Mikael Godée, Eve Beuvens - Ingen Fara (live)

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Igloo Records
Kurz und knapp aus dem Bandcamp-Text zitiert: „Ingen Fara - Live brings together 6 tracks taken from the quartet's album presentation concert (Ingen Fara) at MARNI as part of River Jazz in November 2023. 4 tracks from the album and two new, unreleased tracks. This album also celebrates 15 years of collaboration between pianist Eve Beuvens and Swedish saxophonist Mikael Godée.It testifies to the musical complicity of the band, which has been touring for 13 years, and features the rhythm section (Magnus Bergstroem on double bass and Johan Birgenius on drums)“.
Übrigens der Albumtitel lautet in der dt. Übersetzung: „Keine Gefahr“, aber auch „keine Sorge“ und „Macht nichts“. Hm, was sich die vier Musiker dabei wohl gedacht haben? Wir wissen es nicht und begnügen uns mit dem Hörgenuss. Nicht nur ein Titel trägt einen schwedischen Namen, sondern noch weitere zwei, so „En Lång Fredag“ (dt. Über einen langen Freitag). Und ist die Übersetzung für „Håll Färgen“ stimmig, die da „richtige Farbe“ lautet ? Wie gesagt, wir fokussieren uns auf das Hörerlebnis und rätseln nicht über die Titel.
Aufgemacht wird „En Lång Fredag“ mit einem beeindruckenden Bass-Solo, bei dem man gelegentlich den Eindruck einer Guembri hat, gewiss bezüglich des Klangs. Dabei gewinnt man als Zuhörer die Vorstellung, man lausche einer gängigen Volksweise, in die im Verlauf auch das Saxofonspiel von Mikael Godée eingebunden ist. Er befindet sich dabei in deutlicher Zwiesprache mit Eve Beuvens am Piano. Um ein Bild zu wählen könnte man formulieren, dass die Sequenzen von Godée federförmigen, dahin schwebenden Wolken gleichen. Auch so manchen Trilleransatz vernehmen wir im sonoren Saxofonvortrag von Godée. Er bestimmt über weite Strecken die Klangfärbungen, jedenfalls solange nicht Eve Beuvens im Solo zu vernehmen ist. Dabei gleicht ihr Spiel, im Bild gesprochen, kleinen und größeren Klangfontänen eines Wasserspiels. Tritt der Sopransaxofonist erneut in Erscheinung, so sind es linear verwischte Farben einer Gouache, die wir vernehmen.
Nachfolgend steht „Les Roses de Saadi“ auf dem Programm. Spielt diese Komposition auf ein Gedicht von Marceline Felicite Josephe Desbordes-Valmore an? In diesem finden sich Verse wie „I wanted this morning to bring you some roses; / But I'd taken so many in my belts' closures / That the too-tight knots couldn't hold every bloom.“ Dazu passt die durchaus romantisch bzw. neo-romantisch inspirierte Klavierbegleitung von Eve Beuvens. Getragen ist das Saxofonspiel. Bündeln sich in ihm Sehnsucht und Enttäuschung? Ja ist die Antwort, wenn wir uns auf das oben genannte Gedicht beziehen, in dem es um einen gescheiterten Gruß mit Rosen geht.
Mit erdigen Tonfärbungen macht „Ingen Fara“ ebenso auf wie mit „Schlagwerknebel“. Wenn der Saxofonist ins Geschehen eingreift, meint man, man lausche einem traditionellen Volkslied oder Godée spiele zu einem höfischen Tanz auf. Doch dies scheint nur die Grundlage für Jazzphrasierungen in extenso, oder? Sehr beeindruckend ist zudem der „feine Tastenregen“, den Eve Beuvens gleichsam auf uns rieseln lässt.
Nun machen wir mit „Lago di Como“ eine Exkursion in den Norden Italiens. Die ersten Takte bestimmt die Pianistin des Quartetts, dabei insbesondere im Diskant unterwegs. Sonor und weich sind die Klänge, die Godée auf seinem Holzbläser hören lässt. Die Klavierklänge könnte man als feine Sonnenstrahlen deuten, die sich auf der Oberfläche des Comer Sees fangen. Und was erzählt uns Godée? Vielleicht eine Bootsexkursion oder eine Wanderung am Seeufer? Den Schlusspunkt setzt das Quartett mit „See the Light“. Dabei hören wir wie auch sonst ein Quartett, das auf Augenhöhe agiert und vor allem aber auch dem Bass Raum für solistische Entfaltung einräumt und den Bassisten nicht in eine Nebenrolle als Teil der Rhythmusgruppe abdrängt.
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Musicians
Mikael Godée - soprano saxophone
Eve Beuvens – piano
Magnus Bergstroem - double bass
Johan Birgenius - drums
Tracks
1. En Lång Fredag (live) 09:40
2. Les Roses de Saadi (live)
3. Ingen Fara (live)
4. Lago di Como (live)
5. Håll Färgen (live)
6. I See the Light (live)