TatortJazz: Und Jimi Hendrix kam nach Bochum-Langendreer

Alter Bahnhof Langendreer, 20.6.2018


Jimi Hendrix gilt wegen seiner experimentellen und innovativen Spielweise auf der E-Gitarre als einer der bedeutendsten Gitarristen aller Zeiten. Er hat nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik genommen. Weltweit bekannt wurde er durch das legendäre Woodstock-Festival 1969, als er unter anderem seine Version der amerikanischen Nationalhymne vortrug.




Miles und Jimi …

Was wäre wohl gewesen, hätte es eine Zusammenarbeit zwischen ihm und Miles Davis gegeben. Doch aus vielerlei Gründen kam das von Miles angebahnte Miteinander nie zustande. Im Magazin Rolling Stone vom 10. Mai 2013 finden sich dazu folgende Zeilen: „It's long been known that Jimi Hendrix and Miles Davis were making plans to record together the year before Hendrix's death in 1970, but it turns out the pioneering guitarist and jazz trumpeter were hoping that Paul McCartney would join them on bass. Hendrix, Davis and jazz drummer Tony Williams sent a telegram on Oct. 21, 1969, to the Beatles' Apple Records, hoping to get McCartney in for a session. 'We are recording an LP together this weekend in NewYork [sic]," reads the note, according to The Associated Press. "How about coming in to play bass stop call Alvan Douglas 212-5812212. Peace Jimi Hendrix Miles Davis Tony Williams.'.“


Zu Gast im Alten Bahnhof: der Gitarrist Markus Conrad

Nicht nur Hendrix feierte im Alten Bahnhof Langendreer eine Art „Auferstehung“, sondern es gab in Anlehnung an den Gitarrenvirtuosen der Generation 27 auch eigene Titel des Gastsolisten Markus Conrad, so „Weit“ und „Egypt Blues“ sowie auch eine Komposition von Billy Cobham zu hören. Dabei wurde der besondere Sound der „Stratocaster-Gitarre" in all ihren Facetten ausgeschöpft.

Markus Conrad spielte an diesem Abend im Übrigen mit den TatortJazz-Hausbandmusikern Matthias Dymke (Piano), Alex Morsey (Bass) und Uwe Kellerhoff (Drums) zusammen.

Nachstehend noch einige Bemerkungen zu Markus Conrad: Er zählt zu den vielschichtigen Musikern des Ruhrgebiets und bewegt sich musikalisch zwischen Jazz, Blues und Weltmusik. Markus Conrad studierte Jazzgitarre an der Hochschule der Künste Arnheim. Neben seiner Präsenz auf zahlreichen Bühnen und Festivals war er Preisträger von Jazzwerk-Ruhr, dem NU-Jazzprijs Dordrecht und dem Young Jazz Award Tübingen.


Jimi Hendrix Experience der eigenen Art

Sie waren gekommen, die Jazzfreunde, die Hippies von damals, die Hendrix-Jünger, die Freunde von Rhythm ´n Blues … Der Saal im Alten Bahnhof war gefüllt … Etwa 150 Zuhörer waren auf Markus Conrad gespannt und auf seine „Jimi Hendrix Experience“ von „Purple Haze“ über „Manic Depression“, von „Red House“ bis „Wind Cries Mary“ und „All Along The Watchtower“. Für eine Zugabe mussten die Zuhörer, das sei vorausgeschickt, nicht lang betteln. Sie gab es, trotz tropischen Klimas auf der Bühne und schweißtreibenden Temperaturen: „Little Wing“ war der „Rausschmeißer“ an einem Abend, bei dem Erinnerungen an Woodstock und an die Generation 27 lebendig wurden.

Milli Häuser, die seit 2006 die Reihe TatortJazz organisiert, ließ es sich nicht nehmen, auch auf der Bühne zu agieren. Sie trat gemeinsam mit Markus Conrad und der Hausband bei „All Along The Watchtower“ auf und ließ die Textzeilen leicht rau und rauchig singend in unseren Ohren klingen. So bekam der Abend noch eine weitere „schwarze Note“ - zuvor hatte sich Alex Morsey, dazu später mehr, als Bluessänger und Hendrixfan „geoutet“.



Manic Depression machte den Anfang

Aufgemacht wurde das Konzert mit einer beinahe psychodelisch zu nennenden Einleitung zu „Manic Depression“ . Eingeweihte mögen sich hier und da auch an den legendären Canterbury Sound erinnert gefühlt haben. Obertongesang – welch Klang kam da aus der Kehle von Alex Morsey – mischte sich mit einer Snare, auf die Uwe Kellerhoff mit seinen Handflächen schlug. Sphärisches entlockte Markus Conrad seiner E-Gitarre. Nicht zu überhören war der Stimmfluss von Alex Morsey gepaart mit dem Wimmern und Jaulen der E-Gitarre. Tonale Saltos trafen auf stimmliche „Lautmodulationen“. „Rhythmusstränen“ wurden auf Toms und Snare erzeugt. Man vernahm Getöse und Donner, Entladung nach einer Eruption. Die Klangfarben waren geladen, die Zuhörer elektrisiert. Das war Rock vom feinsten Klangzwirn.  Es vibrierte, jaulte, schnarrte, heulte, wimmerte – dank sei Markus Conrad. Für die jazzige Erdung sorgte Matthias Dymke am Flügel, stets dabei auf Markus Conrad antwortend. Ja, bereits im ersten Stück gab es Interaktionen, Dialoge, Antworten und Improvisationen vom Feinsten.

