Lauren Tsamouras / Tom Avgenicos - For Judy

Lauren Tsamouras / Tom Avgenicos - For Judy

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ABC Jazz

Das Album ist eine Hommage an Judy Bailey. eine Pionierin des australischen Jazz, eine brillante Komponistin und Pianistin und eine leidenschaftliche Pädagogin, deren Einfluss Generationen von Musikern geprägt hat. Dazu ein O-Ton des Trompeters Tom Avgenicos: „Given Judy’s brilliance as both a pianist and composer, we felt the most meaningful way to engage with her music was through electroacoustic reimaginings and reinterpretations. Her compositions are so distinctive and powerful that we knew her voice would shine through, no matter how we approached them.“

Da Jazzmusiker aus Down Under hierzulande, wenn überhaupt nur einem kleinen Kreis von Jazzliebhabern bekannt sein dürften, nachstehend einige Zeilen zu den beiden am Album beteiligten Musikern: Lauren Tsamouras ist Pianistin, Komponistin und Improvisatorin und lebt in Warrang (Sydney). Sie leitet und komponiert für ihr zeitgenössisches Jazz- und Improvisationsduo Another Green World, dessen Debütalbum Mytera im März 2023 veröffentlicht wurde. Lauren tritt außerdem regelmäßig mit verschiedenen Ensembles in Sydney auf, darunter Pharos (unter der Leitung von Hannah James), Volant (unter der Leitung von Matt Ottignon) und Home Is (unter der Leitung von Hinano Fujisaki).

Im Jahr 2021 wurde sie für den Jann Rutherford Memorial Award nominiert und erhielt ihn 2025, wodurch sie die Aufnahme des zweiten Albums von Another Green World unterstützen konnte. Anfang 2025 war sie außerdem als ABC Jazz Artist in Residence zu sehen, wo sie neben einer Auswahl an Jazz-Stücken auch eigene Solo-Klavierwerke präsentierte, die im nationalen Radio und in den sozialen Medien ausgestrahlt wurden. (Übersetzung zit. nach Pressemitteilung von ABC Jazz.)

Zum Duo gehört auch der Trompeter Tom Avgenicos, ebenfalls ein Sydneysider:  Avgenicos ist Trompeter und Komponist. Er trat mit Jazz-Größen wie Mike Nock, Paul Grabowsky, Ten Part Invention und Barney McAll auf und veröffentlichte sechs von der Kritik gefeierte Alben mit seinen eigenen oder mitgeleiteten Projekten, darunter Delay 45, Avgenicos Brothers und Tuckerbox. Zu seinen jüngsten Auszeichnungen und Anerkennungen gehören das Freedman Jazz Fellowship sowie die Preise „Best in Music“ und „Best in Dance“ beim Sydney Fringe Festival 2024. Sein neuestes Album Ghosts Between Streams (Earshift Music, 2025) wurde auf bestofjazz.org in die engere Auswahl für das „Album des Jahres” aufgenommen. (Übersetzung nach Presseveröffentlichung von ABC Jazz)

Angesichts der Tatsache, dass das Duo Avgenicos/Tsamouras bis auf ein Zwischenspiel ausschließlich Kompositionen von Judy Bailey spielt, ist man schnell geneigt, nach den Original-Arrangements zu fragen. Das allerdings verstellt den Blick für das genannte Duo. Es verstellt auch den Blick dafür, sich auf die Klangspuren des Duos einzulassen und zu fragen, welche Rolle Dialog, Kontroverse, Fragen sowie Antworten in dem Zusammenspiel einer sehr fragilen und delikaten Jazzformation spielen. Zugleich sollte sich jeder für die Musik öffnen, ohne zugleich Vergleiche zum Beispiel zu legendären Trompetern wie Miles Davis anzustellen. Ganz umhin kam der Rezensent jedoch nicht, das Gehörte mit Ansätzen von Mathias Eick (Norwegen) in Bezug zu setzen. Ja, Weite, unverstellte Weite spiegelt sich schon in Avgenicos Spiel, dabei durchaus am sogenannten nordischen Fjord Sound anknüpfend, so könnte man durchaus meinen!

