JazzToday Spezial – FOXL

Black Box Münster 11.07.2025







FOXL, ein gewiss ungewöhnlicher Name einer Band, den es zu entschlüsseln gilt. Nun, es ist kein Verweis auf das Gedicht „The Fox“ von Kenneth Patchen, einem us-amerikanischen Schriftsteller zwischen Anarchismus, DADA und Surrealismus, der, so Rodrigo Lopez Klingenfuss in einer musikalischen Pause, Inspirationsquelle für die Band ist und dessen Texte teilweise im Konzert zu hören waren.

FOXL, so nach einer  Nachfrage, war der Name von Mozarts Hund. Und was hat das mit der Musik der Band zu tun? „Kleine Nachtmusik 2.0“ und Ähnliches stand ja nicht auf dem Programm. Nehmen wir mal den Bandnamen mit einem Augenzwinkern einfach so hin und widmen uns nachfolgend der Band, der Musik und dem Konzert.


  



„Das Instrumental-Ensemble um den Gitarristen und Komponisten Rodrigo Lopez Klingenfuss hat keine Scheuklappen für Stilistiken und steht für die Mischung verschiedener Musik-Stile wie Neue Musik, Minimal, Kraut-Jazz, Postrock & Elektronik. Typisch für FOXLs Musik ist die Zergliederung des Ensembles in zwei oder drei unabhängige Teile, die im Miteinander polyrhythmische und polyharmonische Klangstrukturen bilden, ohne dabei die musikalischen Motive aus den Augen zu verlieren.“ So las man es in der Konzertankündigung.

„Die Kunst aus minimalen Voraussetzungen sich immer komplexer verzweigende Stücke zu entwickeln beherrschen sie allemal.“ so sieht Felix Kloppotek, Chefredakteur der Stadtrevue Köln die Band und deren Musik. Anlässlich des Konzerts in  der Black Box erweiterte als special guest die Mezzosopranistin Eva Marti das vielköpfige Ensemble, so las man es auf der Homepage der Band.


Das war ein ganz neues musikalische Thema in der Black Box, die ja eher in den Konzerten der freien Improvisation Raum bietet. Kurz und knapp formuliert trafen Rock und Pop, Pink Floyd, Keith Emerson, Brian Auger und andere Rockrecken aufeinander und doch wieder nicht. John Zorn und Frank Zappa schienen im Geist auch zugegen, ebenso Surf Sound, Alternative Rock und Krautrock. All diese Etiketten für das Gehörte sind nur Annäherungswerte und treffen den Kern der Musik nur hier und da sowie am Rande.

Zwischenansagen zu den Stücken gab es nicht, auch keine Erläuterungen dazu, warum ein Stück „Pupila“, „On the Perfidie“, „Caribbean trip“ oder „Statues dimly seen through water“ heißt und welcher spezifische Bezug zu den Gedichten von Kenneth Patchen besteht. So konnte man sich schlicht auf den musikalischen Fluss zwischen Rock und Ambient einlassen, konnte sich den Klangvariationen eines Theremin hingeben und den elektronischen Effekten, aber vor allem dem Saitenspiel von gleich drei Gitarristen. Übrigens, so Rodrigo Lopez Klingenfuss, stammen alle Stücke des Konzerts aus dem Album „Future Exercise Elephant“.


Mit einiger Verzögerung begann das Konzert, denn Dirk Bell an der Doppelhalsgitarre musste noch ein wenig stimmen und so ließ er den Rest der Band einige Minuten warten, ehe dann der melodische Fluss des Gitarrendreigestirns begann. Zu diesem gehörten neben Dirk Bell noch der Bandleader des Ensembles Rodrigo Lopez Klingenfuss und José Diaz de León. Und was gab es als Hörgenuss? Eine Mischung aus Surf Sound und Postrock.

