Roberto Magris – Lovely Day(s)

R
JMood Records
Neil Tesser schreibt zur Neuerscheinung: „From the first notes of this, his first album of solo performances, the imposing Italian pianist Roberto Magris spreads just about all of his cards on the table. He fans them out in a dazzling display of virtuosity and imagination; he stacks them into architectonic narratives that make you forget you’re listening to “only” one musician.
Deep-down blues bleed into rumbling rubato. Improbably speedy boogie-woogie bass lines anchor post-freedom arpeggios. A West African ostinato sets the stage for avantgarde stabs and shards. You’ll have to wait till the third track for his coruscating bebop choruses, and his soaring, utterly modern extensions built on the bop framework. But he’ll get there. That opening track, “Blues Clues,” is the only Magris composition on Lovely Day(s), but he has no trouble investing the rest of this program with his pianistic exuberance.“
Mit einem vielstimmigen „Geläut“ eröffnet der italienische Pianist sein Soloalbum. Zugleich hat dieses Stück auch eine Blues-Note. Ist da nicht auch ein „Harfenstil“ zu vernehmen, den Magris an den Tag legt? Opulent ist die Klangbreite, die wir erleben, auch eine sehr stark akzentuierte Basshand sowie kristallines Diskant. „BLUES CLUES“ öffnet gleichsam den Blick und die Höreinstellung für die übrigen Stücke des Albums mit Kompositionen unter anderem von Monk, Strayhorn, Hill und Bernstein. Weiter geht es mit einem Fingerzeig auf Bop: „Reverend du Bop“. Sehr lyrisch ausgelegt und zugleich auch mit Anlehnungen an klassische Standard-Jazz-Songs, so kommt das Stück daher. Harmonisch gibt es ab und an Anklänge an „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Folgt man den melodischen Linien, so kann man nicht umhin, auch an die Granden des Vokal-Jazz zu denken, ob Billy Holiday oder Ella Fitzgerald. Und danach interpretiert Magris den legendären Monk und den „BEMSHA SWING“. Ja, da ist auch der besondere Stil von Monk vorhanden, mit einem gewissen Pling-Plong sowie den typischen Umspielungen, die Monk so liebte. Wie in den Stücken zuvor, fällt die versierte Basslinie auf, die Magris pflegt. Zugleich versteht es der italienische Pianist, Kaskadierungen an den Tag zu legen und Klangstrudel zu inszenieren.
Aus dem Album „When Destiny Calls“ stammt „THE TIME OF THIS WORLD IS AT HAND“. Magris verzichtet auf die Lyrik des Songs, die unter anderem so lautet: „Let the trumpet sound. throughout the land./For this evil world, it will not stand./For the truth has struck a blow,/You must choose the way you go,/For the time of this world is at hand.“
Statt eines gesanglichen Vortrags „blättert“ der Pianist virtuos zwischen seinen schwarzen und weißen Tasten, zeigt ein energiegeladenes Spiel ohne Verwässerungen und unnötige Verspieltheit. Zugleich werden wir in die 1970er Jahre entführt, als dieses Stück von Billy Gault eingespielt wurde. Dem vielfach nicht wahrgenommenen und im Schatten Ellingtons stehenden Billy Strayhorn widmet Magris seine Interpretation von „A FLOWER IS A LOVESOME THING“. Stilistisch gibt es starke Ähnlichkeiten zu all den anderen Stücken des Albums. Ähnliches muss man auch über das zweite auf dem Album vorhandene Monk-Stück namens „LET’S COOL ON“ sagen. Mit „SAGA OF HARRISON CRABFEATHERS“ (Kuhn) findet das Album dann seine gelungene Abrundung. Fazit: Vorgelegt wird ein Album aus einem stilistischen Guss. Dabei bezieht sich Magris durchaus auf die Granden des Piano-Jazz, auch und gerade im Duktus des Vortrags.
© ferdinand dupuis-panther
Info
Roberto Magris
Tracks
1. BLUES CLUES (Magris) 6:55
2. REVEREND DU BOP (Hill) 9:09
3. BEMSHA SWING (Monk) 5:05
4. LAVERNE (Hill) (*) 7:56
5. THE TIME OF THIS WORLD IS AT HAND (Gault) 4:45
6. A FLOWER IS A LOVESOME THING (Strayhorn) 3:36
7. LET’S COOL ONE (Monk) (*) 6:12
8. LONELY TOWN (Bernstein) 5:40
9. SAGA OF HARRISON CRABFEATHERS (Kuhn) 5:44
Total Time: 55:23
Recorded on January 11th, 2024, at Urban Recording Studio, Trieste, Italy
* Recorded live at Circolo Thelonious on January 10th , 2024, Trieste, Italy
Recording, Mixing and Mastering Engineer: Fulvio Zafre