Roberto Ottaviano - Eternal Love People

Roberto Ottaviano - Eternal Love People

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Dodicilune

Vorgelegt werden nunmehr Live-Aufnahmen, die bei Konzerten in Italien, Finnland, Schweden, Slowenien und der Schweiz entstanden sind. Zu hören sind dabei der Sopransaxofonist und Vokalist Roberto Ottaviano, des Bassklarinettist Marco Colonna, der Pianist Alexander Hawkins, der Kontrabassist Giovanni Maier und der Drummer Zeno De Rossi. Aus der Feder Ottavianos stammen „Mong’s Speakin’“, „Hariprasad“, „Callas“, „Niki“ und „Ohnedaruth“ Eröffnet wird das Album mit dem Song „At The Wheel Well“ by Nikos Kypourgos, durchaus an ein Lullaby erinnernd. „Gare Guillemins“ stammt von Misha Mengelberg und „Caminho Das Águas“ von  Rodrigo Manhero.

Hören wir mal den O-Ton von Ottaviano zum Album: “Many have thought that my idea of Eternal Love is a kind of ode to love in the absolute sense and a sense of peace and non-violence, as well as eternal gratitude to someone and something. It’s not really like that. At least, not only, … In life there are inescapable things we encounter that force us to act, not just observe. To respect oneself, …………., to search, to listen, to defuse but also to denounce. And we must always understand the word love, which can also mean not always turning the other cheek. Humanity is a microcosm in the cosmos and acts in unexpected as well as predictable ways, with Pindaric lights of beauty and continuous plunges into the moshorrible abysses, denying itself and thus turning into something inhuman. … I wanted to collect here a series of ‘live’ moments of the band, which I feel is when we all give our best in the combustion that is created with the public, and call it People precisely in an attempt to draw portraits of this humanity made up of people we have really and virtually met, people who have given us something, their places and their breaths.“

Die Vorstellung man lausche bei „ At The Wheel Well“ einem Lullaby scheint nicht so fern, denn die Musik ist Teil des Films ‘The Cistern’ und fokussiert sich auf eine Gruppe elfjähriger Jungen und deren scheinbar unbeschwerte Kindheit, die im Tauchen in einer Zisterne oder Fußballspielen besteht.  Dabei muss man sich als Hintergrundgeschichte zu diesem Film aber die Zeit der Militärdiktatur in Griechenland (1967-74) vorstellen. Charakteristisch sind für dieses Stück die weichen Linien des Sopransaxofons, mit dem aufgemacht wird. Dabei soliert Roberto Ottaviani, ehe dann als klanglicher Gegenspieler tieftönig und leicht kehlig klingend die Bassklarinette in Erscheinung tritt. Die dunklen Klangfärbungen werden zudem durch den gestrichenen Bass ergänzt. Dabei hat man auch den Eindruck, man vernehme hier und da Wehklagen. Zumindest ist die anfängliche Unbeschwertheit verflogen, die sich in den Linien des Sopransaxofons manifestiert.

Als Verneigung vor dem südafrikanischen Trompeter Mongezi Fesa ist „Mong’s Speakin’“ zu verstehen.  Knisterndes und loderndes Klangfeuer mit und ohne Triller ist zu Beginn des Tracks zu vernehmen. Danach entfaltet sich Brassmusik und auch ein wenig der Geist von „African Market Place“. Zudem hat man als Höreindruck das Bild eines Umzugs in New Orleans vor Augen, bestimmt von einer veritablen Marching Band. Als besonderer Höreindruck bleibt das entfesselte Solo Ottavianos im Ohr, passend zum Bild der Ausgelassenheit in den Straßen von New Orleans mit schunkelnden Massen, nicht nur beim Mardi gras. Dabei surren und schnurren die Tonfolgen, hört man die aufgeladenen Tastenakzente zwischen Bass- und Diskanthand. Immer mehr enthemmt ist das Spiel, steuert auf eine musikalische Eruption hin.  Und spielt da der Pianist nicht auch ein wenig Calypso?

„Hariprasad“ ist gleichsam eine Referenz an den indischen Flötisten Hariprasad Chaurasia, ohne dabei den Versuch zu machen ein Stück im Schema eines Ragas zu präsentieren. Der Bassist hält zu Beginn das musikalische Zepter in der Hand, derweil der Drummer in ein stetes Tack-Tack verfällt. Anschließend umweht uns ein wenig Latin Fever, oder? Einer Klanggouache gleicht die Sequenz, die Ottaviano zu verdanken ist. Intensiv ist dabei das stete Tack-Tack des Drummers und das Kehlige und Röhrende des Bassklarinettisten. Nach und nach wird Tempo aufgebaut, scheinen auch Klangpassagen zu Gehör gebracht werden, die an das erinnern, was ein Zirkusorchester zum Besten gibt. Sind da nicht auch Flötentöne beigemischt worden? Im Weiteren ist das Sonore sehr dominant, bis zum letzten Ton.

„Callas“ bezieht sich auf die legendäre Operndiva Maria Callas und „Niki“ ist als Sinnbild für Geschwindigkeit zu begreifen und erinnert im Titel an den österreichischen Rennfahrer Niki Lauda, der in der Formel1 unterwegs war. Man achte mal auf die Dynamik, die der Bassist und der Saxofonist beim gemeinsamen Spiel entfalten. Und auch der Klarinettist ist bei den rasanten Kurvenfahrten und den gewagten Bremsmanövern mit dabei.

Dass ein Quintett nicht ausschließlich auf den Bandleader fokussiert ist, unterstreicht die Band in dem Stück „Callas“. Hier kann sich der Pianist entfalten, stehen andere im Hintergrund, auch der Bassist und Drummer. Zudem schweigt der Sopransaxofonist. So erleben wir über weite Strecken einen Tastenfluss mit und ohne Wasserringe und Kehrwasser, oder? Doch samten im Klang erleben wir im zweiten Teil des Tracks die Bassklarinette. Ansätze von Klezmer sind in wenigen Momenten auch auszumachen, wenn Marco Colonna solistisch agiert.

Schließlich gibt es  musikalisch eine Exkursion nach Lüttich und zum Bahnhof Guillemins, der unterdessen eine Ikone postmoderner Architektur mit dem Design von Santiago Calatrava ist. Dabei erleben wir Ottaviano als Sänger, der wohl einen alten Trunkenbold mimt. Hm, hört man nicht Harmonien und Melodie-Schemata im Nachgang von „Fever“? Ein wenig Blueswürze – frei assoziiert mit „St. James Infirmary“ -  wurde dem Stück beigemischt, so könnte man vorschnell meinen. Auffallend das schnurrende und röhrende Getöse der Bassklarinette und des Saxofons, aber vor allem der Gesang von Ottaviano im Scat Modus und auch hier und da mit Jodler. Insgesamt muss man dann auch an  Vaudeville sowie an Dixieland Jazz denken, vielleicht auch an Cab Calloway. Übrigens mit „Caminho das Aguas“ endet das sehr hörenswerte Album, das die musikalische Vielfalt des Quintetts um Ottaviano verdeutlicht.

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