Milan Verbist Trio – Time Change

M
Origin Records
„With this debut recording, Belgian pianist Milan Verbist takes another leap in a career that’s felt destined to thrive since he was a young boy. The music and activities that filled the days of his father, esteemed bassist Piet Verbist, supplied Milan with a deep well of influences, lessons, and direction, all well-apparent in the patient, dynamic and utterly mature approach his trio takes on this collection of mostly original compositions. Opening with the spacious ballad, “Time Change,” Milan, bassist Toon Rumen and drummer Jens Meijer allow the music to unfold through all manner of moods and harmonic landscapes, supplying hints of the masters he’s been influenced by as they play the music of Ornette, Gary Peacock, and even Bach, interspersed with five of Milan’s compositions.“ So liest man es im Obe-Sheet-Paper zur aktuellen Veröffentlichung.
Getragen und mit „nordischer Schwere“ – man denke an Komponisten wie Grieg und Sibelius – eröffnet das Trio um den Pianisten Milan Verbist das aktuelle Album. Lauscht man den melodischen Linien und den Harmonien könnte man meinen, es werde eine winterliche Nacht in Skandinavien musikalisch skizzziert, als werde der nordische Winter lebendig, in dem manchenorts die Sonne nur selten oder gar nicht scheint. „Time Change“ lautet der Titel des Stücks. Wahrlich der Charakter des Stucks wandelt sich von der „Froststarre“ und der „winterlichen Ruhe“ und dem Eisgang zu den ersten Frühlingstrahlen der Sonne. Im Fokus steht dabei der Pianist, derweil seine Mitmusiker eher als „Randfiguren“ erscheinen. Nach und nach nehmen sich aber auch diese „Randfiguren“ ihren Platz, treten mit Bassklang und distinkter Rhythmik in den Vordergrund. Schließlich erlebt man den Bassisten in einem ohrschmeichlerischem Solo, verbunden mit wenigen Trommelwirbeln im Hintergrund und kristallinem Klavierklang. Der Winter scheint vorbei, das Eis gebrochen, das erste Grün ist zu spüren. So könnte man interpretieren, was zu hören ist.
Dem polnischen Trompeter Tomasz Stanko verdanken wir das Stück „Bosonossa“, das vom Bassisten eröffnet wird. Mitreißend ist das, was wir hören. Da gibt es „Saitensprünge“ zu erleben wie auch die „tiefen Abgründe des Instruments,“ ehe dann der Drummer des Trio zu erleben ist. Schließlich ist es am Pianisten für aufgehellte Harmonien und ein gewisses Pling-Pling-Pling auf den Tasten zu sorgen. Im Gegensatz zum Eröffnungsstück ist eine starke Verquickung der drei Musiker auszumachen. Sie knüpfen ein dichtes Klanggewebe, zu dem jeder auf seine Weise beiträgt. Zudem hat der Bassist auch in diesem Stück Freiraum, um seine zupfenden Finger über die Saiten zu setzen, durchaus mit Tempo. „No, I Haven’t“ ist aus der Feder des Pianisten genauso wie das Eröffnungsstück oder „Brigitte’s Waltz“. Monk oder nicht? - das stellt sich beim Hören von „No, I Haven’t“ die Frage. Es scheint jedenfalls so, als lehne sich das Stück durchaus an den „Meister des Bop“ an. Tastensprünge und kein perlendes Tastenspiel ist das, was charakteristisch ist, und das in allen Lagen. Rhythmisch unterfüttert wird dieses temporeiche Stück durch das Spiel des Drummers und Bassisten. Übrigens, auch ein gewisser Swing wohnt dem Song inne. Kommen wir dann zu „Brigitte’s Waltz“: Beinahe etwas Pophaftes nimmt man wahr. Oder besser gesagt etwas von instrumentalem Singer/Songwriter. Dahingleitend ist der Klang, so als würde eine Gondelfahrt in ein Klangbild verwandelt werden. Sind da nicht auch hier und da Blues-Anlehnungen eingestreut worden, vor allem bei dem solistischen Auftritt von Toon Rumen?
Auch der Meister der Barockmusik und der Fuge Johann Sebastian Bach wird auf dem Album mit der Interpretation der „Sarabande“ gewürdigt. Ja, Klassik umströmt den Hörer. Die Stimmung, die von der Musik ausgeht, kann beinahe als sakral umschrieben werden. Zu hören ist Milan Verbist über weite Strecken als Solist. Und wenn dann im zweiten Teil des barocken Tanzes – denn das ist eine Sarabande – auch die beiden Mitmusiker agieren, dann dezent und im Hintergrund.
Mit „Djeezes“ und „The Silence Between“ präsentiert sich der Pianist erneut als facettenreicher Komponist. Zum Abschluss interpretiert das Trio „Flutter Step“, geschrieben vom Jazzbassisten Gary Peacock. Ja, Schritte und Sprünge sind im musikalischen Vortrag auszumachen. Es ist ein Hier und Dort und ein Hin und Her auszumachen. Das ist im Kern Milan Verbist und dessen akzentuiertem Spiel zu verdanken. Und auch der Bassist nimmt sich der Sprunghaftigkeit an, Schritt für Schritt. Fazit zum Album: ein streckenweise besinnlicher, konzertanter Hörgenuss!
© ferdinand dupuis-panther
Info
www.originarts.com
Musicians
Milan Verbist piano
Toon Rumen double bass
Jens Meijer drums
Tracks
1 Time Change 7:17
2 Bosonossa 7:02 by Tomasz Stanko
3 No, I Haven’t 6:07
4 Happy House 4:21 by Ornette Coleman
5 Brigitte’s Waltz 5:39
6 Sarabande 7:26 by J.S. Bach
7 Djeezes 7:00
8 The Silence Between 5:34
9 Flutter Step 7:30 by Gary Peacock