Jo Beyer – Live in Bangalore

Jo Beyer – Live in Bangalore

J

Berthold Rec

Aus dem Pressetext zum aktuellen Album: „Jo Beyer erinnert sich mit Freude. „In Bangalore waren wir gegen Ende unserer Indien-Tour. Wir waren extrem gut eingespielt, der Raum klang schon beim Soundcheck unfassbar gut, die Leute waren megacool – wir hatten eine richtig gute Zeit auf der Bühne. Es gab auch keinen Druck durch den Gedanken, wir nehmen hier jetzt ein Album auf.“ Mitgeschnitten wurde das Konzert routinemäßig von einer Ton-Crew des Clubs: Audio und Video auf höchstem technischen Niveau. Als sich die Gruppe ein paar Tage später auf den Weg zum Flughafen machte, klang die Erfahrung im Windmills immer noch nach.“ Und noch ein O-Ton soll an dieser Stelle zitiert werden. Beyer erinnert sich wie folgt: „Das war schon krass. Hinterher kamen Leute zu uns und sagten: sowas hab‘ ich noch nie gehört, das hat mich total geflasht. Das war eine Resonanz zwischen Musik und Publikum auf einer anderen Ebene. Emotionale Reaktionen, wie man sie kaum aus Konzerten in Deutschland kennt.“

Dank des Kulturprogramms des Goethe-Instituts ist es nicht außergewöhnlich, dass Jazzbands aus Deutschland in Lateinamerika oder Asien sowie Afrika unterwegs sind, mal abgesehen davon, dass auch Festivals jenseits von Europa durchaus ihre Reize, auch lukrative Reize, haben. Und was aus den obigen Zitaten deutlich wird, ist die Tatsache der Begeisterungsfähigkeit des Publikums. Dessen Reaktionen kann man aufgrund von Mikrofon-Mangel auf dem Live-Album nur selten erleben! Schade.

Dass Jo Beyer nicht nur in seinem Trio Malstrom bildlich gesprochen Staub aufwirbelt, unterstreicht er mit seinem 4tet im vorliegenden Live-Mitschnitt. Das Quartett inszeniert Getöse und musikalische Wolkenbrüche sowie Gischt und Wellenkämme. All das ist bereits bei dem Eröffnungsstück „The Bullshit Talker“ auszumachen. Geraschel trifft auf quirliges Saitenspiel und verhaltenes Gebläse. Die zu hörenden Klangmotive wiederholen sich, verändern sich in Intensität und Lautstärke. Irgendwie hat man den Höreindruck, man lausche obendrein den Rhythmen Westafrikas. Man denke unter anderem an die Musik von Fela Kuti und Pharoah Sanders. Der Pianist lässt seine Finger im Diskant verharren, sodass man den Eindruck gewinnt, man höre gläserne Dominosteine nach und nach umfallen. „Klangliche Schaumkronen“ werden ebenso wie Wellenrausch gezeichnet, mittels der Musik natürlich und nicht auf einer grundierten Leinwand.

Für die Einleitung von „Instastory Hashtag Tourlife“ sorgt der Saxofonist des Quartetts Sven Decker. Dessen Spiel ist weniger Fluss als vielmehr eine Kette von Fragmenten, die miteinander verbunden werden. Dazu vernimmt man Jo Beyer mit starkem Schlagwerk. Man meint, der Drummer sorge dafür, Pflöcke einzuschlagen, die als Orientierungen dienen sollen. Langatmige Klangsilben sind Teil des Arrangements und dazu ein Tock-Ticke-Tock und ein Klack-Klack der Trommelstöcke. Dialogisch sind die beiden Musiker unterwegs, so hat man den Eindruck. Doch dann gibt es ein Tutti. Klangliche Galoppaden werden arrangiert. Zudem vernimmt man „Klangpriele“, wenn man mal ein maritimes Bild an dieser Stelle anführen will. Das Prinzip des Dialogischen setzt sich danach im Zwiegespräch zwischen dem Saxofonisten und dem Gitarristen Andreas Wahl fort. Wenn das dann nicht Jazz Rock ist, was dann, fragt man sich als gemeiner Hörer.

Nachfolgend beschäftigt sich die Band mit „Halloween is Stupid“ und fragt dann: „Have You Ever Been on a Bobsleigh Track?“. Der zuletzt genannte Track entfaltet sich nach und nach. Wir tauchen mit der Band in „Flachwasser des Klangs“ ein. Brandungswelle sind ausgespart. Eher lyrisch und mit einer gewissen Poesie kommt das Stück daher, um dann im nächsten Moment umzuschlagen, um Aufbruch, Eruption und Alarm zu signalisieren. Man vertiefe sich obendrein in die rockigen Klangwellen, die uns Andreas Wahl präsentiert. Krautrock ist das weniger, sondern eher R&B, oder?

Sich wiederholende Klavierkaskaden von Felix Elsner sind es, die wir bei „Cascada is Always a Good Choice“ hören. Ein röhrendes Saxofon ist obendrein auszumachen. Gemeinsam schafft die Band eine gewaltige  Klangbrandung ebenso wie ruhige Fahrwasser. So röhrt Sven Decker nicht nur auf dem Saxofon, sondern versteht sich auch auf das Sonore seines Holzbläsers. Über weite Strecken bestimmt der Saxofonist die Klangcluster, die aneinander gereiht sind. Das klingt aufgeregt, nervös, aufgekratzt, unbändig. Beim Hören wartet man stets auf die Klangentladung. Und diese wird sacht angesteuert, um dann sanfte Klangwellen anzusteuern. Fragmentarisches fügen der Gitarrist und der Pianist zu einem Mosaikgefüge zusammen. Und Jo Beyer sorgt am Schlagzeug für das notwendige Rhythmusgewebe. Bei Andreas Wahl denkt man auch im letzten Stück des Albums an eine Melange von dem, was in der Rockmusik für Furore sorgte, zwischen Alvin Lee und Jeff Beck, oder?

© fdp 2025


https://www.berthold-records.de

Musicians
Sven Decker – Tenorsaxophone
Felix Elsner – Piano
Andreas Wahl – E-Guitar
Jo Beyer – Drums

Tracks
1 The Bullshit Talker
2 Instastory Hashtag Tourlife
3 Halloween is Stupid
4 Have You Ever Been on a Bobsleigh Track?
5 Cascada is Always a Good Choice


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18.2.1947 – 2.11.2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(8.6.1938 – 3.8.2024)
foto © Jacky Lepage


Sheila Jordan
(18.11.1928 – 11.8.2025)
foto © Jacky Lepage


Raúl Barboza
(22.5.1938 - 27.8.2025)
foto © Jacky Lepage



Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Luca A. d'Agostino
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
France Paquay
Francesca Patella
Quentin Perot
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Paul Braem
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Quentin Perot
Jacques Prouvost
Renato Sclaunich
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Peter Van De Vijvere
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst