Giuseppe Doronzo - Goya

Giuseppe Doronzo - Goya

G

Tora Records

Der Albumtitel „Goya“ bezieht sich nicht etwa auf den spanischen Maler, sondern auf einen Begriff in Urdu. Dieser bezeichnet einen Zustand zwischen Wirklichkeit und Vorstellung. Dabei stellt sich die Frage nach dem, was als Wirklichkeit begriffen wird. Darüber hinaus fragt sich der Musiker und Komponist Giuseppe Doronzo, der unterdessen in den Niederlanden beheimatet ist, was das Bewusste und das Unbewusste ist.

Das vorliegende Soloprojekt für Baritonsaxofon erscheint auf dem von Doronzo ins Leben gerufenen Label Tora Records. Zu hören sind Tracks wie „Arundo Choir“, „Flusso di Coscienza“, „Conversation“ sowie „Rotunda“ und schließlich „Canti dal Grano“.

Klangräume zu erkunden, Grenzüberschreitungen auszuloten, ein eigenes Vokabularium für Baritonsaxofon zu setzen und dabei Gegenwartsmusik mit Jazzimprovisationen zu kreuzen – das sind die Interessen des Musikers, der in Barletta geboren wurde und klassisches Saxofon am Konservatorium in Bari studierte. Im Jahr 2011 erhielt er seinen Masterabschluss und begab sich ein Jahr später nach Groningen, wo er am Prinz-Claus-Konservatorium seine Studien fortsetzte. 2015 schloss er diese Studien mit „Cum Laude“ ab.

Der niederländische Kontrabassist W. De Joode urteilt über die Musik Doronzos: “… huge sonore sound; his performance is mystic, multilayered and full of secrecy”. In der Online-Jazzfachzeitschrift „Draai om je oren“ ist (aus dem Niederländischen ins Englische übersetzt!) zu lesen: “…the most extreme soloist of the bunch with his search along the borders of the baritone, slap tongue-harmonic effects to downpours.”

Tiefgründiges Geflirre und Geschwirre ist am Anfang des Albums wahrzunehmen. Man kann dabei an verstimmte Nebelhörner denken, deren Klang über den im tiefen Nebel versunkenen Strom hinweg wehen. Ein Gezittere der Klangströme ist wahrzunehmen. Tiefes Atemgebläse dringt ans Ohr des Zuhörers von „ Arundo Choir“. An Chorgesang denkt man eher nicht, eher schon an eine Zwiesprache von zwei  Erdenbewohnern, die sich etwas geheimnisvoll zuwispern. Immer schwingt dabei etwas Dunkles mit, etwas Symbolgeladenes, Mystisches, oder?

Bei „Flusso di Coscienza“ scheint alles im Fluss, im Fließen, im Zirkulieren, so als hörte man einem Didgeridoo australischer Ureinwohner zu. Es ist ein stetes Auf und Ab, das meilenweit zu hören ist. An Alpenhornmusik könnte man auch denken, lauscht man Doronzo, der das Tieftönige stets mit einem spitzen Klangüberzug versieht.

Wenig von den Tiefen eines Baritonsaxofons ist in „Conversation“ zu vernehmen. Man hat eher den Eindruck, Doronzo habe sich für ein Tenorsaxofon als Lage entschieden. Aufgeregtes Geplapper ist zu vernehmen, immer mit einer rechthaberischen Wiederholung von Teilen des Gesagten versehen. Das steht vielleicht für „Ja, so ist es!“ Widerrede scheint sinnlos zu sein. Unablässig ist der Redefluss zu hören. Stets aufs Neue setzt Doronzo an. Neue Argumente, sprich andersartige Klangmuster, sind nicht vorhanden. Wiederholung scheint das Gebot der Stunde. Zu hören ist auf dem Soloalbum außerdem das Stück  „Rotunda“. Hierbei nehmen wir ein nervös angelegtes Atemspiel wahr, das auf die Erdung abzielt, ohne allerdings das Melodische außer Acht zu lassen. Es klingt sogar zeitweilig durchaus lyrisch-verspielt, was wir da geboten bekommen. Man könnte sogar von konzertant-kammermusikalischen Einlagen und Etüden reden, die Doronzo da vorträgt.

Mit „Canti dal Grano“ wird das Soloalbum geschlossen, das die Bandbreite eines tiefen Holzbläsers ergründet, ohne dabei allzu kopflastig in Erscheinung zu treten.

Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public domain oder commons!

Informationen

http://www.giuseppedoronzo.com
http://www.torarecords.bandcamp.com


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