Matt Carmichael – Marram

Matt Carmichael – Marram

M

Edition Records

Über das zweite Album des Glasgower Saxofonisten Matt Carmichael lesen wir: „Marram takes its influence from the drama, moods and expansiveness of the coastal imagery of Scotland. But rather than the music being inspired by the landscapes, it’s more the other way round, where the image of the sea encapsulates the openness and emotiveness Matt is trying to communicate in his music. The album also talks about escapism, of flow and the push and pull or drama that the sea evokes. For Matt, his music “wants to have a transportive element…the sea can be calm, but can also be tempestuous, a space where lots of different moods, emotions and energies can be conveyed, lots of different elements of nature found”.“

Jazz trifft Folk – so könnte man kurz und knapp das Album charakterisieren. Hier und da meint man, Joan Baez, Woody Guthry und Pete Seeger hätten mit ihren Liedern auf die Kompositionen des schottischen Saxofonisten abgefärbt. Die Instrumentierung mit Fiddle verstärkt den Eindruck des Folkloristischen. Dabei muss man beim Hören hier und da auch an „Lord of the Dance“ denken, oder? Insgesamt neun Tracks wurden aufgenommen von „The Far Away Ones“ über „Dune“, „Waves“ und „Marram“ bis zu „There Will Be Better Days“.

Im Eröffnungsstück hören wir ein sonores Saxofon und eine rhythmisch gestimmte Fiddle mit Redundanzen. Zudem nehmen wir einen dumpfen Trommelschlag war und fragen uns, ob wir ein Udu oder eine Rahmentrommel hören. Gewiss ist aber, dass sich in dem Stück auch ein wenig Cajun-Rhythmik und Country-Klang finden lassen. Line-Dance scheint bei „The Far Away Ones“ auch nicht fern. Abwegig ist es auch nicht beim Zuhören, an Pub-Abende in Irland und Schottland zu denken, bei denen gemeinsam musiziert und gesungen wird. Nach und nach übernimmt in dem Stück die Fiddle eine wesentliche Rolle, abgelöst vom Saxofon. Übrigens, was zu Cajun nur noch fehlt ist das Akkordeon, aber ansonsten hat das Stück alles, was auch die Folklore Louisianas ausmacht. Ähnlich dynamisch und dem Duktus des ersten Stück folgend ist „Dune“. Da scheinen auch irische Reels durch, selbst wenn man keinen Dudelsack und keine Rahmentrommel hört. Die Fiddle stimmt den Zuhörer ein und nimmt ihn mit auf eine Reise zu Volksweisen Irlands und Schottlands. Die Jazzstimme allerdings erhebt hier und da der Saxofonist, der sich in den rhythmischen Linien in den Fußspuren der Fiddle bewegt. Allerdings wird deutlich, dass er das paraphrasiert, was der Fiddlespieler thematisiert hat. Ausgelassenheit ist das Charakteristikum dieses Stücks.

Meeresrauschen verdanken wir in „Waves“ vor allem dem Pianisten, der mit seinem welligen Tastenspiel überzeugt. Dazu vernehmen wir die Weichzeichnungen des Saxofonisten, der seinem Holzbläser eine sanfte Stimme entlockt. Er scheint die Weite des Meeres zu beschwören. Das ist dem sogenannten skandinavischen Fjordsound nicht unähnlich, oder? Ein wenig wehmütig klingt die Fiddle. Gezupfte Basssaiten schwingen und erzählen eine eigene Geschichte, in der das Meer und die Fahrt zu unbekannten Zielen eine Rolle spielt. Ein wenig erinnert dieser Titel an die Filmmusik von Mark Knopfler zu „Local Hero“.

Gleichnamig wie das Album ist der Track „Marram“. Von den Harmonien her meint man eine Mischung aus Gospel und Protestsong zu hören. Dem Rezensenten kam an der einen oder anderen Stelle der Song „The Night They Drove Old Dixie Down“ in den Sinn. Sehr getragen ist der Vortrag. Gelegentlich muss man auch an ein Lamento denken, an ein Lied für die Totenwache wie wir es von „Finnegan’s Wake“ her kennen. „Horizon“ hebt sich durch die Klanglinien und vor allem durch die Sequenzen, die der Pianist spielt, deutlich vom Folkloristischen ab. Da vernimmt man das Klangsprudeln und Kaskadieren, hört „Felssprünge“, vernimmt Trillern und Trällern. Alles ist im Fluss bis zum Horizont. Rinnsale werden zu Strömen, begleitet von der übrigen Rhythmusgruppe. Das folkloristische Element allerdings tritt dann hinzu, wenn der Saxofonist das Wort ergreift. Dann scheint es, als werde man Zeuge eines inbrünstigen Männergesangs in einem Pub. Und auch Mark Knopfler scheint irgendwie um die Ecke zu lugen, oder? Zum Abschluss noch ein Wort zu „There Will Be Better Days“: Dieses Stück nimmt melodische Linien auf, die die übrigen Tracks des Albums durchziehen, scheint aber in Teilen eher balladenhaft. So fügt es sich in das Konzept Jazz meets Folk nahtlos ein.

© ferdinand dupuis-panther




Info

https://editionrecords.com

Line-up

Matt Carmichael - Tenor Saxophone
https://www.mattcarmichaelmusic.com
Fergus McCreadie - Piano
Charlie Stewart - Fiddle
Ali Watson - Double Bass
Tom Potter - Drums

Tracklisting

1. The Far Away Ones 6.26
2. Dune 3.13
3. Road to the Sea 1.29
4. Waves 6.24
5. Marram 4.48
6. Horizon 9.58
7. There Will Be Better Days 4.17
8. On The Gloaming Shore (pt.1) 2.27
9. On The Gloaming Shore (pt.2) 7.10


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