Mal Waldron & Sam Rivers - Live in Mestre Venezia 1984
M
Caligola Records
Zum historischen Hintergrund: „Caligola, a cultural association based in Venice, Italy, has been organizing jazz, folk, rock and blues concerts since 1980. In 1994 it founded an independent jazz label with the same name, Caligola Records. It therefore seemed natural to select the best live tapes from over a thousand concerts, so many music lovers around the world - both young and old - can listen to them. For this reason, we like to name this series of albums "Historical Concerts".
The fifth release in the series presents a concert as rare as it is valuable, a performance by the previously unheard duo of pianist Mal Waldron (1925-2002) and saxophonist Sam Rivers (1923-2011), recorded in February 1984 at the Toniolo Theatre in Mestre (Venice). At the time, Waldron was primarily performing with saxophonist Steve Lacy. On this occasion, the two jazz masters revisit only well-known standards, reinterpreting them with their strong and always recognizable musical styles.“
Bebop and beyond – so ist die Auswahl der Musik zu charakterisieren, die auf dieser historischen Aufnahme zu hören ist. Noch etwas ist hervorzuheben: Zu hören ist ein Duo, eine eher seltene Formation im Jazz. Zumeist sind gerade Aufnahmen aus der Periode von Bebop und Modern Jazz Aufnahmen von klassischen Saxofon Quartetts. Im Duo entfalten sich beide Musiker, beginnend mit dem Parker-Titel „Scrapple from the Apple“, einem Song mit flottem Tempo. Dabei hat der Saxofonist durchaus die Melodieführung inne, derweil der Pianist eher die rhythmischen Akzente setzt. Bei Sam Rivers fällt außerdem auf, dass er seinen Holzbläser mit Leichtigkeit die Klangleiter erklimmen lässt. Ob man Parker beim Hören vermisst, wird man sich fragen. Und die Antwort lautet nein, solange man offene Ohren für Interpretationen und Adaptationen von Standards hat. Zudem brilliert Waldron im Laufe des Stück in einem Solo, bei dem er einen klanglichen „Perlenfluss“ initiiert. Zu erwähnen ist, dass die Komposition 1947 entstand und dabei Anleihen an „I Got Rhythm“ und „Honeysuckle Rose“ nahm.
Weiter geht es mit „I Thought About You“. Das bringt uns zurück in die 30er Jahre. Zugleich werden wir mit einem der Songs mit deutlicher Dur-Charakteristik konfrontiert. Es ist ein Song, der zum Great American Songbook gehört. Bedächtig und mit ein wenig „Schmelz“ kommt der Song daher, vergegenwärtigt man sich die Einleitung, die in der aktuellen Aufnahme, vom Pianisten Waldron gestaltet wird. Danach werden wir von dem sonoren Klang des Saxofons eingehüllt, dank an Sam Rivers. Ballade oder nicht? – das ist die Frage. Zugleich kann man sich mit dem Song in die Zeit versetzen, in der zu Jazz noch getanzt wurde. Jazz war Popmusik im besten Sinne. „Blue Monk“ stammt aus der Feder eines Granden des Bebop, Thelonious Monk. Und auch dieser Standard steht auf dem Programm des us-amerikanischen Duos River-Waldron: Ähnlich wie im Original steht der Tastenkünstler Waldron im Fokus, der das Thema spielt, das Monk sich ausgedacht hatte. Rivers setzt dann das Thema mit einem eher kühl-schrill klingenden Saxofon fort. Irgendwie hat man dabei auch den Eindruck, man lausche einem Blues, oder?
Für das Broadway Musical „St. Louis Woman“ wurde „Come Rain or Come Shine“ in den 1940er Jahren erstmals veröffentlicht. Getragene Sequenzen des Saxofons sind es, die der Hörer aufnimmt. Das hat durchaus etwas von Epischem. Nach „All of You“ (Cole Porter) schließt das Live-Programm mit „Bye Bye Blackbird“. Damit sind wir dann auf unserer Reise in die Geschichte des Jazz im Jahr 1926 angekommen. In der Jazzgeschichte hatte der Song durchaus besondere Relevanz, macht man sich klar, wer den Song im Laufe der Jahre interpretiert hat: „Der Titel stand lange im Programm des klassischen Miles Davis Quintetts; dort hatte Coltrane ihn des Öfteren gespielt, wie auf dem Album ’Round About Midnight 1957 und auf dem Newport Jazz Festival 1958. Im April 1961 nahm Davis erneut den Song auf, diesmal mit Hank Mobley am Saxophon. Ben Webster und Oscar Peterson spielten „Bye Bye Black Bird“ 1961“ (zit n Wikipedia!) Und was macht das Duo aus dem Song? Irgendwie muss man beim Zuhören an einen populären Schlager denken, zumal der Saxofonist durchaus eingängige melodische Linien anspielt. Gewiss, diese paraphrasiert er, im weiteren Verlauf. Dennoch ist dieser Song ganz besonders Ausdruck für einen nicht-verkopften Jazz und ein gelungener Abschluss des „historischen Albums“.
Fdp 2025
https://www.caligola.it
BANDCAMP
Musicians
Sam Rivers (tenor sax)
Mal Waldron (piano)
Track List
1. Scrapple from the Apple (Charlie Parker)
2. I Thought About You (Jimmy Van Heusen, Johnny Mercer)
3. Blue Monk (Thelonious Monk)
4. Get Happy (harold Arlen, Ted Koehler)
5. Come Rain or Come Shine (Harold Arlen, Johnny Mercer)
6. All of You (Cole Porter)
7. Bye Bye Blackbird (Ray Henderson, Mort Dixon)















