Julien Wilson, 2x

Julien Wilson, 2x

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Lionsharerecords

Julien Wilson – Meditations / Julien Wilson – Mutations

Foto © Photo courtesy of ABC Jazz

 




Julien Wilson – Meditations


Vorab ein Zitat zum Album: „In the LP liner notes , John Shand calls MEDITATIONS “as close to directly communing with another human soul as art can contrive. Light shines through this music – muted, like afternoon sun through a high window”. He concludes with the observation that the electronic effects create “environments in which the saxophone unfolds its stories, rather as birds sing in trees.”

Saxofon und Effektpedale sind die musikalischen Werkzeuge, um „Meditatives“ zu schaffen, dabei stets frei improvisierend. Als Klanglandschaften bezeichnet der australische, in Melbourne beheimatete Saxofonist Julien Wilson sein Werk. Es handele sich nicht etwa, wie er in Ausführungen betont, um elektronische Musik oder Free Jazz oder Ambient Music im eigentlichen Sinne.

Und noch etwas vorab: Julien Wilson spielt Tenorsaxofon und alle Effekte außer bei „Thirteen Reasons“. Hier greift er zum Sopransaxofon!

Bei „The Farewells“ verflüchtigen sich die Klänge, zugleich sind sie aufgrund von Loops auch wieder präsent. Melodisch ist das, was wir hören. Wollte man sich bewegende Kornähren in eine musikalische Form gießen, dann wäre dies mit dem ersten Albumtrack vollständig gelungen. Zugleich vermittelt die Musik den Eindruck des Vergehens und des Neuentstehens, des Entschwindens im Off. Nähe und Ferne werden suggeriert. Und das alles nur dank eines Holzbläsers und eines weichen Ansatzes, mit dem das Instrument beherrscht wird. Übrigens, als musikalische Untermalung eines Vogelschwarms wie eines Schwarms Kakadus oder Wellensittiche im Outback Australiens lässt sich „The Farewells“ auch gut einsetzen, oder? Nach „Chrysalis“ heißt es auf dem Album „Those Who Go“. Synth oder was – das fragt man sich bei diesem Titel. Was an unser Ohr dringt sind helle kristalline Klanglinien. Hier und da meint man gar Flötentöne zu erleben oder das Flötenregister einer Orgel. Doch auch ausklingende dumpfe Klänge sind Teil des Arrangements. Moment mal, das ist ein Tenorsaxofon, das sich zu einem Höhenflug aufschwingt? Es ist kaum zu glauben, aber so scheint es zu sein.

Weichgezeichnet gibt sich das Saxofon in „Scrambler, Dip“. Da säuselt es leise wie ein warmer Windhauch und teilweise muss man auch an tibetische Ritualtrompeten denken, die da erschallen. Begleitet wird dies von Trommelklängen, die ebenso vergehen wie die übrige Musik. Und ist da auch noch eine Windmaschine wie auf einer Theaterbühne in Aktion? Schließlich hat man auch den Eindruck gurgelnden Wassers kurz vor Ende des Stücks. Mit einem gewissen klassischen Impetus kommt „Thirteen Reasons“ daher. Sehr fein im Wohlklang erhebt sich das Sopransaxofon zu einer musikalischen Reise. „Prayer for Tranquility“ steht am Ende der durchaus meditativ anzusehenden Exkursion. Dabei darf man bei meditativ nun nicht an New Age-Musik denken. Julien Wilsons Improvisationen haben damit überhaupt nicht gemein!

