Take 5 – Jazz am Hellweg: saxophonics

Brasserie Lamäng Soest, 03.12.2023







„Sehr variabel gestaltet saxophonics Konzerte und Events unterschiedlichster Art: Von klassisch-konzertant über swingig-jazzig bis hin zu unterhaltsam bietet das Saxophonquartett einen in jeder Hinsicht geschmackvollen Ohrenschmaus. Der Schwerpunkt der Konzerttätigkeit liegt aber in der Präsentation eines sowohl umfangreichen als auch anspruchsvollen Jazzrepertoires.“ So las sich die Konzertankündigung.

Vier Saxofone und keine Rhythmusgruppe, das ist gewiss eine Herausforderung. Doch augenscheinlich gibt es sehr umfängliche Arrangements für ein derartiges Ensemble.

Der Spielort Brasserie zu morgendlicher Stunde und mit Bereitstellung eines Frühstück-Buffets war eine Herausforderung. Das Fokussieren auf die Musik war für eine Vielzahl von Anwesenden nur bedingt gegeben. Da wurde auch getratscht und geratscht, ergab sich ein permanenter Geräuschpegel, der an einen summenden Bienenstock erinnerte. Auch die herumgehenden Bedienungen, die nach Getränkewünschen fragten, waren dem Konzert gewiss nicht zuträglich. Wer also gekommen war, um die vier Saxofonisten zu hören, der musste all das ausblenden und sehr konzentriert zuhören. Das Fokussieren auf sich war auch das A und O für die Musiker: Patrick Porsch (Sopranosaxofon), Frauke Geisweid-Kröger (Altosaxofon), Roland Danyi (Tenorsaxofon) und Jennifer Tatus (Baritonsaxofon). Und das war gewiss auch für versierte Musiker kein leichtes Unterfangen.


Nun ja, die Situation war gegeben, und es galt das Beste daraus zu machen, d.h. ein abwechslungsreiches musikalisches Programm in drei Sets zu präsentieren. Angesichts der Vorweihnachtszeit und des alljährlichen Weihnachtsmarktes vor der Haustür des Lamäng gab es mit „First Noel“ und „Ihr Kinderlein kommet“ – in der Pause vor dem Lamäng dargeboten – auch Weihnachtliches zu hören, aber nicht ausschließlich. Schließlich war es kein Konzert, das Christmas Carols zu Gehör bringen wollte, sondern durchaus eine Bandbreite an musikalischen Stilen von Filmmusik und ein wenig Broadway über Salsa bis hin zu Calypso, so das Hörerlebnis des Berichterstatters und dessen Einordnung.


Eröffnet wurde das sonntägliche Konzert mit „Nice Work If You Can Get It“, einem Filmsong mit der Komposition von George Gershwin und dem Text von Ira Gershwin aus dem Jahr 1937. Von der  geballten Bläsersetzung her klang dieser Song orchestral, erinnerte an die Musik der großen Orchester der Jazzgeschichte wie das von Tommy Dorsey. Nachfolgend, so die Ankündigung, sollten wir mit heißblütigen Melodien in den Sommer versetzt werden. Und ja, ein wenig Rumba-Feeling kam schon auf. Vor allem aber lauschten wir Melodielinien des Sopransaxofonisten, der seinem Instrument teilweise einen weichen Klarinettenklang einhauchte. Trotz des Titels „Südamerika“ hatte man nicht den Eindruck von Ausgelassenheit und durchgehend lateinamerikanischen Rhythmen. Stattdessen meinte man, man wohne Musik für Swing-Tanz und Lindy Hop bei. Noch etwas muss hervorgehoben werden: das röhrende, brummende, tieftönige Baritonsaxofon als Antipode des Sopransaxofons, gleichsam „Kontrapunkte“ des Musikalischen.