Aufgemacht wird das Album mit „The Calling“: Es gibt zorniges, aggressives Trompetenspiel und poetisch- sanftes. Letzteres ist das, was wir von Tom Avgenicos in der Einleitung des Tracks hören. Die Phrasierungen werden von der Pianistin aufgenommen, die sich weitgehend im Hintergrund hält. Genau dieses Stück ist es, das an den Fjord Sound des Nordens denken lässt. Es scheint als werde hier eine musikalische Reise durch die Nullarbor Pleins unternommen. Federführend in der Gestaltung ist ohne Frage der Trompeter, der sein Instrument in den höchsten Tönen klingen lässt. Hier und da übernimmt die Pianistin die zweite Stimme. Zugleich erlebt man hintergründig einen inszenierten elektronischen Klangteppich, oder?

Weiter geht es mit „The Traveller“. Schon der Titel lässt das Erzählen einer Geschichte erwarten. Tragend und sich in die tiefen Klänge des Flügels vertiefend, so beginnt das Stück. Eine gewisse Schwere und Gemächlichkeit bringt die Pianistin obendrein zum Ausdruck. Ja, auch perlende Tastenfolgen sind zu vernehmen, ehe dann der Trompeter seine glasklare Stimme erhebt. Erzählt er uns gar von einem fliegenden Teppich, auf dem wir dahinsegeln? Ähnlich wie auch das Eröffnungsstück suggeriert der Trompeter die Weite einer Landschaft, den unverstellten Blick jenseits der urbanen Dschungel an der australischen Ostküste. Bilder des ariden Zentrums Australiens drängen sich auf, auch von einer Fahrt im legendären  Ghan von Südaustralien gen Darwin, oder?

Klangstäbe erklingen, gefolgt von sanften Kaskaden, die die Pianistin verantwortet: „Colours Of My Dream“ lautet der Titel des Stücks. Wie in den zuvor besprochenen Stücken strahlt auch dieser Song eine gewisse Poesie aus. Zugleich fühlt man sich an Jazzmelodien erinnert, wie sie in den 1940er Jahren in Musicals und Revuen angesagt waren.

Auch dem Schaukelpferd („Rocking Horse“) hat Judy Bailey ein Stück gewidmet. Ob man wohl aus den Klangsequenzen das Schaukeln dieses einst sehr beliebten Kinderspielzeugs heraushören kann? Wir lassen uns mal überraschen. Folgt man den Klanglinien, dann handelt es sich wohl eher um ein sanftes, langwelliges Wippen, das hier und da unterbrochen wird. Die Klangfärbungen werden dabei durchaus vom Trompeter definiert. Die Pianistin ist Begleiterin, lässt sich aber auch solistisch vernehmen. Und dann hat man eher den Eindruck ein juchzendes Kind schaukele auf seinem Schaukelpferd.  Den Abschluss der Hommage bildet „White Waratah“: Dies ist eine weiß blühende Variante der Wappenblume des australischen Bundesstaates New South Wales. Im Deutschen wird für den rot wie auch weiß blühenden Busch bisweilen der Name Duftkerzenblume verwendet. Wie auch immer, das brillant arrangierte Album endet mit einer Art Australiana, wenn man so will. Fazit: Sehr intim ist das Zusammengehen der beiden Musiker. Gelegentlich vernimmt man die Trompetensequenzen als über der Klavierbegleitung schwebend, nie aber als absolut dominant.

© fdp 2025


Musicians
Lauren Tsamouras piano
Tom Avgenicos trumpet & electronics

Tracks
1    The Calling    6’58
2    The Traveller    4’52
3    Colours Of My Dream 7’06
    Guy Gross chimes
4    Interlude    4’58
5    The Spritely Ones    5’41
6    Rocking Horse    5’30
7    Two-Part Sketch    4’56
8    White Waratah    5’19
All tracks composed by Judy Bailey except track 4, Interlude, 
which was composed by Lauren Tsamouras and Tom Avgenicos


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