© fdp 2024


http://www.julienwilson.com
BANDCAMP

Tracks
1. The Farewells 05:46
2. Chrysalis 02:50
3. Those Who Go 02:29
4. Scrambler, Dip 05:05
5. Thirteen Reasons 05:57
6. Those Who Stay 01:43
7. The Long Game 17:49
8. Prayer for Tranquility 06:24





Julien Wilson – Mutations


Wie auch das Album „Meditations“ entstand „Mutations“ in einer Zeit des totalen Lockdowns. Soloaufnahmen waren die einzige Möglichkeit in jener Zeit Musik zu machen und für die Nachwelt festzuhalten.  Zum Album äußert sich der australische Saxofonist Julien Wilson wie folgt: "I saw these improvisation sessions as a place of purity, … and a return to the way I played music as a child, free from the constraints of genre or judgement. I aimed to approach each session without preconceptions and just be present, and let the music unfold at its own pace."

Insgesamt 13 Tracks wurden für dieses Album aufgenommen. Wandel oder Veränderung wäre die deutsche Übersetzung des Albumtiteld. Diesem sind aber durch die Instrumentierung Grenzen gesetzt, wenn auch die Möglichkeiten des Einbaus von Effekten einem Holzbläser ganz unerwartete Charakteristika verleihen.

„Nyx & Necib“ ist der erste Track des Albums. Gelegentlich denkt man beim Hören an Sirenengesang, oder? In den Loops finden sich Saxofonklänge, die von dem Tenor-Grundgerüst klanglich abweichen und eher an Sopraninoklänge erinnern. Die Melodielinie gleicht bildlich in den Lüften tanzenden Papierdrachen, die den Auf- und Abwinden ausgesetzt sind. Baritongesang und „Schlagwerkverstäubungen“ hören wir bei „There Wasn't a Race“. Man könnte auch an heulende Winde während eines Orkans denken, verfolgt man die ersten Sequenzen des Tracks. Erst im weiteren Verlauf setzt sich klanglich das Tenorsaxofon als solches durch. Dabei kann man eine gewisse Basslastigkeit in Intermezzos wahrnehmen, wie auch immer die per Pedale erzeugt wurden. Am anderen Ende der Klangskala steht Sopranino – und auch diese Lage hört man gelegentlich, wenn auch nur bei den im Off entschwindenden Klängen.

Hört man da anfänglich das Knattern von Rotorblättern, wenn „I Wish, I Wish“ auf dem Programm steht? Begleitet wird dieses Geräusch von sanften Tönen des Holzbläsers. Doch nachhaltig drängt sich das Motorengeräusch auf. Es setzt sich im Verlauf des Stücks mehr und mehr durch, bisweilen auch dem Geräusch eines Aufsitzrasenmähers gleichend.

„Patience“, übersetzt dt. Geduld, ist vom Zuhörer gefordert. Gleichsam als auflösende Wolken zeichnet Julien Wilson sein Klangbild in diesem Track.  Hier und da meint man gar, man höre Industrial Noise. Zumeist aber entfaltet sich ein Klangteppich, flauschig und weich. In „First Flight“ lässt Julien Wilson seinen Holzbläser schnurren. Sein Spiel ist im Übrigen jenseits des sonst auftrumpfenden Saxofons in vielen Jazzaufnahmen. „Light at the End of the Tunnel“ klingt am Ende wie die Hoffnung, aus der Pandemie herauszufinden und gestärkt den Alltag zu meistern. Doch angesichts von steigenden Covid19-Zahlen in 2023/24 ist das eine Hoffnung, die sich wohl nicht erfüllt. Das Virus wird unser Leben hinfort nachhaltig beeinflussen, zumal immer neue Varianten, Mutationen (sic!), entstanden sind und entstehen. In diesem Sinne gibt es Wandel, den wir akzeptieren müssen, manchmal auch mit und in Solomusik.

© fdp2023


BANDCAMP

Tracks
1.02:46
2.Torn 02:41
3.There Wasn't a Race 06:21
4.Meadows of my Heart 04:28
5.I Wish, I Wish 02:35
6.Trypidatious 01:18
7.Patience 02:45
8.Mother Daughter 02:43
9.First Flight 02:15
10.For Rod's Sake 02:36
11.When Joni Speaks of Jaco 02:47
12.The Chalice 05:03
13.Light at the End of the Tunnel 02:59


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