soundtrips nrw - Paulina Owczarek + Federico Reuben

Black Box Münster, 4. September 2022






Der Saxofonistin Paulina Owczarek und dem Live-Elektronik-Performer Federico Reuben gehörte der „Schwarze Raum“ im cuba. Als Gast war zudem der Gitarrist Erhard Hirt im zweiten Teil des Abends zu erleben. Und was durften die Zuhörer erwarten? Dazu zitieren wir die Konzertankündigung: „Paulina Owczarek und Federico Reuben sind zwei freie Improvisatoren mit fast gegensätzlichen Methoden, denen es dennoch gelingt, das Organische mit dem Synthetischen, das Physiologische und das Mechanische, das Reale mit dem Virtuellen sowie das Biologische und das Künstliche nahtlos zu verbinden. Ein Computer schreit zusammen mit einem Saxophon in maschinell-kosmischer Synchronität. Künstliche Intelligenz trainiert, lernt von der spontanen menschlichen Erfindung. Die Maschine wird ausdrucksstark, passt sich erhöhten Bewusstseinszuständen an und entwickelt eine Vorliebe für SWEET-Improvisation.“



Nachstehend konzentrieren wir uns auf das Duo, das uns auf eine spezielle Klangreise mitnahm:

Kurz gesprochen traf ein Baritonsaxofon auf Klangmodule aus einem Computer, auf Samples, die uns teilweise glauben machten, ein Drummer wirbele zwischen Snare, Toms und großen Blechen hin und her. War da nicht auch ein Bassist zu vernehmen, der sich den Raum des Tieftons mit der Bariton-Saxofonistin zu teilen hatte? Klappengeräusche des Saxofons mischten sich mit langatmigen Sequenzen, die die Saxofonistin anstimmte und den Raum füllte. Geklopfe und verzerrte Klopfgeräusche waren Kommentierungen durch den Elektronik-Performer. Dass ein Baritonsaxofon durchaus auch die Lagen eines Tenorsaxofons beherrscht, zeigte uns Paulina  Owczarek während des Konzerts. Hochfrequentes Getöse mischte sich mit Nebelhorn-Anmutungen. Mal lauter und mal leiser vernahmen wir auch ein GrrrGrrGrr. Atemluft strömte stetig durch das S-Rohr des Holzbläsers.


Angesaugte Luftströme, Kehllaute und Gezische waren weitere Elemente der Klanginszenierung an diesem Abend in der „Schwarzen Kiste“. Singaltöne wurden abgesetzt, um dann abgewürgt zu werden. Bassgetrommel vereinte sich mit flirrenden Becken, ohne dass ein Drummer präsent war, dank an Federico Reuben. Tonsilben wurden angerissen; Kehllaute wurden zelebriert. Dunkles Schnurren und Gurren nahmen die Zuhörer auf. Dezent und kaum wahrnehmbar war das Fingerspiel der Saxofonistin, die gelegentlich auch eine Dose innerhalb des Schallloches hin und her bewegte. Diese Dose war gleichsam ein Ersatz für einen Shaker.

 


Tuscheln und Wispern war außerdem Teil der Performance der Saxofonistin. Murmeln konnte Paulina Owczarek auf ihrem Holzbläser auch. Nur selten verfiel sie in Kurzatmigkeit. DongDongDong breitete sich aus. Vibrierte da nicht ein Holzbrett? Windverwischungen trafen auf Klopfgeräusche, die von Pausen durchsetzt waren. War da nicht obendrein das Geschrei von Singschwänen zu hören? Schnalzende Passagen präsentierte uns die Baritonsaxofonistin, die gelegentlich auf das Mundstück ihres Instruments verzichtete. Kristalline Sequenzen und Drehorgelassoziationen drängten sich den Anwesenden auf. Der Klang zerspringenden Glases – man denke an die Verfilmung der „Blechtrommel“, als in einer Szene der kleine Oskar Gläser zersang – war zudem gegenwärtig, für Momente jedenfalls.

 


Das Hörbare sprengte ab und an die Grenze und schien einem Tinitus zu gleichen. Für eine Weile meinte man, Federico Reuben lege Samples von mechanischen Musikinstrumenten unter das Spiel der Saxofonistin. Implosionen wurden gesetzt, Explosionen des Klangs ebenso. Tiefe Klangwelten vereinten sich mit den Klangspitzen eines Toy-Pianos, so der Eindruck. Kurzwellenfrequenzen wurden gesucht und gefunden. Morpheme wurden durch den „Klangakrobaten“ des Abends am Computer erzeugt.

Der Fluss der Zwiesprache zwischen Analogem und Digitalem schien an diesem Abend nicht zu versiegen. Stenographisches vernahmen wir. DADA war wohl auch eine Quelle für die kontinuierlichen Arrangements zwischen den beiden Musikern. Und dann war allerdings irgendwann alles gesagt.

© text und fotos ferdinand dupuis-panther


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