Im Fortgang des Stücks schien es die Aufforderung zum Tanz eines Charleston zu geben und auch  die Musik der Couplets der späten 1920er Jahre konnte man hier und da herausfiltern, oder? Und dann wurde es Weihnachtlich, als das nächste Stück auf dem Programm stand: „O Come All Ye Faithful“.  Sakrales füllte den Raum. Man erlebte gleichsam Saxofon-Chorgesang, mit Vorsänger und Chorsängern, allerdings mit der Beschränkung auf vier Saxofone und der führenden Stimme des Sopransaxofons. Übrigens, bekannt geworden ist dieser Song durch die Interpretation von Nat King Cole.


Doch wie gesagt, wir waren ja nicht bei einem Weihnachtskonzert, sondern bei sonntäglichem Jazz im Rahmen des Festivals Take 5. So entführte uns das Quartett eben auch in den frühlingshaften November, aus dem grauen Einerlei in sprießendes Frühlingsgrün. Zu hören war „November Spring“ (comp. A. Cimiotti). Angesichts des blauen Himmels bei frostigen Temperaturen Anfang Dezember war dies dennoch ein Stimmungsaufheller, sehr bewegt, beinahe losgelöst und tänzerisch ausgeformt. Das galt vor allem für das Sopransaxofon, derweil das Baritonsaxofon für die Erdigkeit und die Bodenhaftung sorgte. Man hatte zudem den Eindruck, die Melodielinie erinnere an das sich kräuselnde Band einer  Sportgymnastin bei ihrer Kür!

  


Nach der Pause und einem Ständchen unter freiem Himmel lauschten wir unter anderem „First Noel“, auch als „Noel, Noel“ bekannt, aber auch „Salsa Freaks“. Ersteres ist ein klassisches Weihnachtslied, das oftmals von Chören zu Streichern in Kirchen vorgetragen wird. Im aktuellen Konzert war es an dem Tenorsaxofonisten und dem Sopransaxofonisten für weihnachtliche Stimmung zu sorgen, durchaus mit getragenem Duktus. Welch Kontrast war dies zum Salsa, der das 2. Set abrundete. Es war Salsa jenseits von Santanas „Samba pa ti“, aber ebenso feurig und mitreißend.


Schließlich folgte nach kurzer Pause noch ein 3.Set. Erneut wurden die Zuhörer mit einer Komposition von George Gershwin konfrontiert: „Liza“ wurde vorgetragen, mit aller Wortgewalt von vier Holzbläsern. Dabei kamen dann auch Liebhaber von Musicals und Broadway-Revuen auf ihre Kosten. Und wer den sehr lyrisch ausgeformten Song kannte, konnte leise mitsummen: „Moon shining on the river / Come along, my Liza …“. Zugleich drangen die Weichzeichnungen des Sopransaxofons an unsere Ohren. Und dann, ja dann ritten die glorreichen Sieben musikalisch vorbei. Die vier Musiker öffneten die Breitwandleinwand für einen Filmklassiker.  Zu hören war die Themenmusik aus dem Film „The Magnificent Seven“ (Die glorreichen Sieben), komponiert von Elmer Bernstein. So ritten sie dahin, unter anderem Charles Bronson, Steve McQueen und Yul Brunner. Dabei handelt es sich um das Original von 1960 und nicht um das Remake von 2016 mit Dezel Washington. Der eine oder andere erinnerte sich an den Westernfilm, ein heute eher verpöntes Genre mit simplen Klischees von Gut und Böse, derweil Altsaxofon und auch Tenorsaxofon in ihren Soli zu erleben waren. Neben einem „Wals“ hörten wir im Weiteren auch eine Melodie, die an einen klassischen Calypso erinnerte. Damit unterstrich das Quartett, wie breit es musikalisch aufgestellt ist. Schließlich ging ein gelungenes Konzert zu Ende, und der eine oder andere vergnügte sich dann auf dem Soester Weihnachtsmarkt.


Text und Fotos © f.dupuis-panther/a.panther 2023


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Jennifer Tatus
Patrick Porsch
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