Luca Crispino – Famiglio

Luca Crispino – Famiglio

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Dodicilune

Vorab nachstehende Zeilen: „Famiglio“ ist „eine Reise durch Szenarien freier Improvisation, die  die persönliche Erkundung und Interpretation durch ein Kollektiv sensibler und visionärer Musiker fördert, das über konventionelle Strukturen hinausgeht“. -  „Jeder Augenblick ist voller Möglichkeiten und lädt die Zuhörer dazu ein, die Musik zu erleben, während sie atmet, sich entwickelt und nachhallt, wobei jede Note eine Geschichte erzählt und jedes Hören ein neues Abenteuer bietet. Das Album überschreitet konventionelle Strukturen, präsentiert komplexe und organische Musik und bietet eine manchmal surreale und traumhafte Neuinterpretation unserer Umgebung“, so der Gitarrist und Bandleader Luca Crispino.

Schon bei den ersten Takten erleben wir hier ein wenig Ian Anderson, dort Roger Waters und Peter Green, aber dabei hören wir kein Ensemble, das sich als Nachbeter und Kopisten der oben Genannten begreift. Und doch erfindet auch das Ensemble um Luca Crispino das Rad nicht neu und auch nicht Fusion sowie Jazz Rock. Da wimmern und schwirren beinahe sphärisch die Gitarrensaiten wie zu Beginn von „Abatwa“. Nach und nach nimmt das Stück rhythmisch Fahrt auf, vernimmt man einen steten „Basstropfen“, der gleichsam niedersinkt. Fernab von Ian Anderson und eher in der Tradition der Flötisten im Jazz – man denke an Herbie Mann - nimmt uns Stefano Benini auf eine exquisite Klangreise mit. So wenig moduliert wie die Rock-Instrumentalisten von The Ventures lässt Luca Crispino seine Gitarre erklingen und baut nachhaltigr Klanggewölbe. Melodische Linien, die strichweise gesetzt werden, fügt der Flötist hinzu. Im weiteren Verlauf ist es der Gitarrist, der diverse Klangbilder aneinanderfügt, die eben auch Bezüge zu den oben genannten „Ikonen“ des Rocks aufweisen. Mit „Pastorale“ geht es weiter. Dabei meint man, hier und da The Ventures 2.0 zu erleben, wären da nicht die „trillernden Flötenklänge“, die sich teilweise zu „sphärischen Schlieren“ wandeln. Unüberhörbar ist der akustische Bass, dem auch Raum für ein Solo gegeben wird. Achtsam agiert Luca Poghi am Schlagwerk und wirbelt mit seinen Stöcken dezent auf den Fellen. In der zweiten Hälfte des Stücks erlebt man Momente von Ambient, scheint man im Orbit unterwegs zu sein, schwerelos und fern von Bodenhaftung. Weiter geht es mit „Wendigo“. Dabei bleibt der Duktus ähnlich wie in den zuvor gehörten Stücken. Motivfragmente präsentiert uns der Gitarrist und dazu vernehmen wir starkes Schlagwerkrauschen. Synth-Beimengungen gibt es auf dem Album auch zu hören und zwar in dem Stück „Teogene“. Auf dem ausgebreiteten Klangteppich, der im Hintergrund zu hören ist, platziert  der Gitarrist seine Klangtupfer, ergeht sich in schnellen Läufen, erklimmt Klanghöhen, nimmt uns auf eine rasante Klangreise mit. Als Kontrast ist das anzusehen, was der Flötist zum Ganzen beisteuert. Sanfte Klänge, „Klangirrfahrten“ und Klangbrüche sind alle Stefano Benini zu verdanken.

Bei „Spazio Liminale“ vernimmt man zu Beginn anschwellendes Klanggemurmel, ehe man dann den Gitarristen erlebt, dessen Gitarre langwellig wimmert. Und dann ja dann hört man die nasale Zirkulation eines Didgeridoo, dem traditionellen Musikinstrument der First Nations Australiens. Gemeinsam mit den übrigen Instrumentalisten entsteht nach und nach eine Art sanfter Malstrom, eine Turbulenz des Klangs, einer Windhose gleich, wenn man es bildlich fassen will.

Zu den weiteren Stücken des sehr hörenswerten Albums gehört „Geomante“. Dabei erleben wir auch den Flötisten an einer traditionellen Kernspaltflöte, die teilweise wie Vogelgesang klingt. In der weiteren Ausformung des Stücks sind durchaus auch Elemente von Funk verarbeitet worden. Ansonsten erleben wir Jazz Rock vom Feinsten. Schließlich noch eine Anmerkung zu „Famiglio“, zugleich Titel gebend für das Album: Es ist am Gitarristen w die  Klangarchitektur zu schaffen. Über seine Phrasierungen erhebt sich der Flötist mit weichen Klangwolken, scheint er ein Vogelkonzert zu imitieren, oder? Für eine gewisse Erdigkeit sorgt der Bassist in seinem Solo, bedächtig und mit Sinn für Gleichklang. Fazit: Welch ein gelungener Ohrenschmaus mittels einer Klangreise in den Jazz Rock der Gegenwart!

© fdp 2025




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Musicians
Luca Crispino, guitar
Stefano Benini, flute (1, 2, 4), didgeridoo (5), koncovka (slowakische Kernspaltflöte, 6), tibetan trumpet, (7), globular flute (ähnlich einer Okarina, 9)
Enrico Terragnoli, acoustic bass, synth
Luca Pighi, drums

Tracks
1) Abatwa
2) Pastorale
3) Wendigo
4) Teogene
5) Spazio Liminale
6) Geomante
7) Famiglio
8) Mare Imbrium
9) Sabba


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