Gerardo Núñez: Jazzpaña Live

Gerardo Núñez: Jazzpaña Live

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ACT 9585-2

Unerwartetes miteinander zu verbinden – das scheint über dem Projekt „Jazzpaña – Flamenco meets Jazz“ zu stehen. Nach Jazzpaña.(1992) und Jazzpaña.II (2000) liegt nun auch eine sehr gelungene Liveversion vor. Und eine dritte Welt ist dazugekommen: Flamenco - Jazz - Kuba. Aufgenommen wurden die Kompositionen des Albums live in der Berliner Philharmonie und beim WDR 3 Jazzfest in Dortmund. Für das einmalige Projekt kamen folgende Musiker zusammen: Gerardo Núñez (flamenco guitar), Ulf Wakenius (jazz guitar), Chano Domínguez (piano), Ramón Valle (piano), Omar Rodriguez Calvo (bass), Liber Torriente (drums), Christof Lauer (saxophone) und Cepillo (percussion).

 

Insgesamt liegen nun sieben, live eingespielte Kompositionen vor, beginnend mit „Calima“ und endend mit „Calima (Encore)“. „Calima“ - was ist das? Handelt es sich um den mit Sand angereicherten, heißen Wind auf den Kanarischen Inseln oder um eine alte Kultur Kolumbiens? Wir wissen es nicht, was der Komponist im Kopf hatte, als er sich diesen Titel auswählte.

Nein, die akustische Gitarre fängt am Anfang von „Calima“ keinen tosenden Wind ein. Man erwartet eher, dass bei den Flamencoanmutungen alsbald Kastagnetten und das Stampfen der Stiefel zu hören sind. Welches Bild evoziert die Musik, ist zu fragen. Vielleicht eine mittägliche Sonne, eine ausgiebige Siesta und ein Dorf mit weiß getünchten Häusern, die in einen Dornröschenschlaf gefallen sind. Tiefenentspannt ist der Zuhörer auf jeden Fall, denn die Musik, insbesondere der Dialog der beiden Gitarristen, ist ohrschmeichlerisch. Doch irgendwann ist die Mittagsruhe vorbei. Das Dorf erwacht. Menschen schlendern durch die Gassen, genießen einen Tinto und schwätzen ausgelassen. Ja und dann, ja dann ist auch der Flamenco, abseits von Tomatito, Pata Negra oder Manitas de Plata, gegenwärtig und „Friday Night in San Francisco“ scheint ganz nahe. Nach einer kurzen Phase voller tänzerischer Dramatik entspannt sich das Spiel, wenn ein sehr schönes Gitarrensolo an unser Ohr dringt – dank sei Ulf Wakenius, oder? Dieses Solo wird dann durch die Sequenzen abgelöst, die Núñez uns darbietet.

Mit einer sehr verspielten Klaviersequenz beginnt „Para Chick“. Sollten wir, so impliziert wohl der Titel, also eine Hommage an Chick Corea hören? Neben dem perlenden Klangteppich ist stets auch ein harter Bassduktus zu vernehmen. Im Fortgang des Stücks meint man gar, zwei Pianisten im Duett wahrzunehmen, die zwischenzeitlich auch Rhythmen anklingen lassen, die ein wenig an Son und Salsa erinnern. Kuba wird anschließend in „Siboney“ zum Leben erweckt. "Canto Siboney“ ist ein 1929 geschriebener kubanischer Song aus der Feder von Ernesto Lecuona, dem Núñez mit seinem Spiel seine Bewunderung beweist. Kein Wunder, dass man beim Zuhören irgendwie auch an den Buena Vista Social Club denken muss. Herausstechend sind ein sehr akzentuiertes Bassspiel und ein quirliges Klavierspiel, die sich ineinander verschränken, gleichsam als wären sie in einem Zwiegespräch gefangen. Dann jedoch enteilt das Pianospiel so, als ginge es um die Begleitung eines Langstreckenläufers, der seinen Konkurrenten davonläuft. Dramatik pur signalisiert in diesem Kontext das Spiel des Pianisten.

„Blues für Pablo“ heißt es nachfolgend. Dabei ist es Christof Lauer, der auf seinem Saxofon den Blues heraufbeschwört und dabei hier und da auch an „Summertime“ denken lässt. Hintergründig agiert dazu Omar Rodriguez Calvo an seinem Tieftöner. Mit „El Vito“ werden wir dann wieder in die Welt des Flamencos entführt, obgleich Anklänge an einen Bolero durchaus wahrzunehmen sind. Bei „El Vito“ handelt es sich im Übrigen um ein Volkslied, das ursprünglich auf das 16. Jahrhundert zurückgeht und im 19. Jahrhundert eine „Wiederbelebung“ zu einem Tanzlied erfuhr. Wer Jazz wie Flamenco schätzt, der kommt bei dem vorgelegten Album voll auf seine Kosten. Übrigens: Das Cover des Albums zeigt einen Flamencotänzer, dessen eines Beines zu einem Saxofon mutiert ist. Besser hätte man wohl das Verschmelzen von Jazz und Flamenco bildlich nicht darstellen können.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
www.actmusic.com

Tracks

1 Calima ( Núñez, Gerardo ) 11:45
2 Alma De Mujer ( Domínguez, Chano) 08:48
3 Para Chick ( Domínguez, Chano) 06:31
4 Siboney (Lecuona, Ernesto) 06:18
5 Blues For Pablo ( Evans, Gil ) 03:17
6 El Vito ( trade.) 12:17
7 Calima [Encore] ( Núñez, Gerardo) 14:08


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