Greg Burk – As A River

Greg Burk – As A River

G

Tonos Records

Mit einem sehr lyrischen, klassisch eingefärbten Album meldet sich der amerikanische Pianist Greg Burk aktuell zu Wort. Burk erhielt seinen ersten musikalischen Schliff in der Jazzszene von Detroit, ehe er in Boston seine Studien aufnahm und dort George Russell, Danilo Perez und Paul Bley begegnete. In seinem jüngsten Album fließen klassische Anmutungen und das Gründen in Jazztraditionen harmonisch zusammen. Burk lebt unterdessen in Italien. Dort wurde das Album auch aufgenommen. Dabei saß Burk an einem Steinway-Konzertflügel.

In „As A  River“ flossen Burks Kindheits- und Jugenderinnerungen ein. In jener Zeit waren die Flüsse und die Seen Michigans – dort wuchs Burk in einem sehr musikalischen Elternhaus auf – seine beliebten „Spielplätze“. Die „Wunder der Natur“ sind es, die der Komponist und Pianist vorrangig in sein Album einfließen lässt. Ausfluss eines Besuchs im  Sequoia National Park ist zum Beispiel der Schlussakkord des Albums namens “Sequoia Song”.

Hören wir, bevor wir uns dem Album widmen, einige Urteile über Burks kompositorische Arbeit: “As A River” demonstrates Burk’s sophisticated touch, original pianistic conception and intimate flowing improvisations.
He’s intellectually curious enough to exploit the instrument’s total sound-making and emotional capacity.” - so schrieb die Jazztimes. Der Multi-Instrumentalist Yusef Lateef urteilte über Burk: “His unique ability is complemented by his moral strength and enhanced by his creative substance”.

Burk stellt uns Kompositionen wie „One Day“, „Five Petals“ und „Sun Salutation“ vor, außerdem „As A River“, „Radiant Heart Blossom“, „Confluence Of Color“, „Into The Rapids“ oder „Rivers To Tears“.

Zwischen Gospel, Blues und zeitweilig auch Kinderlied scheint „One Day“ zu changieren. Über einer Basshand voller Aufladung tanzt die andere Hand und bisweilen vermeint man auch ein wenig „Oh, Happy Day“ zu vernehmen. Nein, bluesige, erdige Stimmen in der Nachfolgevon Nina Simon werden nicht vermisst. Burk versteht es auch so, einen Klangteppich auszurollen, der in seinem Gewebe Blues und Gospel zu schillernden Farbnuancen vermischt.

Gänzlich anders ist der Charakter von „Five Petals“, beinahe schwülstig-lyrisch ist das, was wir hören. Zugleich mag man an flirrende Hitze an einem Sommernachmittag denken, auch an den Flug einer Hummel und anderer Insekten, die verschiedene Blüten ansteuern und sich in ihnen niederlassen. Auch in diesem Stück zeigt uns der amerikanische Pianist die Kraft der Basshand. Perlendes Tastenspiel ist nur selten zu hören. Akkordtiefen dominieren, manchmal auch im Diskant.

Als ob Kinder losgelöst übers Pflaster hopsen und sich vergnügen, so klingen die Sequenzen, die Burk zu „Sun Salutation“ zusammengefügt hat. Im Verlauf des Vortrags mag man auch an einen sommerlichen Pophit denken, ganz im Sinne von „It never rains in California“, oder? Klangstrudel ergießen sich über den Zuhörer, immer begleitet von einer Bassgründung. Würde man ein Gemälde malen, so müsste man vorbeiziehende Schäfchenwolken am hellblauen Himmel und gleißendes Sonnenlicht auf die Leinwand bannen. Dabei muss man sich gewiss Anleihen bei den Neoimpressionisten nehmen, die es wie kaum andere bildende Künstler verstanden haben, das Licht des Südens festzuhalten

„As A River“ ist eine weitere Komposition Burks, die zudem dem vorliegenden Album den Namen gab. Langsam scheint der Fluss dahinzufließen, ab und an Sandbänke zu umfließen, eher ein Wiesenfluss als ein gewaltiger Strom. Kleinere Stromschnellen werden durch Burks Spiel evoziert. Erzählerisch ist auch diese Komposition angelegt. Man sieht vor dem geistigen Auge Binnenschiffe vorbeifahren; Ruderer sind ebenso selten wie Kanuten. Schwarz-tintenblaues Wasser sehen wir vor uns, wenn Burk uns die dunklen Klangfarben seiner Flussansicht präsentiert.

Mit Wasser hat außerdem die Komposition „Into The Rapids“ zu tun: Rollende Klangwalzen, die kurz abbrechen, sind für dieses Stück charakteristisch. Man hat den Eindruck, man sehe eine Reihe von kleineren Wasserfällen vor sich, die sich an einer Perlenschnur aufreihen. Dazwischen fließt das Wasser in Strudeln und Verwirbelungen dahin.

Zum Schluss hören wir den „Sequoia Song“. Dieser hat etwas von Singer/Songwriter à la Joan Baez. Und auch die  Songs von Crosby, Nash und Young mögen dem einen oder anderen beim Zuhören aufgrund der Harmonien in den Sinn kommen. Nein, Country Music ist gänzlich fern. Vielmehr ist eine bluesige Tönung auszumachen. Bis zur letzten Note hält Burk den Spannungsbogen und die Dynamik. Ausladende Energie auf 88 Tasten wird gleichsam zelebriert – welch ein Hörgenuss!


Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.


Informationen

www.gregburk.com
https://jazzfuel.com/project/gregburkpianist/


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