Russ Lossing - Proximity Alert

Russ Lossing - Proximity Alert

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Songs Records/Blaser Music

„Reuniting with longtime collaborators Mark Helias (bass) and Eric McPherson (drums), pianist Russ Lossing delivers Proximity Alert— a thrilling exploration of the piano trio's limitless possibilities. Following their acclaimed Mood Suite (2020), this powerhouse trio once again entered the studio with zero rehearsal, relying purely on three decades of musical chemistry and spontaneous creation." … „I'm always looking for spontaneity," says Lossing … With Helias's masterful bass work (spanning over 30 years of collaboration with Lossing) and McPherson's sophisticated percussion artistry (honed through work with Andrew Hill, Kris Davis, and Fred Hersch), ‚Proximity Alert‘ showcases why the piano trio remains jazz's most dynamic format.“ So lesen wir es in der Ankündigung des Albums bei Bandcamp!

Die Eröffnung des Albums lautet „Incommunicado“: Gleichsam mit einem Paukenschlag konfrontiert uns das Trio, auch wenn auf einen Paukenschlag verzichtet wird. Dynamik, Klangfeuer,  pulsierende Rhythmik, durch den Bassisten und Drummer gestaltet, keinen Stillstand und aufgeladene Energie im Tastenspiel ist das, was wir erleben. Bildlich gesprochen gleicht das einer klanglichen Windhose, die durch eine aride Landschaft fegt. Man erlebt eine Art von Urgewalt, die wenig Grenzen kennt, lauscht man Russ Lossing, Und das gilt bis zum letzten Takt. Bei dem nachfolgenden Stück „Boo-Da“ meint man, man höre auch klassische russische Komponisten, jedenfalls im Geiste mitspielend. Da gibt es Pathos zu erleben und auch große Klangbögen. Geeignet scheint das, was wir hören, als teilweise Untermalung eines Stummfilms über eine ausgedehnte Eisenbahnfahrt. Wellige Landschaften ziehen vorbei, das Rattern der Lok ist zu vernehmen, Wolkenbilder schweben dahin. All das inszeniert der Pianist mit flinken Fingern, begleitet von intensivem „Rhythmik-Geraschel“ des Drummers und von dunklen Bassmustern.

Als vierten Track tragen die Musiker den Albumtitel vor: „Proximity Alert“. „Sprungmuster“ präsentiert uns der Pianist. Man meint, klanglich werde ein Pferderennen mit Hindernissen simuliert, folgt man dem Spielzyklus des Pianisten. Sehr hörenswert ist das quicklebendige Solo des Bassisten, der vielleicht nicht gerade ein Pferderennen in Klangsequenzen vermittelt, aber vielleicht ein spannendes Hürdenrennen, oder? Im Weiteren dringen Klangturbulenzen an unsere Ohren. Da scheint die Ordnung aus den Fugen geraten zu sein, obgleich der Pianist hier und da „Klangpflöcke“ einrammt, um dem Stück Form und Fundament zu geben.

Nachfolgend hören wir „Emphasis My Own“. Dieses Stück atmet durchaus den Geist klassischer Musik, wie er sich bei bekannten russischen Komponisten findet. Das ist vor allem dem Pianisten des Trios geschuldet, der zeitweilig von einem starken Bass begleitet wird. Wenn das der Fall ist, formen Bassist und Pianist in ihrem Spiel eine Form einer Klang-Helix. Russ Lossing bewegt sich zeitweilig  im Diskant, vertieft sich in Umspielungen, die bildlich gesprochen an sprudelnde Quellen erinnern. Kurz: Auch in diesem Stück wird wie in anderen Weltentheater zelebriert, und zwar so, wie es Max Beckmann in seinen expressiven Gemälden getan hat. Drama und Dramatik vereinen die Musiker in klanglicher Dichte.

„Lamento“ heißt es außerdem auf dem Album: Gemäßigt ist das Tempo des Stücks, geprägt vor allem von Russ Lossing. Ein wenig nach sakraler Musik mutet das Stück an, nach einem Trauer- und Klagelied, mit dem der Verstorbene seine letzte Reise antritt. Auch dieses Stück kommt nicht ohne große Gesten aus, oder? Besinnung vereint sich mit Besinnlichkeit.  Bass und Schlagwerk scheinen eher Beigabe. Im Fokus steht das Piano. Zwei weitere Titel aus den insgesamt elf Tracks sollen im Nachgang noch angesprochen werden „Snowy Night“ und „Silent Alarm“, die beide am Ende des Albums zu finden sind. Beginnen wir mit der „Verschneiten Nacht“: Nächtliche Ruhe wird eingefangen, vielleicht auch auch der Blick auf die Nachtschwärmer gerichtet, die durch den Schnee nach Hause stapfen. Und im Diskant scheint Russ Lossing die vom Himmel schwebenden Schneeflocken einzufangen, oder? Verlangsamt ist der Alltag, so signalisiert es der Pianist mit seinem elaborierten Spiel. Den Schlusspunkt des Albums bildet das Stück „Stiller Alarm“:  Unruhe und Aufregung fangen die drei Musiker in ihrem „Hör-Spiel“ ein. Da vernimmt man ein Hin und ein Her, so als laufen Menschen aufgeregt durcheinander, nicht ahnend, was gerade passiert. Die angelegte Dramatik steigert sich von Moment zu Moment, folgt man dem Stück. Dabei erlebt der Hörer nicht etwa Beruhigung. Nein, die Piano-Passagen deuten eher daraufhin, dass die Gefahr nicht gebannt ist. Die Alarmaussendung scheint keineswegs unauffällig, wie man dem Titel des Stücks  entnehmen könnte. Die bedrohliche Situation verändert sich nicht bis zum Ende des Stücks, oder?

© fdp 2025


BANDCAMP

Musicians
Russ Lossing, piano, compositions
Mark Helias, bass
Eric McPherson, drums

Tracks
1. Incommunicado 05:16
2. Boo-Da 04:27
3. Apostrophe 05:52
4. Proximity Alert 04:11
5. Emphasis My Own 06:45
6. Rhythmique 05:16
7. Lamento 05:48
8. Sequenza 07:01
9. Relentless 04:10
10. Snowy Night 06:52
11. Silent Alarm 06:55


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