Gregor Hilden Organ Trio - New Boogaloo

Gregor Hilden Organ Trio - New Boogaloo

G

Acoustic Music Records

Über das Album liest man bei Acoustic Music: „Wenn drei etablierte und bekannte Musiker der deutschen R&B Szene eine Organtrio-CD veröffentlichen, wird man sicherlich ein musikalisches Highlight erwarten dürfen. Spritzig, Blues- und Groove-betont kommt das Ganze daher, und hier liegt auch eine Besonderheit vor, verbindet man mit herkömmlichen Organ-Trios doch eher traditionelle Jazz-Klänge.“ Ach ja, das sei zudem angemerkt, auch ein wenig Funk wurde als Würze beigemischt. Und Georg Hilden lässt seine Gitarre schwirren und flirren. Dazu gesellt sich eine B3-Hammond Organ, auf der Wolfgang Roggenkamp einen dichten Klangteppich webt, teilweise auch durchaus von starken Rhythmen durchzogen. Nein, dabei lenkt Roggenkamp uns als Hörer nicht ausschließlich in Richtung auf Jimmy Smith, aber doch wohl auch. Und Hilden bewegt sich nicht nur auf Claptons-Spuren und darüber hinaus, sondern lässt hier und da auch Gary Moore vergessen. Und fühlt sich der eine oder andere nicht auch an The Band erinnert, wenn er dem aktuellen Album von Hilden lauscht?

Neben Instrumentalem gibt es auf dem Album auch Vokales zu vernehmen. Dabei sind Hilden und Roggenkamp ebenso zu hören wie bei „In The Skies“ Soleil Niklasson mit leicht souliger sowie bluesig-rauchiger Stimme. Und Hildens Gitarrenriffs lassen gelegentlich Erinnerung auch an J.J. Cale aufkeimen, oder? Doch beginnen wir mit dem Eröffnungstitel des dritten Albums, das Hilden bei Acoustic Music Records verlegt hat: „Don't Want You No More". Bereits vom ersten Takt an tauchen wir in Soul und Funk ein. Und auch Referenzen an die Zeiten von Jazz Rock werden lebendig, wenn Roggenkamp in die Tasten seiner Hammond-Orgel greift. Die Zeiten von The Nice und anderen Bands sind ja leider  nur noch eine Fußnote, aber sie gab es, Bands, die das Schema gängiger Rockmusik verließen. Und was hat nun dieses Stück und alle weiteren mit der in New York in den 1960er Jahren entstandenen Musikrichtung Boogaloo zu tun? Nicht umsonst heißt das Album New Boogaloo. Es geht also nicht um nostalgische Rückbesinnung, sondern um eine Frischzellenkur für Boogaloo durch das Trio rund um Hilden.

Wenn wir auf den Begriff Boogaloo näher eingehen, so ist Folgendes anzuführen: Boogaloo gilt als eine Fusion aus Rock and Roll, Bomba und Son, also Musik aus der Karibik, vor allem aus Kuba. Doch auch Einflüsse vom Rhythm & Blues sind  auszumachen, so auch bei dem Orgel-Trio um den Gitarristen Gregor Hilden. Die Bezeichnung „Boogaloo“ ist dabei wohl, so kann man lesen, eine Ableitung von „Boogie-Woogie“, ohne dass man bei der Musik beispielsweise eine rollende Basshand heraushören kann, jedenfalls nicht bei dem Gregor Hilden Trio.

In einen „Bluesy Mood“ versetzt uns die Band beim zweiten Albumtitel. Über den langen Orgelwellen setzt Hilden seine weichgezeichneten Saitenklänge. Das Orgel-Trio lädt uns dabei gleichsam auf eine Reise auf dem fliegenden Teppich ein, der uns dahin schweben lässt. Und wer hier und da, auch das Gitarrenspiel von Mark Knopfler vermeint herauszuhören, der liegt gewiss nicht ganz falsch. Hilden verzichtet auf überdrehtes Jammern und Jaulen seiner Gitarre, ganz im Sinne von „my guitar gently weeps“, oder? Gefühlvoll breitet übrigens Roggenkamp seinen Orgelteppich mit Weichflor aus. Ein Hochgenuss des Hörens!

