Rob Clearfield - Voice in the Wilderness

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Jazz&People
w/ Joe Sanders | Fred Pasqua | Itamar Borochov
Kurz und knapp ein zitierter Text zum Album: „After several limited-release recordings, Rob Clearfield is finally stepping into the spotlight with an album that reveals the full depth and originality of his talent. Voice in the Wilderness marks a reunion with double bassist Joe Sanders - his partner in some of his earliest performances—and the beginning of a new collaboration with drummer Fred Pasqua. This is a true album in every sense: carefully crafted down to the finest detail, blending the creative spirit of the Chicago scene, where Rob hails from, with a heartfelt lyricism that resonates deeply.“ So ist im Pressetext von Jazz&People zu lesen.
The Chicago Tribune bezeichnet Clearfield als “one of Chicago’s most poetic jazz pianists,” Unterdessen hat Rob Clearfield die Ufer des Lake Michigan verlassen und sich in Marseille niedergelassen. Dies ist als weiterer Schritt zur Internationalisierung der Karriere des Pianisten anzusehen, der vielfach in den letzten Jahren außerhalb der USA getourt ist. Dabei trat er mit Musikern wie der Saxofonistin Caroline Davis, dem Trompeter Itamar Borochov und dem Drummer Makaya McCraven auf. Borochov ist mit seinem „majestätischen Trompetenklang“ auf mehr als der Hälfte der Kompositionen zu hören.
Und was ist zum Stil von Clearfield zu sagen? „From Herbie Hancock to Craig Taborn, from Chick Corea to Muhal Richard Abrams, from Brad Mehldau to Robert Glasper - his playing draws from a wide array of influences, whose energies and flows intertwine. The result is a pianist whose deeply internalized sense of phrasing and time is matched by a strong and unmistakable musical identity. Full of layered textures, steeped in mystery and poetry, and revealing new beauty with each track, Voice in the Wildernessclearly marks the emergence of an artist who is far from done captivating us.“ So liest man es in der Presseverlautbarung des Labels Jazz & People.
„Fields“ wird geprägt vom Pianisten und dessen musikalischer Landschaftsadaptation. Sie erscheint angesichts des Duktus, wie die Aneinanderreihung von feinen Pinselstrichen in einem expressionistischen Gemälde. Begleitet wird der Pianist bei seinem Spiel von einem feinen „Schlagwerkgestäube“. Insgesamt kann man bereits in dieser ersten Komposition puren Lyrizismus konstatieren. Nachfolgend hören wir „When We Were Kings [Marquis Hill]“ mit einer distinkten, „sprunghaften“ Rhythmik. Man könnte das, was wir hören mit den Sprüngen von Trittstein zu Trittstein beschreiben. Rob Clearfield findet in diesem Stück eine gute Balance zwischen den Bass- und den Diskantklängen seines Instruments und versteht sich im Laufe der Komposition auf schnell rinnende Klangkaskaden. Dabei drängt sich das Bild einer Kayakfahrt im Wildwasser, insbesondere über Stromschnellen, auf. Gegen Ende ist dann eine Art „Morsen der Klänge“ wahrzunehmen.
Itamar Borochov ist es, der im dritten Stück sein Instrument weich gezeichnet einbringt. Wir hören „Voice in the Wilderness (Part 1)“. Dabei klingt der Trompeter so, als sei er ein Geschichtenerzähler. Doch der Titel des Stücks sagt etwas anderes: Die Stimmen der Wildnis sollen musikalisch präsentiert werden. Nur ist die Frage, welche Stimmen gemeint sind, die der riesigen Wasserfälle, der Klippen und Klüfte, des dichten tropischen Regenwaldes? Man hat beim Hören neben dem Bild des Geschichtenerzählers das Bild eines Gleitschirmfliegers im Kopf, der über wilde Naturlandschaften fliegt. Nachfolgend nimmt uns die Band auf einen musikalischen Ausflug nach „New England“ mit. Für das Klangbild prägend sind vor allem der Trompeter und der Pianist. Den Anfang der musikalischen Exkursion macht der Trompeter, ehe dann der Pianist mit gleichsam tropfenden Klangtupfern aufwartet und uns ein „luministisches Bild“ von New England präsentiert. Das Spiel des Trompeters gleich in weiten Abschnitten dem Bild einer Federwolke, ist aufgefächert, fein gegliedert und nicht monolithisch und kompakt. Dazu passen dann auch die energievollen „Kommentierungen“ des Pianisten.
Rob Clearfield eröffnet „If There Were Ever a Time“. Man vernimmt ein gewisses Klangrollen und dazu sachtes Schlagwerkspiel mit Tick-Tick und Beckenflirren. Eine augenscheinliche Vorliebe für die Basshand ist bei diesem Stück nicht von der Hand zu weisen. So wie eine Rhythmische Sportgymnastik in Schleifen und Wellen ihr Band einsetzt, so ist es der Pianist der das Stück in ähnlichen Strukturen gliedert. Und zum Schluss hören wir dann „Voice in the Wilderness (Part 2)“. Eher verhalten ist das Tastenspiel. Mitreißend ist das Trompetenspiel. Es lädt gleichsam dazu ein, eine Reise auf dem Fliegenden Teppich zu unternehmen. Nein, wie auch im ersten Teil unternehmen die Musiker nicht den Versuch das Rufen von Löwen, das Jaulen von Wölfen, das Brüllen von Brüllaffen oder den Gesang von Gibbons zu imitieren. Sie haben ihren eigenen Weg gefunden, die Sprache der Natur in Klangepisoden umzusetzen. Dabei mag sich jeder Hörer ein eigenes Bild davon machen, was mit Wildnis gemeint ist.
© ferdinand dupuis-panther 2025
BANDCAMP
https://www.jazzandpeople.com
Musicians
Rob Clearfield, piano
Joe Sanders, double bass
Fred Pasqua, drums
Itamar Borochov, trumpet (on tracks 3, 5, 6, 9)
Tracks
1. Fields 5’49
2. When We Were Kings [Marquis Hill] 3’35
3. Voice in the Wilderness (Part 1) 4’19
4. Play Through That 1’16
5. New England 5’37
6. A Circle 1’34
7. If There Were Ever a Time 5’33
8. In Between 3’02
9. Voice in the Wilderness (Part 2) 7’20