Laura Schuler - Elements and Songs

Laura Schuler - Elements and Songs

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http://www.lauraschuler.net/

Zur aktuellen Veröffentlichung lesen wir: … „Sie entsteht aus der inneren Notwendigkeit heraus, Wahrnehmung von Klang mit dem Publikum zu teilen. Ein Suchen und Forschen liegt der Performance zugrunde …“. In ihrem Album testet die nahe Bern lebende Geigerin im Besonderen die verschiedenen Klangvariationen ihres Instruments aus. Geleitet wird sie dabei auch von Naturphänomenen und I-Ging, dem ältesten chinesischen Orakel-Buch. Bezug zu Letzterem scheinen Stücke wie „Li“, „Xùn“ und „Qian“ zu haben.

Die Arbeit am vorliegenden Album beanspruchte die letzten drei Jahre, mithin ein sehr ambitioniertes Soloprogramm und Unterfangen ohne Frage, zumal die Geige im Jazz und in der improvisierten Musik eher eine Rarität ist. Aufgemacht wird die musikalische Vorstellung mit „All Of A Sudden“, gefolgt von „Klammer 1“ und „Kun“ sowie „Dui“. Auf dem Album finden sich aber auch Tracks wie „Klammer 2“ und „The Hole“.

Bei den ersten Tönen meint man gar, dass die Geigerin Laura Schuler eine große Fuchschwanzsäge zum Singen bringt; das Saitenschwirren ist verhalten, dann aber ein plötzlicher Ausbruch im Crescendo – ganz passend zum Titel „All Of A Sudden“ - und dazu die Stimme eingesetzt, gleichsam als weiteres Instrument, also nicht lyrisch verwoben, sondern lautmalerisch daherkommend. Im weiteren Verlauf scheint der Bogen über die Saiten zu tanzen, unablässig und nach einem aufgeregten Monolog klingend. Die Erregung ist in jedem Moment spürbar. In Bilder umgesetzt könnte man beim Zuhören an eine pfeilschnelle Skiabfahrt auf einer schwarzen Piste denken oder an einen Schnellzug, der mit 300 Std./km durch die Landschaft braust. Gegenläufig zum nervösen Saitenspiel zeigt sich Schulers stimmliche „Begleitung“, ehe dann Schluss ist.

Hört man da ein Perkussionsinstrument oder verwandelt sich die Geige in ein solches, wenn „Klammer 1“ zu hören ist? Anmutungen von Hang und Berimbau dringen ans Ohr des Zuhörers, der die starke rhythmische Struktur des Stücks ohne Zweifel wahrnehmen kann. Wurden die Saiten der Geige gedämpft oder durch das „Einziehen“ von Papier oder eines Holzstöckchens manipuliert, sodass der Saitenklang eher an ein Schlagwerk denken lässt? Dazu müsste man die Musikerin befragen. Im Fortgang des Stücks drängt sich auch der Eindruck auf, dass schlussendlich auch ein Klangstab eine entscheidende Rolle bei der Performance spielt.

„Kun“ scheint als „stufige Komposition“ angelegt zu sein. Stufe für Stufe überlagert dabei die Stimme den Tonstrich der Geige. Nach einem Beharren auf einem Grundmodus entwickelt sich der Track nach und nach auf einen Höhepunkt hin. Dabei erscheint die Stimme beinahe als Kommentierung der „melodischen“ Linien, die der Geige abgerungen werden. Ein Knistern, ein Schaben, ein Reiben über die Saiten, ein Pling und noch ein Pling – das ist auch Teil dieses Tracks, bei dem man meinen könnte, ein Blatt Sandpapier werde ab und an über die Geigensaiten gezogen.

Eröffnet wird „Dui“ mit einem Gongschlag im Off – dann folgt Stille. Danach beginnt die Geige zu klagen und zu wimmern, um mal ein Bild zu bemühen. Ist dann ein dumpfer Stundenschlag zu hören? Wen beweint nachfolgend die Geige? Tragik scheint das Gebot der Stunde, folgt man den Klangkonturen, die uns Laura Schuler präsentiert. Einen richtigen melodischen Fluss scheint uns die Protagonistin von „Elements and Songs“ nicht zu Gehör bringen zu wollen. Alles scheint fließend, aber auch irgendwie unfertig, fragmentiert, aus dem Moment geboren, mit offenem Ende.

 „The Hole“ ist eine weitere Komposition, die Teil des aktuellen Albums ist. Doch was zu hören ist, klingt aufgrund der Redundanzen eher nach Spirale, nach Welle oder Woge. Aus dem Auf und Ab entwickeln sich im Fortgang der Performance klangliche, sich überlagernde und schließlich vergehende „0-Linien“ der lang gestrichenen Geige.

Mit „Li“ ist  der Ausklang des Albums erreicht. Dramatisch angelegt erscheint dieses Stück. Es klingt nach einer Abfahrt auf einer Serpentinenstraße, um ein Bild zu den Klängen zu setzen. Man denke dabei auch an die „Höllenfahrten“ auf den Alpen- und Pyrenäen-Etappen der Tour de France. So begeben wir uns also als Hörer auf eine klangliche Talfahrt, beinahe mit gewisser Rauschhaftigkeit, oder?

Text: © f.dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.


Informationen
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