eingenommen. Zartes Grün ist zu erahnen, aber auch winterliche Klangschlieren sind noch vorhanden.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu „Reminiscence“, einer im Kern durchaus elegisch zu nennenden Komposition. Diese verwandelt sich nach und nach, wird ein wenig balladenhaft und lässt Landschaften wie die Schären vor der schwedischen Küste vor dem geistigen Auge entstehen. Ausgedehnte Wälder der High Coast, die durchwandert werden, oder auch die Heidelandschaft auf Öland sind Bilder, die aufblitzen. Kleine Klangwasserfälle ergießen sich, mäandrierende  Wasserläufe werden von Adam Forkelid in Klangformen gegossen. Wie bei allen Kompositionen von Forkelid ist stets die Schönheit der Melodie der Fokus!

Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.

Informationen

www.moserobie.com
https://adamforkelid.com


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