Eine Premiere war anschließend Programmbestandteil, denn Markus Conrad stellte „Egypt Blues“ – das sei nur ein Arbeitstitel, so Conrad – vor. Für dieses Intermezzo griff Alex Morsey zum E-Bass statt zum akustischen Kontrabass. „Stampfende Klangformen“ waren zu vernehmen, so als sollte dabei das Traben schwankender „Wüstenschiffe“ eingefangen werden. Glockenhell waren die diskanten Farben, die Matthias Dymke beisteuerte, während im Solo von Alex Morsey das Bild einer Karawane sich verfestigte. Schwaden von Klangwellen ließ Markus Conrad an unser Ohr dringen. Irgendwie klang das auch ein wenig nach Fleetwood Mac. Wie auch zu Beginn, war die Spielhaltung aller Musiker sehr kommunikativ. Durch gezielte Körpersprache sorgte Markus Conrad dafür, dass der Spielfluss voranging.


Purpurnebel auf dem Sousafon

Schon mal „Purple Haze“ mit Sousafon gehört? Gewiss nicht, aber an diesem Abend gab es die Gelegenheit dazu. Der Text, darauf hatte Alex Morsey zu Beginn hingewiesen, war kaum verständlich, da der Bassist und Tubist das Blasrohr als Stimmtrichter nutzte. So legte sich ein purpurner Nebel über die Zuhörer – bildlich gesprochen und teilweise auch durch die Lichtregie evoziert. Obendrein ließ es sich Markus Conrad natürlich nicht nehmen, feinsten E-Gitarrendunst im Saal zu verteilen. Zarte bluesige Töne fügte Matthias Dymke an. An der einen oder anderen Stelle des Vortrags vermeinte man Afrobeats zu hören, schien Fela Kuti irgendwie auch im Alten Bahnhof Langendreer zugegen zu sein.


Säuselnder Wind und Feuer

Vor dem Vortrag von „Wind Cries Mary“ „bekannte“ Alex Morsey, dass er 1993 bei einem Abi-Gig zuletzt Hendrix vorgetragen habe. Zugleich erinnerte er auch an eine plattdeutsche Version des Stücks, die Torfrock zu verdanken ist. Doch Letzteres war dann doch nicht zu hören. Beinahe in der Manier von Jagger und legendärer Bluesbarden wie Gary Moore agierte Alex Morsey ab und an, als es um das Windgesäusel ging. Hier und da ließ er den Wind auffrischen. Doch es kam weder zum Sturm, noch zum Orkan.  Hintergründiges Grollen konnte der Zuhörer dennoch wahrnehmen. Eine Sturmfront wurde nur fernab angedeutet. Schade, dass Uwe Kellerhoff kein Mic hatte, denn stellenweise stimmte der Drummer der Hausband in Morseys Gesang mit ein. Vor der Pause gab es dann noch ein Klangfeuer zu erleben; „Fire“ bildete nämlich den Abschluss des ersten Sets.


Ostfrieslands Weite und ...

Mit „Villanova Junction“ ging es in die zweite Konzertrunde. In dieser entführte uns Markus Conrad auch in Ostfrieslands Weite. Es war eine sehr ruhige Nummer, ohne Rabatz und Krawall – im Gegensatz zu den anderen Songs, die bis dato präsentiert wurden. Selbst ein strichweiser Regen schien in Conrads Komposition seinen Platz zu haben, lauschte man den filigranen Tastenfolgen von Matthias Dymke.

Um ein rotes Haus, zu dem der Schlüssel nicht passt, ging es im weiteren Konzertverlauf. Beim anschließenden Song „Great Expectation“ (comp. M. Conrad) überkam den Berichterstatter der Eindruck einer Melange von Surf Music, John Zorn und Softmachine. Aber dabei schien mehr Fantasie im Spiel als eigentlich erlaubt ist, oder?

Wie gesagt, mit Milli Häusers Gesangsauftritt bei „All Along The Watchtower“ war eigentlich Schluss. Doch wer den TatortJazz kennt, wusste, dass eine Zugabe schon beinahe eine Pflichtkür ist.


Text und Fotos © ferdinand dupuis-panther – Text und Fotos sind nicht public commons. Meine Bildrechte verfolgt copy track.


Informationen


TatortJazz
http://milli-haeuser.de/tatort-jazz/
http://bahnhof-langendreer.de/

Markus Conrad
http://grandjamband.com/
http://www.ohrlaub.net/info.html

Miles Davis und Jimi Hendrix
https://www.rollingstone.com/music/news/jimi-hendrix-sought-paul-mccartney-for-supergroup-with-miles-davis-20130510


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet


our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst