Lenny Sendersky/Gershon Weiserfirer - Wait Until Now

Lenny Sendersky/Gershon Weiserfirer - Wait Until Now

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self production

Das Album verspricht Ambient Jazz, Filmmusikanlehnungen und den folkloristischen Klang des Nahen Ostens. So jedenfalls konnte man es in einem Text zu dem Duo-Projekt Sendersky/Weiserfirer lesen. Musikalisch ist das Projekt eines Duos, bestehend aus Saxofonisten und Flötisten Lenny Sendersky und dem israelischen Multi-Instrumentalisten und Oud-Spieler Gershon Weiserfirer ungewöhnlich, betrachtet man die Instrumentierungen. Diverse elektronische Effekte ergänzen das Klangspektrum der genannten Instrumente um „Sphärenklänge und mehr“.

Gershon Weiserfirer ist nicht allein Multiinstrumentalist, sondern auch Komponist. 
Er ist in der israelischen Musikszene in fast allen Genres aktiv, von traditioneller jüdischer Musik bis hin zu improvisierter Musik. 
Der ausgebildete Schauspieler komponiert regelmäßig Musik für Film und Theater und wurde mit dem Israel Theater Music Prize ausgezeichnet.

Der Saxofonist Lenny Sendersky begann seine internationale Karriere während eines zweijährigen Aufenthalts in Dänemark. 2011 emigrierte er nach Israel, von St. Petersburg/Russland aus. Dort hat er sich einen Namen in der Jazzszene gemacht. Er teilte die Bühne unter anderem mit Carmen Souza & Theo Pascal, Randy Brecker, Tony Romano und Joe Locke, um nur einige Künstler zu namentlich nennen.

In dem Eröffnungsstück „Mood Indigo“ verbinden sich konstante Klänge, die an dunkles Sturmgeheul erinnern, mit den Saitenklängen der Oud, die wohl dank Verstärker lang anhaltend nachhallen kann. Zischen ist zu hören und auch der sanft-sonore Klang eines Saxofons. Alt- oder Sopransaxofon – das stellt sich beim Hören als Frage. Während die Oud in einer konstant zirkulären Form verharrt, schwillt im Hintergrund das Röhren an und ab. Dabei könnte man denken, jemand würde ein Bambusrohr zum Klingen bringen. Bisweilen drängt sich auch der Höreindruck eines Didgeridoo auf. Durchaus Meditatives strahlen einige Passagen des Stücks aus. Beinahe klagend und zerbrechlich erhebt der Saxofonist die Stimme, gegenüber einer dahinziehenden urban-industriell anmutenden Geräuschkulisse. Und die Oud ist mit einem kurzen Pling-Pling zu hören. Am Ende verhallt der Klangeffekt im Off. Mit „Cristals“ und einem feinen beschwörend anmutenden Saxofonsolo geht es weiter. Sind da Frösche im Hintergrund zu hören oder die Klänge des tropischen Dschungels, namentlich Zikaden? Über diesem „tropisch anmutenden Klangteppich“ entfaltet sich der Saxofonist, dessen Spiel nahtlos in „Sun Dance“ übergeht. Vor Augen haben wir unter anderem einen höfischen Tanz, sieht anmutige Bewegungen. Auch der Oud-Spieler ist mit einem ganz eigenwilligen Saiten-Tanz zu vernehmen. Im Hintergrund hört man Klappern, Pochen und ein sonores Klangbett. Lenny Sendersky scheint uns bei seinem Spiel Folgendes zu vermitteln: Mal links, mal rechts, mal Drehung, mal Tanz auf leichten Sohlen, mal auf Fußspitzen, mal schwungvoll und mal graziös.

Bei „Run Away“ schlüpft der Lautenspieler in die Rolle eines Bassisten, der die Schritte nachahmt, die ein Wegrennender hinterlässt. Ein Klangholz wird geschlagen und gleicht mit dem Plock-Plock einem Metronom, mit dem der Takt bestimmt wird. Steigt der Saxofonist ins Klanggeschehen ein, dann meinen wir, wir hören Musik, die zu einer Flucht über Stock und Stein inszeniert wird. Dieses Stück zeigt durchaus auch Momente von freier Improvisation und vielerlei Effekte, auch von einer geschlagenen Klangschale.

Als nächstes folgen auf dem Album die Stücke „Cold Desert“, der Titelsong „Wait Until Now“ und „light & butterfly“. Bei „Cold Desert“ scheint man den steten Wind wahrzunehmen, der über die Sand- und Steinwüste fegt. Der Oud-Spieler verführt uns mit „orientalischen Klängen“ und der Saxofonist mit samtenen Sequenzen. Zwischen beiden besteht ein interessanter Wechselgesang. Eigentlich meint man in den Saitenklängen auch immer arabischen Gesang mitzuhören, oder? Der Titelsong macht mit Sphären-Klängen aus dem Off und einer Oud auf, die so klingt, als würden Kirchenglocken schlagen. Wehklagend erhebt sich der Saxofonist mit seinem Holzbläser. Pferdegetrappel scheint obendrein inszeniert zu werden. Klänge scheinen in der Ferne zu verhallen, ob nun Oud oder Saxofon zu hören sind. „Wait Until Now“ heißt das Stück – und worauf warten wir?

Das Stück „light & butterfly“ macht mit Klick- und Klack-Lauten auf sich aufmerksam. Hören wir da nicht auch eine Maultrommel mit tiefen Klang-Schwüngen? Und auch eine Flöte meldet sich hier und da zu Wort. Nach und nach verflüssigt sich der Flötenklang, und das Ostinato im Hintergrund – wohl elektronischer Effekt und keine Maultrommel – ist steter Begleiter. Beim Hören des Flötenklangs meint man, das Schwirren der Flügel von Kolibris heraushören zu können. Oder fängt der Flötist gar die dahinfliegenden Schmetterlinge ein, die vom Licht angezogen werden? Irgendwie schwingt auch ein gewisser Afro-Beat aus Westafrika in dem Stück mit. Oder doch nicht?

Weitere Klangverführungen des Duos sind die nachfolgend genannten Stücke: „Strange Beauty Fruit“ und „Bamboo Forest“. Klock-Klock-Klock und ein intensiver Oud-Klang, der ähnlich wie ein dumpf-dunkles Drdrdrdr anmutet sowie ein Saxofon, das in seinen Sequenzen, Cirruswolken des Klangs gleicht – das vereint sich in der Klangexkursion in den „Bambuswald“. Zugleich hört man eine Oud in melodischem Sing-Sang, der ein wenig an eine Sitar erinnert. Übrigens, mit „Meditation“ wird das Album abgerundet. Unsere Reise in die Klangwelten des Nahen Ostens findet ein Ende. Dezidiert Folkloristisches konnte der Rezensent nicht unbedingt ausmachen, obgleich in vielen Passagen eine Begegnung von Orient und Okzident herauszuhören ist. Vielleicht greift der Begriff Fusion, um die Musik des Duos Sendersky/Weiserfirer einzuordnen, auch wenn anderes zum Album publiziert wurde.

© ferdinand dupuis-panther




Line-up
Gershon Waiserfirer - Electric oud / effects
Lenny Sendersky - saxophones/flute/effects





Review "Lenny Sendersky & Moon Strings - Blues Mizrahi"



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