Johannes Ludwig: Airbourne

Johannes Ludwig: Airbourne

J

Float Music, FL 002

Das vorliegende Album ist Teil einer ersten Edition des noch jungen Labels Float Music. Johannes Ludwig hat, um sich musikalisch mit „Airbourne“ in die Lüfte aufzuschwingen, für sein 5tet die folgenden Musiker ausgewählt: Alexander Bühl am Tenorsaxofon, Andreas Feith am Piano, Max Leiß am Kontrabass und Julian Fau am Schlagzeug. Eingespielt wurden neun Eigenkompositionen, beginnend bei Moskito-Paradies und endend bei „Outro“.

 

Seit 2014 betreibt de Kölner Saxofonist Johannes Ludwig gemeinsam mit Jens Böckamp sein eigenes Label FLOATmusic. Doch er ist in Sachen Selbstorganisation noch anderweitig tätig: Im traditionsreichen Kölner Club Subway betreibt er mit Jens Böckamp und Janning Trumann das Subway Jazz Orchestra, eine Big Band, die einmal im Monat auftritt und fast ausschließlich selbst arrangierte Programme spielt.

Doch nun bitte anschnallen, die elektronischen Geräte ausstellen und sich auf eine Flugreise einstellen, auf die uns das Ludwig 5tet mitnimmt. Erste Station ist das „Moskito-Paradies“. Mit Verve spielen Alexander Bühl und Johannes Ludwig Saxofon, und es scheint, als wären Myriaden von stechenden Quälgeistern unterwegs. Am Klavier sitzend nimmt Andreas Feith die „Vorgaben“ der Holzbläser in seinem Tastenspiel auf und erfreut den Hörer mit „springenden Tonfolgen“. Das Herumschwirren der Insekten liegt anschließend wieder in den Händen der Saxofone. Doch wann erfolgt eigentlich die Attacke und das Blutsaugen? Irgendwie hat man den Eindruck, die blutsaugenden Insekten seien ein wenig desorientiert. Alle diese Vorstellungen kommen nur zustande, weil man den Titel der Komposition im Kopf hat. Wüsste man den Titel nicht, dann könnte man sich auch vorstellen, dass man auf einer Reise sei, die man verspätet antritt, sodass man auf dem Bahnhof das richtige Gleis suchen muss, hin- und herläuft und sehr nervös ist.

Quirlig agiert der Pianist mit seinen „Viertonfolgen“ und der Bass kommentiert im tiefen Dumdum, ehe er das Tempo verschärft und sich die Saxofon-Klangwolken nach und nach schwebend über den Tieftoner legen. Unterdessen gerät auch das Piano richtig in Fahrt: Ein „Vamp“ erscheint auf der Bühne!

Der Start ist vollzogen. Wir sind in der Luft, ja wir sind „Airbourne“. Langsam streichen die Wolken vorbei, während wir uns im Steigflug befinden. Der Klang der beruhigend wirkenden Saxofone begleitet uns. Ab und an vibrieren sie. Oh, sind wir in kurze Turbulenzen geraten? Während wir Johannes Ludwig und seinen Musikerkollegen zuhören, denken wir auch an Cannonball Adderley und Ben Webster. Es scheint, als würde das 5tet den Bebop wiederbeleben, ohne allerdings in den Fußstapfen von Cannonball und Ben unterwegs zu sein. Doch dass das Fünfergestirn im übertragenen Sinne auf den Schultern der Genannten steht und Jazz im Geist von Bebop und Hard Bop macht, scheint wohl deutlich.

Ein wenig Big-Band-Sound und eine hin- und herwogende Melodie zeichnen „Shape Shifter“ aus. Hat nicht bei diesem Titel der bereits zuvor erwähnte Cannonball zufälligerweise Pate gestanden? Manchmal wünschte man sich das Simultanhören, um derartige Fragen auf der Stelle beantworten zu können.

Dank Johannes Ludwig und Co. begegnen wir den „Highlanders“. Dabei erleben wir ein zu Beginn vom Bass bestimmtes, getragenes Stück. Charakteristisch für die „Schottlanderfahrung“ ist außerdem das Piano mit einer melancholischen Klangfarbe. Nach und nach entwickelt sich aus dem getragenen Spiel eine fröhlich gestimmte Weise, zu der auch ein ausgiebiges Pianosolo gehört. Wenn wir „Weiß“ hören, sehen wir dann auch die Farbe „Weiß“? Das ist nur denjenigen möglich, die die Fähigkeit besitzen, einem Ton eine Farbe zuzuweisen. Es ist jedenfalls eine Komposition mit einem „Bebop-Zungenschlag“. Anstatt an die Farbe Weiß denken wir beim Zuhören eher an einen Abend in einem alten verrauchten Gewölbekeller, in dem eine Jamsession stattfindet, nachdem ein Pianist als Alleinunterhalter die Gäste eingestimmt hatte.

Nicht nur bei diesem Stück des Albums, sondern auch sonst stellt man ein sehr gleichberechtigtes Miteinander im Spiel der Musiker fest. Der musikalische Fokus liegt eben nicht auf Johannes Ludwig, dem Komponisten aller Titel und Bandleader zugleich.

Mit „Outro“ verlassen wir dann den Luftraum, in den uns Johannes Ludwig und Co. mitgenommen haben. Wohin nehmen sie uns wohl demnächst mit?

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label

Float Music
www.floatmusic.de
http://floatmusic.de/shop/

Musiker
Johannes Ludwig
www.johannesludwig.com
Alexander Bühl

www.alexanderbuehl.de


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