Lorenzo Conte & Michele Polga - Big Pulse

L
Caligola Records
Leseprobe aus dem Pressetext zum Album: „Jazz musicians usually record their music in the studio and use the best digital technologies to perfect and correct their tracks. Editing is a common practice that allows musicians to release a work when they are fully satisfied with it. However, some live records, for all their imperfections, can still convey those same emotions one can only feel at a great concert. It is no surprise that albums like Bill Evans at the Village Vanguard (1961) and Miles Davis at the Philarmonic Hall (1964) are considered milestones in the history of jazz. This recording captures a magical evening with a quartet that is full of energy and excels at playing familiar standards. All four musicians need no introduction, especially Dario Carnovale and Michele Polga, the latter considered for some years among the most talented and original tenor saxophonist of Italian jazz scene. Perhaps it is no coincidence that four of the eight chosen tunes were composed by three tenor saxophone masters such as Wayne Shorter, Joe Henderson and Frank Foster. Michele Polga, Dario Carnovale, Pasquale Fiore and Lorenzo Conte - who pays tribute to a giant of the double bass and his inspirator as Paul Chambers - play with a great sense of balance, enviable interplay, and just the right amount of expressive fury. A real "big pulse", as the title properly says.“
Pulsschläge eines italienischen Jazzquartetts erleben wir mit dem Album. Es ist ein klassisches Jazzquartett um den Saxofonisten Michele Polga, das für den „Herzschlag von Jazzliebhabern“ sorgt. Aufgemacht wird das Album mit „Black Nile“ (Wayne Shorter): Also lassen wir ein Stück Jazzgeschichte bzw. die Geschichte des Modern Jazz auf uns wirken. Was erleben wir? Eine rasante Bootstour auf dem Schwarzen Nil, der durch den Sudan und Äthiopien fließt? Das Meistern von Stromschnellen und Kehrwasser? All das suggeriert die temporeiche Musik, in deren Mittelpunkt der Saxofonist des italienischen Quartetts steht. Das scheint der Versuch, werkgetreu ein Arrangement zu präsentieren. Auch im Original dreht sich mehr oder minder alles um den Saxofonisten Wayne Shorter.
In „Simone“ werden wir von den perlenden und kaskadierenden Läufen eingenommen, die uns der Pianist Dario Carnovale präsentiert. Dieser lässt seine Finger vor allem im Diskant des Harmonieinstruments spielen. Akzentuiert ist das Spiel und nicht etwa aquarelliert. Sonor überzeugt der Saxofonist Michele Polga, der sehr ausgewogen spielt und nicht in klangliche Eskapaden verfällt. Erstmals wurde der Song 1971 veröffentlicht. Übrigens, bemerkenswert ist das Bass-Solo mit „zartem Fingerzupfen“ von Lorenzo Conte, das wir im zweiten Teil des Stücks hören können. Weiter geht es mit einem Klassiker des Jazz, den wir wie andere auf dem aktuellen Album vorfinden: „Body and Soul“ (J. Green, E. Heyman, R. Sour). Damit springen wir in der Jazzgeschichte ins Jahr 1930. Lauschen wir dem Arrangement, so fühlen wir uns in das Schummerlicht eines Jazzclubs in Downtown Chicago versetzt. Es ist wohl schon zur fortgeschrittenen Stunde. Die Musik dringt gedämpft ans Ohr des Hörers. Ballade oder was? – das ist die Frage. Auffallend ist die Weichzeichnung und die klangliche Gouache, die wir beim Spiel von Michele Polga erleben. Man höre genau auf das Zusammenspiel von Bass und Piano sowie Saxofon im weiteren Verlauf der Komposition! Irgendwie drängt sich die Vorstellung auf, man höre den letzten Song des Abends und es heiße „Auf Wiedersehen“. Vor dem Album-Ende – hier verneigen sich die italienischen Jazzer vor Paul Chambers – ist nochmals ein Stück von Shorter zu hören: „Yes or No“. Keine Frage, es handelt sich um einen nicht gar so bekannten Standard im Jazz, der zum Repertoire von Polga und Co gehört. Die Melodie ist fast so schnell wieder zu erkennen wie die von „So What“. Und diese Wiedererkennung ist für den einen oder anderen wichtig, um an die Geschichte des Jazz anzuknüpfen. Fazit: Wer Standards und Modern Jazz schätzt, für den hat das Album alles, was diesbezüglich zu erwarten ist.
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Musicians
Michele Polga (tenor sax)
Dario Carnovale (piano)
Lorenzo Conte (double bass)
Pasquale Fiore (drums)
Track List
1) Black Nile (Wayne Shorter)
2) Simone (Frank Foster)
3) Body and Soul (J.Green, E.Heyman, R.Sour)
4) Inner Urge (Joe Henderson)
5) I Remember You (V.Schertzinger, J.Mercer)
6) Darn That Dream (J.Van Heusen, E.Delange)
7) Yes or No (Wayne Shorter)
8) Whims of Chambers (Paul Chambers)