Bei "Hot Barbeque" ist als Gast der Saxofonist Volker Winck mit dabei. Wer bei diesem Stück mit einer kräftigen Prise Funk noch ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleibt, dem ist eigentlich nicht zu helfen. Nicht erst beim Solo von Hilden muss man aufspringen und tanzend herumzappeln. Wenn dann der Organist seine B3-Hammondorgel erklingen lässt, schwingend, wabbernd, schwirrend, ja dann meint man gar, auch Jimmy Smith sei mit im Boot. Klanggouachen malt anschließend der Saxofonist. Sonor klingt sein Holzbläser. Für ihn und nicht nur ihn gilt: Lass es schwingen!

Bei dem Bill Withers’ Song „Grandma’s Hand“ spielt das Vokale eine Hauptrolle. Allerdings kann man dem Album nicht entnehmen, ob Hilden oder Roggenkamp oder gar der Trommler der Sänger ist. Wer also „Grandma's hands / Clapped in church on Sunday morning / Grandma's hands / Played a tambourine so well …“ anstimmt, muss im vorliegenden Fall mit Fragezeichen versehen werden. "Clubbing" (comp G. Hilden) sieht einen weiteren Gast, der zum Trio stößt, nämlich den Münsteraner Trompeter Christian Kappe. Dadurch erfährt das Trio in seinen Klangnuancen eine feine additive Färbung. Wir erleben eine Melange von Soul und Funk mit einem ausgefeilten Saitenspiel von Gregor Hilden, der dabei wie auch in den anderen Stücken seine Mitmusiker nie an den Rand drängt. So hat auch in diesem Stück der Organist Raum für die Entfaltung und Paraphrasierungen.

Der Organist des Trios steuerte „Kickin’ In“ zum Album bei. Das bedeutet nun nicht, dass die Hammond-Orgel im Fokus steht. Aber es gilt bei diesem Stück ein interessantes Zwiegespräch zwischen Gitarrist und Organist wahrzunehmen, auch in rhythmischer Hinsicht. „Perlendes“ Gitarrenspiel und R&B at its best ist das, was wir obendrein erleben. Klangwellen der Orgel ergießen sich in steten Kaskaden. Und im Hintergrund agiert ein treibender Drummer. "Way Back Home" (comp Joe Sample) geht auf das Gründungsmitglied der Fusion-Jazz-Formation The Crusaders zurück und wurde für das aktuelle Album adaptiert. Eher als soulig-getragen ist dieses Stück zu charakterisieren. Auch an eine Ballade muss man beim Hören denken. Das trifft auch zu, wenn man dem feinsinnigen Saitenspiel folgt, das einem sich sacht ergießenden Strom gleicht. "Going To The City" (comp Moses Allison)  überzeugt durch das Blues-Gewand und auch den vokalen Vortrag, der wahrscheinlich dem Organisten zu verdanken ist. Gewiss ist der Rezensent nicht, da alle Mitglieder des Trios auf dem Backcover als Vokalisten aufgeführt werden. Eigentlich heißt der Titel im Original "If You're Goin' To The City" und erfasst den urbanen Dschungel und dessen ungeschriebene Gesetze, folgt man der Lyrik: „If you're up goin' to the city / You better have some cash … With all the people of the city/ Don't mesh around with trash …“. Namensgebend für das aktuelle Album ist im Übrigen "New Boogaloo" (comp G. Hilden). Und zum Schluss stimmt das Trio "Sing Hallelujia" (comp Dr. Alban) an. Darin kann der Hörer dann aus voller Kehle einstimmen, oder? Übrigens bei diesem Schlussstück spielt der Organist Melodica – selten im Blues oder Funk zu hören und klanglich  im Umfeld von Mundharmonika anzusiedeln!

© ferdinand dupuis-panther




https://www.acoustic-music.de

Musicians
Gregor Hilden – Guitars, Vocals
Wolfgang Roggenkamp – B-3 Organ, Vocals, Melodica
Dirk Brand - Drums, Vocals

& Special Guests:
Soleil Niklasson, Voc. on „In The Skies“
Volker Winck, Sax on „Hot Barbeque“
Christian Kappe, Trumpet on „Clubbing“

Tracks
 I.     „Don't Want You No More"
2.    "Bluesy Mood"
3.    "Hot Barbeque"
4.    "Grandma's Hands"
5.    "Clubbing"
6.    "In The Skies"
7.    "Kickin' In"
8.    "Way Back Home"
9.    "Going To The City"
10.    "New Boogaloo"
11.    "Don't Let The Green Grass Fool You"
12.    "Blue Notes from the Island"
13.    "Sing Hallelujia"

https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/g/gregor-hilden-in-phase/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/various/the-art-of-guitar-2/

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