Michika Fukumori – Piano Images
M
Summit Records
Die aus Japan stammende Pianist lebt seit 2000 in New York City. Dorthin verschlug es Fukumori für ihr Jazzstudium. Seither ist sie Teil der sehr lebendigen örtlichen Jazzszene. Die aktuelle CD ist ihr drittes Album und zugleich ein Soloprojekt, bei dem eigene Kompositionen im Vordergrund stehen. In einem O-Ton äußert sich die Pianistin zu ihrem Album: “PIANO IMAGES is a conversation between me and the piano. It’s the story of my life that I portray through music. It’s a story about where I was born, my experiences growing up, and what I feel about the state of the world. I wanted to express how happy I am to be able to make music in my little corner of the world.”
Zu Beginn des Albums hören wir einen Blues namens „Colors of Blues“. Dazu die Pianistin auf Nachfrage: “I learned how important the blues is to jazz after I moved to this country, and I fell in love with the form. This is my dedication to this music.” Dabei ist das Getragene des Blues von Fukumori in den Hintergrund gerückt worden. Ihre Komposition hat nichts mehr von der Tragik des Gesangs auf den Baumwollfeldern, auf denen afrikanische Sklaven schuften mussten. Auch melancholische Momente lassen sich nicht finden. Eher muss man beim Zuhören an die Paraden zu Mardi Gras denken. Anlehnungen an B. B. King oder andere Giganten des Blues finden sich keineswegs. Fukumori sucht eigene Blues-Wege. Durchwoben ist die Kompositionen daher von klassischen Anmutungen, die beinahe einem etüdenhaften Fingerspiel gleichen.
Wenn auch nicht so wie bei Boogie, aber dennoch mit einem rollenden Tastenspiel kommt „Into The New World“ daher. Kein „Tastenplätschern“ und kein klangliches Perlenkettenspiel ist wahrzunehmen. Statt dessen setzt die Pianistin vor allem mit der rechten Hand starke Zäsuren, unterstützt von einer deutlich wahrnehmbaren, aber nicht aufdringlichen Basshand.
Nachfolgend lauschen wir gebannt der Suite “The Seasons”. Es ist eine Hommage der Pianistin an ihre einstige Heimatstadt Iga. Sie greift dabei auf ihre Kindheits- und Jugenderinnerung zurück und beginnt die vierteilige Suite mit “The Answer”. Das Stück klingt wie vom Eis befreit, losgelöst, schwungvoll, auf Entdeckungen ausgerichtet, erwartungsvoll. Den Frühling hat Fukumori in “The Story I Want to Tell You” gebündelt. Über diesem Teil der Suite scheint ein sich auflösender Klangnebel zu liegen. Eine gewisse Schwere ist anfänglich in den Harmonien auszumachen, die in der Folge in kleine Freudensprünge umschlägt. Man muss dabei unwillkürlich an Kinder denken, die mit Freude in jede noch so kleine Regenpfütze springen und sich diebisch freuen, wenn sie nass werden. “The Days We Were Smiling” blickt auf einen Sommer mit allerlei Aktivitäten unter freiem Himmel zurück. Es scheint, folgt man der Melodielinie und dem Duktus, zudem eine Zeit zu sein, in der Kontemplation angezeigt ist. “Tomorrow is Full of Promises” gleicht einem Herbstlied und feiert zudem Matsuri, vergleichbar mit Thanksgiving. Selbst beim Fall der Blätter scheint Melancholie nicht aufzukommen. Irgendwie erscheint die Melodie von Schwerkraft befreit.
Nun sind aber auch Standards auf dem Album zu finden wie Jobims “Luiza” und Richard Rodgers’ “Where or When”. Abgerundet wird das Soloprojekt mit “Ev’ry Time We Say Goodbye” von Cole Porter. Dabei scheint die Pianistin der Romantik freien Lauf zu lassen. Wahrlich ein Hörgenuss für die, die sich nicht als Jazzpuristen verstehen und extensive ausgefeilte Improvisationen schätzen, sondern auch Sinn für Romantik und Neo-Romantik zeigen.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.
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