Matteo Alfonso and Giovanni Maier - Mingus Revisited

Matteo Alfonso and Giovanni Maier - Mingus Revisited

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Caligola 236

Vorabbemerkungen zum Album, das Album eines Duos, das dabei dem Bassisten Mingus insoweit Genüge tut und näherkommt, dass eben der Bassist Maier auf den Pianisten Alfonso trifft, um gemeinsam den „Geist von Mingus zu beschwören“.  „Giovanni Maier has been one of the most renowned and dynamic Italian jazz bassist for over thirty years. He collaborated with Roberto Ottaviano and Enrico Rava’s Electric Five, Roberto Cecchetto and the Italian Instabile Orchestra, Giancarlo Schiaffini and Enten Eller, to name just a few; he took part in over a hundred recordings and was the leader in plenty of them. …  «Naked Songs» (2015), was recorded by the double bass player from Gorizia and Venetian pianist Matteo Alfonso as a touching duo that only played original material.  … Both musicians met a decade later in the studio and, once again as a duo, recorded a tribute to jazz legend Charles Mingus. They interpreted tunes from his immense repertoire truthfully and creatively, including Nouroog and Eclipse, among the compositions jazz musicians play less.“

Beide Musiker brechen Mingus auf das Wesentliche herunter. Und wie gesagt, der Bassist kann ganz und gar in die Mingus-Rolle schlüpfen und diese interpretieren. Zu dem Repertoire, das es zu adaptieren galt, gehören neben den oben genannten Kompositionen „Dizzy Moods“, auf der Akkordfolge von Dizzy Gillespies Komposition "Woody 'n' You" fußend, „Duke Ellington’s Sound of Love“ sowie wie bereits erwähnt „Nouroog“, zuerst 1957 erstmals aufgenommen. Zu hören sind aber auch „Orange Was the Color of Her Dress, Then Blue Silk“  (1959 oder 1960 für ein halbstündiges TV-Drama geschrieben) und „Jump Monk“ (Erstveröffentlichung 1956).

Das thematische Motiv bei „Dizzy Moods“ liegt zunächst in den Händen des Pianisten, In dessen musikalischem Bannkreis bewegt sich der Bassist und setzt seine tieftönigen „Saitenschritte“. Im Verlauf des Stücks löst sich der Bassist und tritt mehr und mehr in den Fokus. Dabei reizt er die Klangbreite seines Basses voll aus. Und dann, ja dann ist es eben erneut am Pianisten das thematische Motiv des Stücks erklingen zu lassen. Dieses Wechselspiel zwischen Pianisten und Bassisten macht den besonderen Klangreiz aus. Mit eher getragenem Duktus kommt „Duke Ellington’s Sound of Love“ daher. Das hat alles nichts mit dem typischen Duke-Sound zu tun. Das ist ja auch einsichtig, geht es ja um Mingus und dessen musikalischen Blick. Herausragend ist die Bass-Setzung, die wir erleben. Da erscheint der Bass nicht als ein Instrument, das Begleiter ist, sondern im Fokus steht und in voller Resonanz den Klangraum einnimmt. So befinden sich die beiden Musiker des Duos auf Augenhöhe. Klangrinnsale, um im Bild zu bleiben, erzeugt der Pianist, derweil der Bassist regelmäßige Klangzäsuren einsetzt. Eine gewisse Leichtigkeit erlebt man und das bei einem reduzierten Klangkörper insgesamt. In den Jazz, wie er in den späten 50er Jahren en vogue war, tauchen wir mit „Nouroog“ ein. Nicht zu überhören ist die beschwingte Note der Komposition, die in der Hand des Pianisten liegt. Erstmals hören wir auf dem Album zudem den Bogenstrich des Bassisten. Und schon bekommt das Stück eine andere Wendung, eher hin zu einem klassisch geprägten Duktus. Zudem erleben wir ein Plong-Plong des Pianisten als Begleitung dazu.

Bei „East Coasting“ hat man fast den Eindruck, dass da jemand durch die Straße tanzt, ähnlich wie bei „Singing in the rain“! Zugerechnet wird das Stück in der Regel dem Hardbop, doch einer solchen Etikettierung entzog sich Mingus: „Mingus’ Musik sollte schon damals in keine dieser Schablonen passen: „Ich gehöre keiner Schule an; und von welcher Küste auch immer jemand kommen mag, er sollte sich selber verwirklichen“ (zit. nach Weber/Filtgen, Fundstelle Wikipedia).“

„Orange Was the Color of Her Dress, Then Blue Silk“ fehlt auf dem aktuellen Album nicht. Davon gibt es eine Solo-Piano-Fassung, aber auch eine die 1964 von Eric Dolphy auf Tourneen gespielt wurde. Ragtime, Boogie und Blues scheinen sich zu Beginn des Stücks zu vereinen und in den Pianisten-Händen zu liegen, ehe dann der gestrichene Bass seinen Vollklang entfaltet und die Kernmotive des Stücks darbietet. Dann scheint eher ein bluesiger Schmelz verbreitet zu werden. Erneut unterstreicht das Duo, dass es als gleichberechtigt agiert und beide Klangstimmen ihren Raum bekommen.

Abschließend hören wir „Jump Monk“, dem Beboper Thelonious Monk gewidmet, aber nicht mit dessen Musik in Verbindung zu bringen. Schlusspunkt ist „Eclipse“ aus dem Jahr 1947. Damals kam es zur Zusammenarbeit von Mingus mit Billy Holiday: „Ich habe Billie Holiday die Noten geschickt. Ich weiß nicht, ob sie sie jemals erhalten hat. Ich habe sie Strange Fruit interpretieren hören, daher habe ich mir vorgestellt, dass sie das auch singen könnte.“

© fdp 2025


Musicians
Matteo Alfonso (piano)
Giovanni Maier (double bass)

Tracks
1) Dizzy Moods
2) Duke Ellington’s Sound of Love
3) Nouroog
4) East Coasting;
5) Celia
6) Orange Was the Color of Her Dress, Then Blue Silk;
7) Free Cell Block F, ‘Tis Nazi U.S.A.
8) Jump Monk
9) Eclipse.
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