Johannes Enders – The Creator has a Masterplan B – A Tribute to Pharoah Sanders
J
Ammertone Records
Kurz und knapp zum Album, auch zu Pharoah Sanders, dem mit dem Album eine Hommage widerfährt: „Sanders was an icon of avant-garde jazz and a shining light of Afro-American music. A saxophonist with an exceptionally unique sound and an equally personal instrumental style.
His enormously expressive playing combined the blues with Coltrane’s expressiveness and spirituality to create a unique sound aesthetic. He is also considered one of the founders of ethno jazz, often incorporating the spiritual traditions of Africa into his music. Reason enough for the German Saxophone Star Johannes Enders to celebrate this great tenor Titan with a tribute.“
Und der Saxofonist Johannes Enders gibt seinen Hörern auch das Nachfolgende mit auf den Weg: „Der Gruß dieses Trios an einen Ahnen, der wie Archie Shepp oder Albert Ayler John Coltranes Fackel weitertrug, wirkt eben deswegen so überzeugend, weil er nicht schlicht Erwartungen bedient, sondern eigene Zugänge zugeneigt durchspielt. So werden Sanders‘ klassische Impulse-Alben und vor allem seine Quartett-Liveaufnahmen zu Startrampen, aber eben nicht zu Reproduktionsvorlagen.“ (Text von Ulrich Steinmetzger)
„The Creator Has A Master Plan B“ ist der Aufmacher des Albums, in dem gleichsam dem Saxofon das Hohelied gesungen wird. Gesang wie bei dem Original von Sanders ist nicht die Sache des Trios, das das Instrumentale in den Fokus rückt, vor allem das Saxofon. Die Einführung übernimmt der Bassist, ehe dann Johannes Enders fein stimmlich und teilweise sonor seine Tenorstimme erhebt. Neben dem Saxofonisten ist die „Rhythmusgruppe“ essentiell für die Gestaltung. Wie in einem Wellengang, um ein Bild zu nutzen, entwickelt der Saxofonist seine Klangnuancen. Da gibt es teilweise hektisch-nervöses Auf und Ab in den Klanglinien. Hier und da gleicht das, was wir hören gleichsam Spiralformen und sich entfaltenden Farnwedeln; auch dies nur ein Bildvergleich, um die Musik zu erfassen. Lauschen wir „The Spirit Of Places“, so drängt sich gelegentlich der Eindruck auf, dass vom Klang her ein Baritonsaxofon mit im Spiel ist. Zugleich aber vernehmen wir auch ein Tenor- und schließlich auch ein Altsaxofon, was die Lagen betrifft, in denen der Saxofonist unterwegs ist. Aufbrausend und ungestüm ist sein Spiel. Nur kurz sind die melodischen Passagen, die stets gebrochen werden. Auffällig ist, dass der Bassist sich in seinem Spiel dem des Saxofonisten anpasst und folgt. Schlagzeugwirbel sind teilweise überbordend, wenn auch der Saxofonist stets das letzte Wort führt.
Kontrastreich gestaltet ist „It Could Have Been You“, hier die Tiefen des Basses und dort die möglichen Höhenlagen des Tenorsaxofons. Irgendwie hat man den Eindruck, dass beide Musiker auf jeweils eigenen klanglichen Umlaufbahnen unterwegs sind. Johannes Enders gestaltet dabei kleine Motive, die er aneinander reiht, durchaus auch wiederholt mit leichten „Abschweifungen“ aneinander reiht. Von einem gewissen „Swing“ ist das Stück beseelt. Raum ist bei diesem Stück auch für ein sehr hörenswertes Bass-Solo. Dabei werden die Saiten gezupft zum Schwirren gebracht. Abschließend greift Enders erneut seine zuvor gestalteten Motive auf. Angesichts der Trommelwirbel kann man bei „Jabali's Party“ Afrika musikalisch erleben. Johannes Enders skizziert mit seinem Saxofon Klangformen, die so erscheinen, als wären sie Free Jazz pur, oder? Schnurrend und umtriebig zeigt sich Johannes Enders am Saxofon in „Sir Pharoah“. Greift der Saxofonist dabei nicht auch Harmonien und Melodiesegmente von Kompositionen Sanders auf? Klang an Klang gleitet dahin, stets auf das Thema zurückkommend. Doch die Paraphrasierungen sind nicht zu überhören. Der Bassist nimmt sich des Themas in seinem Solo auch an. Eine Hommage für Pharoah Sanders ist auch „Song For Pharoah“ mit durchaus ungezügelten Saxofon-Phrasen. Und wem erweist das Trio bei „Sir Rashid“ die Ehre? Eine mögliche naheliegende Antwort: Rashid Bakr (eigentlich Charles Downs), ein US-amerikanischer Schlagzeuger des Free und Creative Jazz. Free Jazz erleben wir jedenfalls ohne Frage. Dabei zeigt sich auch der Drummer ganz in seinem Element und präsentiert intensive „Trommelwindhosen“. Abgerundet wird das Album mit „Seoul City Blues“: Ja, da taucht das Trio fürwahr in den Blues ein. Welch ein gelungener Abschluss!
© fdp 2025
Musicians
Johannes Endes – tenor sax
Joris Teepe – bass
Billy Hart/Gene Calderazzo – drums
Tracks
1 The Creator Has A Master Plan B
2 The Spirit Of Places
3 It Could Have Been You
4 Jabali's Party
5 Sir Pharoah
6 Song For Pharoah
7 Good Omen
8 Sir Rashid
9 It's Easy To Remember
10 Seoul City Blues















