Johannes Mueller: JAZZ MILE - Gloomy Smokey Light

Johannes Mueller: JAZZ MILE - Gloomy Smokey Light

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Personality Records PR 22

Auf die musikalische Exkursion nimmt uns der Saxofonist Johannes Mueller mit dem vorliegenden Album mit.

Mit von der Partie sind Volker Engelberth (Piano), Gautier Laurent (Bass), Philipp Schug (Posaune), Chris Strik (Drums) und der in Belgien bekannte Trompeter Carlo Nardozza, der in Formationen wie Jelle Van Giel Group, Bram Weijters 4tet und im Rebirth Collective zu hören ist. Neben Kompositionen von Johannes Müller wie „Dogwalk“, teilweise mit Latin-Flavour, und „Back to Mardi Gras“ - dabei sind wir dann mitten in New Orleans und bei einer Straßenparade - „wilderte“ der Saxofonist Müller auch im Reich von Pop und Rock. So finden sich auf dem Album eine Version von „Every Breath You Take“ (Sting) und „Happy“ (Phrarrell Wiliams). Aus meiner Sicht hätte er es bei den beiden adaptierten Songs dabei belassen sollen, sie instrumental zu arrangieren, statt auf den Vortrag einer nicht gerade stimmgewaltigen Vokalistin zu setzen. Nur gut, dass diese Songs die Ausnahme von der Regel sind. Weitere auf dem Album zu hörende Titel aus Müllers Feder sind u. a. „Gloomy Smokey Light“, „Great Expectations“ sowie „Unami“ und schließlich „Whistle“.

Im Waschzettel zum Album lesen wir unter anderem: „Johannes Mueller schafft mit seinen Kompositionen und Arrangements einen Spagat zwischen Jazz, Blues, Salsa, Swing, Soul und Bossa. Ein klassisches Quintett, das sowohl zeitgemäß, jung, aber auch tief in der Tradition verwurzelt ist. Es spiegelt die musikalische Leichtigkeit einer ganzen Generation wieder und schafft trotzdem mit Stücken wie „Happy“ und „Every Breath You Take“ eine Verbindung zum 21. Jahrhundert.“ Wie gesagt, bei diesen beiden Songs hätte ich mir gewünscht, Müller wäre dem JEBW bei dem Projekt „Doors without Words“ gefolgt und hätte sich auf die instrumentale Linienführung beschränkt. Sting ist eben Sting – stimmlich – und für Phrarrell Wiliams gilt Ähnliches. Wenn man denn schon eine Gesangsstimme einbaut, dann hätte man aus meiner Sicht an einer stärkeren Verfremdung arbeiten müssen, hätte vielleicht auch den Charakter der Songs umstricken müssen, mit Funk, Fusion, Rap, Hip-Hop, Reggae oder Artverwandtem. Nun gut, Johannes Mueller hat anders entschieden.

Also, los geht es mit dem musikalischen „Gassigehen“ („Dogwalk“), eingefangen von einem wundervollen Set der vereinigten Bläser des Ensembles. Für die rhythmischen Akzentuierungen sorgt der Pianist Volker Engelberth und nachfolgend der Bassist Gautier Laurent. Sie sind es auch, die das Saxofonsolo von Johannes Mueller stimmlich und rhythmisch unterfüttern. Mit beschwingtem Trott sind wir unterwegs von hier nach dort. Glasklar und kristallen sind die Sequenzen, die Carlo Nardozza seiner Trompete entlockt. Dabei antwortet er auf sehr kreative Weise auf den Bandleader des Ensembles.  Nardozzas Botschaft scheint zu lauten: „Voran, voran, mit Schwung und immer in Schwingungen bleiben!“ Etwas überraschend ist dann gegen Ende des „Dogwalk“ der Wechsel des Charakters, denn dann sind wir mitten im Latin Fever und Oye! Oye! bzw. Salsa und mehr.

Wie gesagt, anschließend ist der „Fette Dienstag“ angesagt, und gemeinsam mit der Band tanzen und marschieren wir durch die Straßen von New Orleans. Happy Music – so könnte man das Stück aus der Feder von Johannes Mueller charakterisieren. Keine Frage, neben dem Tutti steht immer das Solo. Wer dabei den Drang verspürt, eine kesse Sohle hinzulegen, der sollte sich nicht scheuen, es zu tun. Sehr gelungen sind die Einlagen von Johannes Mueller und Carlo Nardozza ohne Frage. Gleiches gilt für Philipp Schugs Posaunenpart auf dieser Einspielung. Selbst ein Schlagzeugsolo hat Johannes Mueller ins Arrangement eingebaut, auch wenn nicht im Stil von Gene Krupa. New Orleans lebt – so meint man beim Zuhören.

Schummerlicht, Zigarettenqualm, Hochprozentiges in den Gläsern, eng tanzende Paare, Getuschel und auf der Bühne die Band – dieses Bild blitzt bei „Gloomy Smokey Light“ auf, einer anfänglich getragenen und ein wenig wehmütig klingenden Weise. Im Weiteren entwickelt sich der Song zu einem veritablen Big-Band-Act, oder? Ein Hauch von Broadway-Revue scheint man zudem zu spüren. Rau ist das Timbre des Saxofons, das in einem Solo zu überzeugen weiß.

Wie man darauf kommen kann, einen Song „Unami“, also nach dem fünften Geschmack zu benennen, müsste man Johannes Mueller fragen. Wie er diesen vollmundig-herzhaften Geschmack musikalisch umgesetzt hat, erleben wir beim Hören. Nach der Eröffnung des Stücks durch Carlo Nardozza an der Trompete melden sich der Bassist und auch der Pianist der Band mit ihren musikalischen Zungenkitzlern, ehe dann die Bläser für die richtige musikalische Würze und Geschmacksnote sorgen. Aus der Bläsergruppe löst sich Johannes Mueller zu einem bewegten Solo. Nachfolgend ist es dann am Pianisten Volker Engelberth, die Finger flink über die Tasten fliegen zu lassen, so als würde er uns flüchtige Geschmacksmomente erleben lassen. Stets aber finden die Musiker wieder  zusammen. Zum Schluss gibt’s noch etwas mit Pfiff („Whistle“), wiederum von Johannes Mueller geschrieben: Na ja, gedämpft und beinahe mit einem Ansatz von Chopin beginnt das Stück. Klangnebel verbreitet das Saxofon, das in Folge solistisch agiert. Man glaubt, man sehe Mehltau, alles Leben im Keim erstickend, wenn man weiterhin zuhört. Doch ein Pfeifen ist nicht zu vernehmen. Zwischenzeitlich überwiegt das lyrische Element der Musik, auch und gerade als Volker Engelberth solistisch am Zuge ist. Noch immer haben wir keinen Pfiff gehört. Dss bleibt bis zum letzten Akkord so.

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Personality Records
http://www.personality-records.com

Musiker
Johannes Müller
http://www.johannesmueller.info


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