Iiro Rantala / Kaisa Mäensivu / Morten Lund - "Trinity" Edition Palmer III
I
ACT
Zu Beginn einige Zeilen von Alex Dutilh (Open Jazz): „2+2=3. The idea is mischievous, but maybe when a trio of musicians as good as these conspire together to make something very unusual, the breaking of rules is going to happen anyway. iiro Rantala and Morten Lund have known each other ever since the pianist joined the ACT family. Back then, in 2012, iiro called out to the Danish drummer to record ‘My History of Jazz’ with him. "Since then, I've become more convinced than ever that Morten really is the best in Europe at playing alongside a walking bass. And there’s a simple reason for that: he is steeped in Copenhagen’s long and illustrious jazz tradition. He has worked alongside the players who performed with Dexter Gordon, Stan Getz and Ben Webster, with Ed Thigpen, with Niels-Henning Ørsted Pedersen, pretty much everyone...he has inherited all of that history." Anmerkung: Das ist im Übrigen eine Übertragung aus dem in Französisch geschriebenen Originaltext von Dutilh!
Beim Hören des Albums, das so manch bekannten Standard beinhaltet, so Cole Porters „I Love You“ oder „In A Sentimental Mood“ von Duke Ellington hat man den Eindruck, man erlebe eine Zeitreise und tauche in den erlauchten Kreis eines Salons ein, in dem neben Schöngeistigem auch Jazz im Fokus steht. Zugleich meint man hier und da, dass man angesichts der Beschwingtheit der Musik in einem Tanzclub vergangener Jahrzehnte zugegen sei, in dem eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt wird, mit und ohne Swing, Jive oder Lindy Hop. Ja, neben den perlenden Klavierläufen, die Iiro Rantala verantwortet, hören wir beispielsweise im Schlussakkord des Albums auch veritable Schlagwerkintermezzos, dank an Morten Lund. Doch Derartiges ist nur ausnahmsweise zu hören. Vielmehr dominiert Rantala mit seinem dahin rauschenden Tastenspiel.
Doch zurück auf Anfang und zu „Hymne à l’Amour (Édith Piaf / Marguerite Monnot), durch und durch eine romantische Weise und mehr Liedgut zwischen getragener Romantik und Schlager als klassischer Jazzgesang. Nein gesungen wird nicht und doch interpretiert das Trio das Stück derart, dass man sich den Gesang dazu gut vorstellen kann, auch mit der spezifisch „plärrenden“ Stimme der Piaf. Mit einem distinkten „Springrhythmus“ kommt „I Love You“ daher. Was wir erleben, gleicht den schnellen Schritten eines Flüchtenden, die in musikalische Motive umgemünzt werden, auch solistisch durch die Bassistin des Trios namens Kaisa Mäensivu.
Ins Jahr 1935 reisen wir gedanklich, wenn „In A Sentimental Mood“ erklingt, lyrisch und auch ein wenig schwülstig ausgeformt. Wie bei anderen Stücken des Albums, das ein Hohelied auf das American Songbook singt, ist es der Pianist, der die Klangformen und -färbung definiert. Aus der Swing-Ära stammt die sehr lyrisch vorgetragene Ballade „There Is No Greater Love“ (Isham Jones). Überzeugend ist in diesem Arrangement durch das Trio das Bass-Solo zu Beginn, ehe uns das Trio mit beschwingtem Duktus das Stück zu Gehör bringt. Das ist Wohlklang und Seelenbalsam wie auch andere Stücke. Zudem haben all die genannten Stücke hohen Wiedererkennungswert. Zu diesen zählt auch „Blue in Green“ (Miles Davis / Bill Evans). Es wurde auf der legendären Platte „Kind of Blue“ 1959 veröffentlicht. Angesichts dessen, was wir zuvor gehört haben, unternimmt das Trio mit dieser Einspielung einen wahren musikalischen Spagat, zumal ja die Komposition im Original von den leisen, aufgekratzten Trompeten-Klängen lebt. Hören wir die Trio-Version von „Scrapple from the Apple“ (Charlie Parker), so nehmen wir wie im Original die Anlehnungen an „Honeysuckle Rose“ und „I Got Rhythm“ wahr, oder?
© fdp 2025
Musicians
Iiro Rantala piano
Kaisa Mäensivu bass
Morten Lund drums
Tracks
01 Prolog: Arrivée au Château 00:19
02 Hymne à l’Amour (Édith Piaf / Marguerite Monnot) 03:52
03 I Love You (Cole Porter) 03:14
04 In a Sentimental Mood (Duke Ellington) 05:05
05 Beautiful Love 03:40 (Wayne King / Victor Young / Egbert Van
Alstyne)
06 Fais Dodo, Colas Mon P’tit Frère (Traditional) 03:45
07 The Days of Wine and Roses (Henry Mancini) 03:44
08 There Is No Greater Love (Isham Jones) 04:39
09 Blue in Green (Miles Davis / Bill Evans) 03:06
10 Scrapple from the Apple (Charlie Parker) 04:23
11 Smile (Charlie Chaplin) 03:48
12 There Will Never Be Another You (Harry Warren) 07:02















