Matthieu Saglio – El Camino De Los Vientos

Matthieu Saglio – El Camino De Los Vientos

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ACT

Den „Weg der Winde“ bringt uns der in Valencia beheimatete Cellist Matthieu Saglio näher, ohne allerdings eine Komposition mit Sirocco, Mistral, Bora oder Chili zu bezeichen. Winde meint dabei wohl auch eher kulturelle Brücken zwischen Afrika und Europa, ein Stück Al Andalus und Westafrika, oder? Dazu vertraut Saglio nicht allein auf die Musiker seines Quartetts, als da wären der Drummer Steve Shehan, der Keyboarder Christian Belhomme und der Violinist Léo Ullmann, mal abgesehen von dem Bandleader Matthieu Saglio selbst. Als Gäste sind auf dem aktuellen Album Nguyên Lê, Nils Petter Molvaer, Carles Benavent, Vincent Peirani, Bijan Chemirani, Léo Ullmann, Camille Saglio, Ricardo Esteve, Isabel Julve, Abdoulaye N'Diaye & Teo, Marco und Gael Saglio Pérez zu hören.

Zu hören sind folgende Kompositionen: „L’appel du muezzin“ mit Bijan Chemirani, „Bolero triste“ mit Vincent Peirani & Ricardo Esteve, „Metit“ with Abdoulaye N’Diaye, Steve Shehan & Teo, Marco, Gael Saglio Pérez, „Amanecer“ mit Nils Petter Molvær & Steve Shehan, „Atman“ mit Camille Saglio und „Caravelle“ mit  Nguyên Lê & Bijan Chemirani. Bei „Sur Le Chemin“ ist Léo Ullmann mit im Spiel und bei „Las Sirenas“ Steve Shenan.

Nein, beim „Gesang des Muezzin“ lauscht man nicht dem Ruf des Hodschas, sondern dem versierten Spiel mit den Saiten des Cellos, das bisweilen im Klang an eine Viola denken lässt. Konzertant erscheint das Stück, bei dem Streicherorchestrierungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert durchaus sehr nahe sind. Für das rhythmische Element sorgt Steve Shehan mit den Klopfzeichen auf der Rahmentrommel (?). Ravels Klassiker, seinen Bolero, hören wir im Verlauf des Albums auch noch, wenn auch teilweise durch Nguyên Lê & Bijan Chemirani als „Caravelle“ verfremdet. Zunächst aber erklingt der „Bolero triste“ mit Vincent Peirani am Zuginstrument und Mattieu Saglio am gestrichenen Cello, derweil im Hintergrund eine rhythmisch eingestimmte Flamenco-Gitarre als Begleitung auszumachen ist. Dieser Bolero hat all die tiefe Tragik eines Fados, birgt Wehklagen und Schmerz in sich. Letzteres auch von Saglio sehr überzeugend aufgegriffen.

Nach Westafrika werden wir mit „Metif“ entführt, wenn auch ohne Schlitztrommel, Kalimba und Kora. Doch Saglio schafft es, den Klang dieser afrikanische Harfe namens Kora mit seinem gezupften Cello einzufangen. Gerade im Gesang von Abdoulaye N’Diaye, Teo, Marco und Gael Saglio Pérez tauchen wir in die Erzählwelten der Griots ein, oder? Sind da nicht auch ein Vorsänger und Chorsänger im Wechsel auszumachen? Sehr fein gesetzt sind die Trompetenpassagen von Nils Petter Molvaer in „Amanecer“. Dabei scheint uns der warme Sirocco zu umwehen, der feinsten Staub und Sand aus der Sahara nach Kontinentaleuropa herüberweht. Und all das bei einem Kompositionstitel namens „Morgendämmerung“. Bedacht und sanft bläst Molvaer sein Horn, fernab des norwegischen „Fjord-Sounds“. Zugleich intensiviert der Trompeter im weiteren Verlauf sein Spiel, derweil ein monoton anmutender Rhythmus nicht nur seinem Spiel, sondern auch dem gestrichenen Cello beigefügt ist. Das Cello klingt eher nach östlichem Diwan als nach klassisch gestimmtem europäischen Cello. Hier und da meint man gar, eine einseitige Schalenspießlaute, Gonje genannt, sei Teil der Instrumentierung. Doch weit gefehlt; Saglio kann eben sehr kreativ mit seinem Cello umgehen!

Was man aus Ravels Bolero machen kann, unterstreichen Saglio und Konsorten bei „Caravelle“, das mit einem Cellopart eröffnet, zum Teil durchaus an höfische Musik und Minnespiel der Vergangenheit erinnernd. Diese geht dann in die Harmonien und Melodien von Ravels Bolero über, getragen und anmutig. Daraus entfaltet dann Nguyên Lê schließlich seine schwebenden Klangwolken.

„El Abrazo“ klingt eher nach Abschied als nach Umarmung. Dabei wird das Stück vor allem durch das Spiel des Geigers Léo Ullmann im Zwiegespräch mit Matthieu Saglio geprägt. In „Sur le chemin“ hat Léo Ullmann erneut eine tragende Rolle. Und auch hier drängt sich Tragik auf, mit anderen Worten Schwere und Schmerz, wenn die Saiteninstrumente erklingen, gestrichen die Geige und im Arpeggio das Cello, sprich das harfenartige Spiel pflegend.

Noch ein paar Zeilen zu „Las Sirenas“ zum Abschluss: Gelegentlich eingestreute schrille Klangmomente und sonore Cellopassagen zu einer steten Basslinie sind zu vernehmen. Dabei umgarnen die Melodielinien den Zuhörer. Man kann sich also gut in die griechische Mythologie hineinversetzen, in der Mensch-Fisch-Fabelwesen die Schiffer in ihren Bann zogen.

Text ©  ferdinand dupuis-panther 2020


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