John Rae and Ben Wilcock - Splendid Isolation

John Rae and Ben Wilcock - Splendid Isolation

J

Thick Records

Der neuseeländische Drummer John Rae und der neuseeländische Pianist Ben Wilcock haben das vorliegende Album eingespielt, dabei unterstützt von dem Bassisten Patrick Bleakley und weiteren Gästen wie dem schottischen Gitarristen Kevin Murray, dem Saxofonisten Jabin Ward und dem Multi- Instrumentalisten Daniel Yeabsley. Über das Album schreibt das Label Thick Records: „Ebbing and flowing between chaos and beauty this album will take the listener to places they never expected. A truly unique take on contemporary jazz. Recorded over two years, with contributions from Scotland, Ireland and different parts of New Zealand, Splendid Isolation takes traditional acoustic forms and bends them in a way only these two highly original composers could.“

Zu Beginn hören wir gleich drei Kompositionen des Drummers: „Apple Road“, eine Hommage an John Raes Vater den schottischen Bassisten Ronnie Rae,  „From Here to There“  und „Say it with a Smile“. Und auch „Tak a minute“ entstammt der Feder von Rae, dabei Anleihen an die rhythmischen Formen des indischen Konnakol nehmend. Der Pianist Ben Wilcock hingegen ist unter anderem der Schöpfer nachstehend genannter Stücke: „The Expanse“,  „Archie's Rumble“, „Esperar“ und „Brainiac“, um nur einige der 15 Kompositionen des Albums namentlich zu erwähnen.

Nein, Jazz-Einerlei wird nicht präsentiert. Stattdessen ist von Jazz-Allerlei zu reden. Das meint  Jazz in vielfältigen Prägungen, durchaus auch mit Blueseinsprengungen wie bei „Position Normal“. Auffallend sind auch die stilistischen Wechsel innerhalb der jeweiligen Stücke, die weitgehend ja auf dem Zusammenspiel von Bass, Piano und Drums basieren. Dank der Gäste wird dieses „Grundspiel“ bereichert und erweitert, so durch den Saxofonisten in dem Stück „Esperar“. Dabei changiert der Saxofonist Dan Yeabsley zwischen schnurrenden und eher kehligen Klangfärbungen.  Das Genre der Ballade wird in „Always Alone“ gepflegt, durchaus mit getragenem Duktus. Hört man intensiv zu, dann könnte man sich auch einen Titel wie „Nice Evening“ oder „Quitting Time“ vorstellen. Die Alltagsroutine scheint vergessen. Die Zeit fließt langsam dahin, so signalisiert es der Pianist in seinem Spiel. Und auch der wohl elektronisch erzeugte Klangteppich, der unter den Piano-Sequenzen liegt, deutet auf Ruhe und Abspannen hin. Durchsetzt von feinen Saitenklängen, die Kevin Murray geschuldet sind, und mit einer treibenden, teilweise nervös ausgeformten Rhythmik wartet „Brainiac“ auf. Mit „Daddy what did YOU do in the war?“ lässt das klassisch instrumentierte Jazz-Trio sein Album ausklingen.

Nach der Einführung, schlicht ein Mitschnitt des Einspielungsbeginn des Albums, folgt „Apple Road“ mit seiner folkloristischen Ausformung, die aufgrund der sprunghaften Rhythmik durchaus an irischen Tapdance denken lässt. Auch einen Bezug zu Singer/Songwriter mag man konstatieren. Im weiteren Verlauf entwickelt der Pianist aquarellierte Klang-Kaskaden. Kristallin ist das, was wir am Anfang bei „From here to there“ hören. Da scheinen sich Synthklänge mit perlendem Tastenspiel zu vereinen. Vor dem geistigen Auge des Hörers werden Polarlichter erzeugt, die als farbige Schleier vorbeiziehen. Dieses Bild mag sich auch wegen der Synthklänge aufdrängen. Doch dann gibt es Entladungen nebst Lyrizismus zu hören, unerwartet und nicht organisch entwickelt. Freies Spiel steht obendrein auf dem Programm, ehe dann der anfängliche Duktus des Stücks dominiert.

Völlig überraschend ist der Ausflug in die Welt indischer Musik, jenseits von Raga. „Tak a minute“ streift den rhythmischen indischen Silbengesang. Und man fragt sich, womit diese kurze Exkursion in die exotische Welt Indiens zu tun hat. So bleibt Konnakol, also stimmliche Percussion, ein exotisches Aperçu, ehe dann die weiteren Stücke sich durchaus im Kanon des klassischen Jazz bewegen, so auch „The Expanse“. Stilistisch ist auch „Try Tone“ abweichend, vernimmt man doch eine rezitierende Männerstimme zu perlend dahin fließendem Pianospiel. Schließlich sei noch auf „Splendid Isolation“ eingegangen: Sonores Saxofonspiel ist zu vernehmen, ein wenig im Duktus von Post-Modern Jazz, oder? Gewiss dieses Album zeichnet sich durch verschiedene Farbtupfer aus, durchaus formal eklektisch. Man hätte sich hier und da eine stringentere Inszenierung und die Bildung von Spannungsbögen ohne isolierte Elemente wie Rezitation und Konnakol gewünscht. Im Ergebnis muss das ja nicht unbedingt Straight-ahead bedeuten.

© ferdinand dupuis-panther


Info

https://www.thickrecords.co.nz

Musicians
John Rae – drums
Ben Wilcock – piano
Patrick Bleakley - bass
Dan Yeabsley - sax and bass (track 8)
Jabin Ward - sax (track 13 )
Kevin Murray - guitar (tracks 8, 13, 14)

Tracklist
1. Intro (0:19)
2. Apple road (Rae) 3:10
3. From here to there (Rae) 5:26
4. Say it with a smile (Rae) 3:54
5. Tak a minute (Rae) 1:12
6. The Expanse (Wilcock) 3:29
7. Try tone (Rae) 2:31
8. Splendid Isolation (Rae) 5:07
9. Archie's Rumble (Wilcock) 2:41
10. Yes (Rae) 2:16
11. Position normal (Rae/Wilcock/Bleakley) 6:07
12. Together (Rae) 4:34
13. Esperar (Wilcock) 3:05
14. Brainiac (Wilcock) 4:30
15. Daddy what did YOU do in the war? (Rae) 3:39

VIDEOS


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst