Romain Pilon - Open Roads

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Jazz&People
Kurz und knapp zum Album, so das Label in seiner Pressemitteilung: „Following the album Falling Grace, a trio exploration of standards that has cumulated over 4 million streams, Romain Pilon’s Open Roads showcases his talents as a composer and opens up new horizons for his music. Combining voices and textures with a subtle imagination, his album unveils, both in trio and quintet, a series of sensitive and poetic tracks, reminiscent of the adventurous spirit of Blue Note Records and an ECM sense of space, performed by an international line-up of which the guitarist has the secret.“
Ein Bassist, der die Saiten nachhaltig schwirren lässt, zurückhaltendes Schlagwerkspiel, kurz ein Aufflammen des kristallinen Klangs eines Vibrafons und dazu die Klanggouache eines Trompeters, in diesem Fall des belgischen Trompeters Jean-Paul Estiévenart, der Weite und den unverstellten Blick zu beschwören scheint – das sind die Zutaten für das Eröffnungsstück „Open Roads“. Kaum wahrnehmbar ist Roman Pilon an seinem Saiteninstrument. Der Bandleader hält sich über weite Strecken bedeckt und überlässt es, Jean-Paul Estiévenart im Sinne eines neoimpressionistischen Gemäldes Punkte des Klangs zu addieren.
„Long Story Short“ heißt es nachfolgend. Und auch hier ist es nicht der Gitarrist der distinkte Klangaspekte ausformt, sondern es sind der Vibrafonist Alexis Valet und der schon oben erwähnte Trompeter. Der Gitarrist folgt im Hintergrund den melodischen Linien der beiden genannten Instrumentalisten. Dabei lauschen wir dann auch einem feinen Solo des Vibrafonisten. Kaskadierende Klänge dringen an das Ohr des Zuhörers. Dazu gibt es Schlagwerkrauschen zu vernehmen. Das Spiel des Vibrafonisten mutet so an, als würde man jemand, der Treppenstraßen hinuntereilt, musikalisch begleiten. Und ja, dann ist es auch der Gitarrist der sich zu einem Solo aufschwingt und den flotten und dynamischen Duktus seiner Mitspieler aufgreift. Man könnte angesichts der Klangmelange von Pilon auch an hopsende Kinder denken, die „Himmel und Hölle“ spielen. Insgesamt ist das Spiel zwischen dem Gitarristen, dem Trompeter und Vibrafonisten sehr balanciert, ergänzt um ein dunkles Basstimbre, das Orlando Le Fleming verantwortet.
„Thirty Years After“ heißt es im Nachgang und präsentiert dabei die Vielfalt des Gitarrenspiels von Pilon. Der in seinen melodischen Zeichnungen allein vom Drummer Mark Whitfield, Jr begleitet wird. So kann man den Gitarrenklang in jeder Minute genießen, auch wenn im Weiteren der Bassist mit seinen Phrasierungen zu hören ist. Mit „Ready For Cooky“ setzt sich die Zwiesprache zwischen den Musikern fort. Dabei ist durchaus zu konstatieren, dass bei diesem Stück der Trompeter und der Vibrafonist sich die Bälle zuspielen. Vorhang auf für Romain Pilon heißt es anschließend bei „Good People“, ein Stück mit einer zarten „Swing-Note“ versehen und ein „Ohrenschmaus“. Mit „Now It begins“ schließt das sehr hörenswerte Album, bei dem keiner der Musiker in Dominanz verfällt, sondern sich alle in Interaktion und „Wechselgesang“ üben.
© ferdinand dupuis-panther 2025
Info
jazzandpeople.com
Musicians
Romain Pilon, guitar, compositions
Orlando Le Fleming, double bass
Mark Whitfield, Jr., drums
plus
Jean-Paul Estiévenart, trumpet
Alexis Valet, vibes on tracks 1, 2, 4 and 7.
Tracklisting
Tracks/1 - Open Roads - Romain Pilon
Tracks/2 - Long Story Short - Romain Pilon
Tracks/3 - Thirty Years After - Romain Pilon
Tracks/4 - Ready For Cooky - Romain Pilon
Tracks/5 - Good People - Romain Pilon
Tracks/6 - Tulsa - Romain Pilon
Tracks/7 - What's In the Way Is the Way - Romain Pilon
Tracks/8 - Now It Begins - Romain Pilon