Igor Gehenot Trio: Motion

Igor Gehenot Trio: Motion

I

IGL253

Über das klassische Jazztrio ist seit den 1950er Jahren alles gesagt und geschrieben worden, doch bis heute gibt es immer wieder neue Formationen mit dem Dreiklang von Schlagzeug, Bass und Klavier. So hat der junge Pianist Igor Gehenot den Bassisten Philippe Aerts – er ist nicht nur wegen seines Zusammenspiels mit Philip Catherine, sondern auch mit Natalie Loriers bekannt – und den von FES „ausgeliehenen“ Drummer Teun Verbruggen an seine Seite geholt, um „Bewegung“ einzuspielen. Mit 'Motion' liegt nun das zweite Album des Trios vor, das allerdings gegenüber dem Album 'Road Story'. ''Bewegung' wurde mit einem neuen Bassisten, nämlich Philippe Aerts eingespielt, der Sam Gerstmans ersetzte.

 

Ob man wirklich lyrisch-romantische Klavierweisen und minimalistische Balladen hört, wie es in einem Pressetext zu 'Motion' heißt, muss jeder einzelne Hörer selbst für sich entscheiden. Gewiss ist, dass es im Jazz einige namhafte Pianisten gibt, an denen sich Gehenot messen lassen muss, ob wir nun an Keith Jarrett oder Paul Bley denken. Wenn wir noch weiter in der Geschichte des Jazz zurückgehen, dann kommt man auch um Namen wie Bill Evans oder Thelonious Monk nicht herum.

Igor Gehenot, aus Lüttich stammend und 2011 Gewinner des Sabam-Jugend-Jazz-Preises, ist eines der überaus jungen Gesichter im belgischen Jazz. Mit gerademal 25 Jahren brilliert er durch sein dynamisch und akzentuiertes Spiel, bei dem nicht nur melodiöses Klanggeplätscher ans Ohr des Zuhörers dringt. Unter den zehn Einspielungen befindet sich mit „In The Wee Small Hours Of The Morning' nur eine Komposition, die nicht aus Gehenots Feder stammt. Dass er ein klassisch ausgebildeter Pianist ist, schimmert hier und da in seinem Spiel durch. Gehenot war zwei Jahre lang „Artist in Residence“ im sehr bekannten Brüsseler Jazzclub „Sounds“. Während dieser „Stipendiatenzeit“ spielte Igor Gehenot u. a. mit Félix Zurstrassen, Lionel Beuvens, Martin Méréau, Pat Cleaver, Jean-Paul Estiévenart, Lorenzo Di Maio, Sal La Rocca, Jens Bouttery, Daniele Cappucci und Vincent Thékal. Dies trug sicherlich zu seiner musikalischen Reife bei, von der man sich beim Hören der Neueinspielungen für die CD 'Motion' überzeugen kann. Hören wir also rein und lauschen den quirligen Fingerübungen des Lütticher Talents am belgischen Jazzfirmament. Mit 'Crush' und nicht 'Crash' – auch dieser Titel wäre für das Eröffnungsstück durchaus passend – beginnt die musikalische Reise, die wir neugierig beginnen. Schnell und genau gesetzt sind die Läufe des Pianos, das von einem Bass behutsam begleitet wird. Der Bass übernimmt dann einen melodisch klingenden Part dank sei Philippe Aerts. Gehenot folgt dem Melodiefluss des Basses und verliert dann das Thema, als der Schlag auf die Tasten kräftiger wird und der Rhythmusduktus die Oberhand gewinnt. Mit weiteren Kompositionen scheint uns der Lütticher Pianist in ferne Welten mitnehmen zu wollen, nach 'Santiago' ins ferne Chile und nach Australien. Wo sonst als auf dem fünften Kontinent sollten wir denn das 'Hinterland' ('Back Country'), sprich das Outback, finden? Lyrisch beginnt in 'Santiago' der Klavierreigen, der dann in starke Tonsprünge wechselt. Zu diesen kann man sich das Bild eines durch Unwetter unterbrochenen Spaziergangs durch die chilenische Hauptstadt vorstellen. Sein Können am Bass kann auch Aerts in diesem Stück für kurze Zeit entfalten, doch dann gewinnen wieder die raschen Tonsequenzen, die Gehenot setzt, die Oberhand. Bei ' Songs of Eden' gewinnt man den Eindruck, dieses Stück sei wegen des besonderen Klangs in einer Tropfsteinhöhle aufgenommen worden. Minimalistisch mutet die Melodiestruktur an, die ein wenig nachhallt. Nie hat man – und das gilt auch für die weiteren Einspielungen – den Eindruck, als gleite Gehenot in seinem Spiel ins Seichte ab. Oftmals setzt er im übertragenen Sinne Paukenschläge. It's funky, funky, funky denkt man bei den ersten Takten von 'Jaws Dreams'. Doch dieser erste Eindruck verflüchtigt sich schnell und kehrt dam im Verlauf des Stücks wieder. Es swingt und groovt ganz im Geiste des Bebops, fern ab „verkopfter Themen“, die im aktuellen Jazz auch zu finden sind. Doch mehr und mehr scheint es ein Revival von Bebop, Cool Jazz und Hard Bop zu geben, hört man sich intensiv durch aktuelle CD-Veröffentlichungen. Wie man Gehenots Jazz einordnet ist gänzlich zweitrangig. Wesentlich ist, dass dieser noch junge Musiker aus der Begrenztheit der Tonfarben der Instrumentierung seines Trios alles aus diesem herausholt, was herauszuholen ist. Stay tuned, man!

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Igloo Records
http://www.igloorecords.be

Homepage
http://www.igorgehenot.be/HOME.html


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst