ROBERT JUKIČ: LIFE

ROBERT JUKIČ: LIFE

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UNIT REC., UTR 4454

Lang ist die Liste derer, mit denen der Komponist, Bassist und Produzent Robert Jukič, gebürtiger Slowene, zusammengespielt hat: Mario Gonzi, Adrien Mears, Owen Hart JR., Oliver Kent, Flip Phillip, Ed Partyka, Martin Reiter, Renato Chicco, Jonathan Blake, Nicole Henry, Owen Howard, Howard Curtis, Andy Middleton, Femi Temowo, Deborah Brown, Dusko Goykovich, Daniele d`Agaro, Tony Pancella, Rob Bargad, ... .

Das aktuelle Album „Life“ präsentiert einen musikalischen Zyklus des Lebens von der Geburt bis zum letzten Atemzug. Für dieses ehrgeizige Unterfangen hat er sich nicht weniger als 35 Musiker aus 9 Nationen an seine Seite geholt, um insgesamt 16 Titel einzuspielen. Dabei sind u. a. an der Trompeter Tomaž Gajšt, an den Saxofonen Jaka Kopač, Jure Pukl und Lenart Krečič. Mahan Mirarab (fretless guitar) und Armend Xhaferi (guitar) begleiten den slowenischen Bassisten ebenso wie die Pianisten und Fender-Rhodes-Musiker Igor Vićentić und Georg Vogel. Zum instrumentalen „Zauberkasten“ gehören Glockenspiel (Davor Plamberger), Vibrafon, Zymbal und Kastagnetten (Franci Krevh), Violinen (Gordana Hleb, Ivana Pristasova und Emma West) sowie Xylofone (Marina Golja), Marimbafon (Matevž Bajde) und Cajon (Dejan Tamše).

Mit der Geburt beginnt der Lebenszyklus. Musikalisch wird dieser Beginn von dem Marimbafon dominiert, dass eine Melodiefolge spielt, die an traditionelle Kinderlieder angelehnt zu sein scheint. Das stete Klatschen, vielleicht als Hinweis auf den Klaps auf den Hintern des Neugeborenen nach der Geburt zu interpretieren, ist ebenso zu vernehmen wie der „ostinate Melodiereigen“ des Marimbafons, zu dem sich der E-Bass mit brummenden Tonfolgen ebenso zu Wort meldet wie ein nachhallender Gong. Beim Zuhören hat man den Eindruck, dass das Glockenspiel und das Marimbafon die unbeschwerten Tage eines Säuglings einfangen. Beschwingt und fröhlich klingt die Komposition. Während sich der slowenische Komponist und Bassist der Geburt ausführlich widmet, ist die musikalische Kindheit nur sehr kurz. Aufgeregt und auch ein wenig hektisch klingt das, was wir vonseiten des Marimbafons und Xylofons hören. Oder ist es ein Balafon, das seine kurz hallenden Töne aussendet? Wie im Fluge vergeht die Kindheit, ehe dann der Prozess des Erwachsenwerdens eingeläutet wird. Musikalisch übernehmen das die Trompeten bei dem Stück „Adolescene“. Warum sich in der Komposition Anlehnungen an sphärische Klänge und an Jazz Rock finden, müsste man den Bandleader und Komponisten Robert Jukič fragen. Nach einer kurzen Gitarrenintervention melden sich mit spitzem Geschrei die Trompeten erneut. Im Hintergrund „wimmert“ das Fender Rhodes, oder? Ruhige und verhaltene Spielformen wechseln in diesem Stück mit aufgewühlten „Stimmlagen“. Das passt gewiss zum Prozess des Reifens, von der Pubertät zum Erwachsensein. Es ist gewiss ein schwieriger Prozess, den jeder durchläuft, mal kürzer und mal länger.

Nach einem Zwischenspiel, das auch Anleihen an World Music - man achte auf das Flötensolo -, klassischer Musik sowie Minimal Music nimmt, erklingt dann der Titel „Change The World“. Das klingt so, als sei die Zeit des Aufbegehren ,wie viele der sogenannten 68-Generation sie erlebt haben, noch nicht vorüber. Die Gitarrenpassagen und der Gesang von Aleš Hadalin – oder ist etwa Femi Temowo zu hören – entführen uns dabei nicht nach Woodstock, auch so ein Jahrhundertereignis und für eine ganze Generation prägend, sondern nach Brasilien. Dabei öffnet sich für den Zuhörer das Tor zu Jombin und Gilberto. Bossa scheint angesagt zu sein. Welch ein Kontrast ist demgegenüber die Komposition „Dictatorship“ mit anfänglich sirenenhaften Klangfolgen, die im weiteren Verlauf des Stücks ein wenig in den Hintergrund gedrängt werden, wenn die Rhythmusgruppe das Zepter in die Hand nimmt. Harmonisch scheint etwas anderes zu sein. Insgesamt vermittelt das Stück einen Moment des Aufgewühltseins und des bildhaften Sturms im Wasserglas. Eine gewisse Verstimmung breitet sich aus, wenn die Streicher zu vernehmen sind. Schließlich tragen auch die Bläser zum Gelingen der Komposition bei, ob Saxofone oder Trompeten.

Nachfolgend hören wir eine kleine Suite namens „Leben“ („Vita“), die mit einer Einleitung beginnt und mit einem Nachklang („Outro“) endet. Dabei ist die Nähe zu klassischer Musik – man verfolge unter anderem die Klaviersequenzen der Einleitung – nicht zu überhören. Im Nachspiel wird im Übrigen die Einleitung wieder aufgegriffen und moduliert. Wie die Kindheit („Childhood“) scheint in der musikalischen Vorstellung von Robert Jukič die „Midlife Crisis“ auch nur ein Intermezzo, das im Stil des Post-Jazz-Rock daherkommt. Mit „Dust to Dust“ („Asche zu Asche“) endet der „Lebenszyklus“ aus der Feder von Jukič noch nicht, denn er schließt den Titel „Serenity“ zum Abschluss des Albums an.
„Dust to Dust“ klingt dabei so wie die Musik der Bruderschaften während der Semana Santa und bei einem Beerdigungszug vom Haus des Verstorbenen zum Friedhof, der von Spielmannszügen begleitet wird.

„Gelassenheit“ ist das Credo zum Ausklang des Albums, das durch seinen verschiedenartigen Klangmix und die Anleihen an unterschiedlichen Musikstilen zu überzeugen weiß. Das musikalische Konzept ist überaus gelungen, die musikalische Vielfalt überwältigend. Intensives Zuhören ist gefragt, was in unseren Tagen nicht unbedingt mehr angesagt ist. Doch das ist notwendig, will man den musikalischen Zyklus des Lebens, wie ihn Jukič zeichnet, nachvollziehen.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Unit Records
http://www.unitrecords.com

Musiker
www.robertjukic.com


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