Marc Stucki: 172 jours à Paris

Marc Stucki: 172 jours à Paris

M

Unit Rec., UTR 4595

Der Schweizer Saxofonist Marc Stucki war im Frühjahr 2014 mit Saxofon, Bassklarinette und Aufnahmeequipment in Paris unterwegs, um die Geräusche der Großstadt an der Seine einzufangen. In dem Stück „Deux Robinets“ ist als Gast der Posaunist Andreas Tschopp zu hören, ansonsten unternahm Stucki ganz alleine seine Spurensuche zwischen Eiffelturm und Notre-Dame. Die einzelnen Kompositionen hat Stucki bestimmten Plätzen in der Stadt gewidmet. Der besondere Reiz dieser Arbeiten liegt darin, dass die Musik als Außenaufnahmen aufgezeichnet wurde, sodass auch die Geräuschkulisse der Metropole an der Seine ihren Platz bekam. Die Stadt der Liebe ist dabei nicht nur Ort des Geschehens, sondern fungiert im übertragenen Sinne zugleich als veritabler Spielpartner Stuckis.


Wie nicht anders zu erwarten, beginnt Stuckis Paristour an der Kathedrale von Notre-Dame („Saint-Michel – Notre-Dame“), zeigt uns ein tanzendes Großmütterchen („Grandmère dansant“) und bringt uns danach zur Brücke Louis Phillippe („La Rage du Pont Louis Phillippe 1“ und „La Rage du Pont Louis Phillippe 2“). Was allerdings „Angoisse Métaphysique“, also metaphysische Ängste, mit Paris zu tun haben, erschließt sich nur dank Marc Stucki . Mit „Jeter un Pont“ endet der 172-tägiger Paristrip, ohne allerdings akustisch Montmartre, den Eiffelturm oder Pigalle erlebt zu haben. Warum eigentlich nicht? Zeit wäre doch, oder? So muss man das vorliegende Album wohl als Extrakt der Pariserfahrungen Stuckis ansehen.

Autolärm in der Ferne und dann das durchdringende Saxofon, mit viel Hall aufgenommen, sind die ersten akustischen Eindrücke von Paris. Stand Stucki dabei unter einer Brücke oder gar im Kirchenschiff oder der Krypta von Notre-Dame, derweil er einen „Lobgesang“ auf das historische Baudenkmal anstimmte? Ist da nicht auch Gerede im Hintergrund zu hören? Sind es geschwätzige Touristen, die die Kirche betreten? Gewidmet ist der Opener jedenfalls der berühmten Pariser Kathedrale. In gewissen Passagen des Eröffnungsstücks fühlt man sich an eine Etüde erinnert, wenn man Stuckis Spiel zuhört. Signalhaftes ist dabei hier und da eingestreut worden. Pfeift da gar eine Dampflokomotive oder signalisiert eine Diesellok, dass sie sich einem Bahnübergang nähert? Manchmal klingt es gar so, als würde ein Truck sein Signalhorn betätigen, um unaufmerksame Fußgänger vor der Kirche aufzuschrecken. Im weiteren Verlauf des Stücks echauffiert sich das Saxofon ganz unglaublich. Schrecklich aufgeregt klingt es. Dabei drängt sich ein Bild auf: Ein Fremdenführer rasselt in kürzester Zeit sein gesamtes Wissen herunter, oder?

Wassertropfen fallen herab. Ein Schnalzen ist zu vernehmen, aber auch ein kurzatmiges Brummen, ein Flirren und ein geschnalzter Doppelklang. Oder sind es die auf- und zuschnappenden Ventilklappen, die Stucki in den Fokus gestellt hat? Markant ist dieses Geräusch bei „Deux Robinets“auf jeden Fall. Zu diesem Geräuschteppich lässt Andreas Tschopp seine Posaune ertönen, ein wenig klagend und melancholisch gestimmt.

Kindergeschrei und Gelächter liegen unter der schönen Melodie, die Stucki für eine tanzende Großmutter komponiert hat. Dazu bewegt sich die Oma beschwingt unter dem Staunen der Kinder auf der Straße: „Grandmère dansant“. Besuchen wir nun die Pont Louis Philippe. Hier scheint es Aufruhr zu geben. Stimmengewirr wird durch Stuckis Saxofonsequenzen eingefangen.

Augenscheinlich kann man in Paris auch dem „Blues“ verfallen. Jedenfalls hat Stucki einen für sein Parisabenteuer geschrieben. Doch hören wir wirklich 12 to the bar? Zweifel kommen beim Hören des Stücks auf. Irgendwie klingt es mehr nach urbanem Wahnsinn, nach Lärm, Dreck und Großstadt. Mit leiser Akkordeonmusik im Off und Saxofonsequenzen verabschiedet sich Stucki von seinen Hörern und Paris: „Jeter au Pont“.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Unit Records
http://www.unitrecords.com

Musiker

Marc Stucki
http://www.stuckimusic.ch


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