  


Ebene für Ebene nahm das Melodische Gestalt an. Die Musik glich dabei einer sich ausbreitenden Woge. Alles schien im Fluss, schien fließend. Motive an Motive wurden gesetzt. Effekte strömten im Raum. Frequenzen schwollen an und wurden moduliert. Vibrationen trafen auf Tiefenklang. Anmutungen an Orgelklänge drängten sich auf. Brr, Rrr, Gewisper, Krähenkrächzen, Windturbulenzen, Windgeheul, so als würde sich der Wind in Hochspannungsleitungen fangen, fragile Saitenklänge – all das war auch zu erleben. Und der Hörer fragte sich, wer für die Effekte verantwortlich war, die Gitarristen, vor allem Dirk Bell, zu dessen Füßen Drehknöpfe und Fußschalter zu finden waren, oder aber der Keyboarder Christian Lorenzen, der zugleich am analogen Synth agierte. Zirkulation von Windgeräuschen und Oszillation von diversen Frequenzen drangen an die Ohren der Anwesenden. Und dazwischen gab es auch ein Plipp-Plipp zu hören. Hörte man da nicht auch präparierte Klangstäbe eines Vibrafons? Jedenfalls nahmen wir auch fragile Sequenzen war, schien es, als würde der Klang einer Glasharfe inszeniert, neben all dem Windrauschen und Gezirpe. Aber auch ein Tsstsstss war allgegenwärtig. Trommelstöcke tanzten über Felle und Becken, bedächtig und nicht mit voller Energie. Basslinien vermischten sich mit Geräuschschwall.


Zischender Dampf verteilte sich bildhaft gesprochen in der Black Box. Effekte waren mal aufdringlicher, mal eher auch im Off zu hören. Sanfter Orgelklang vermischte sich mit dem der rhythmisch aufgestellten E-Gitarren.  Oder wurde vom Keyboarder der Klang eines Harmoniums imitiert? Das, was wir vom Keyboarder hörten, hatte teilweise etwas Sakrales und war fern von dem, was Keith Emerson und Brian Auger einst mit der Hammondorgel zelebrierten. Eingespielte Effekte, die folgten, hörten sich an, als ob eine Vielzahl von Vögeln in Zwitscher-Dialogen verstrickt seien. Gitarren flirrten und vibrierten dazu.

Zwischenzeitlich stimmte die Band auch ein Lamento an, so schien es dem Berichterstatter. Als Eva Marti ihre Stimme erhob, fühlte man sich an eine Opernarie erinnert, auch wenn sie nur rezitierte und nicht sang. Auch dies war eine klangliche Überraschung, hatte man doch eher Rockgesang erwartet. Doch die E-Musik verdrängte für Momente die U-Musik.


Zu den klanglichen „Sensationen“ gehörte auch der Theremin. Dirk Bell erzeugte mit seinen Handflächen unterschiedliche Klangfrequenzen, die hier und da auch „verwischt“ wurden, abhängig von der Nähe zum „Empfänger“ des Theremins. Im Off liefen Bassklänge aus und auch die feinen Saitenklänge der E-Gitarristen. Klangteppiche wurden gewebt, fein gemustert.


Die Stücke gingen beinahe nahtlos ineinander über. Mal verwandelte sich eine Bierflasche in ein Bottleneck, aber mal gab es auch ein richtigen Bottleneck aus Metall, der über den Finger gezogen wurde und dem Slice-Spiel von Dirk Bell diente. Kristalline Klänge trafen auf Gewisper und Geräuschschwall. Songhaftes wurde vorgetragen, wenn auch dank der gesetzten Effekte nicht dem üblichen Poprock entsprechend. Da vernahm man den Drummer Thomas Wörle mit „gewichtetem“ Tack-Tack und gezieltem Basstrommelschlag. Dazu hörten wir ein schrilles Vibrieren und Klirren. Fragiles war Teil der musikalischen Inszenierung. Sphärisches und Atmosphärische gehörte zur Klangmelange von FOXL.

   


Dass Musik auch mit Körperarbeit zu tun hatte, konnte man an den Bewegungen von Rodrigo Lopez Klingenfuss ausmachen, der seine Gitarrenriffs mit entsprechenden „tänzelnden“ Bewegungen begleitete. Klong-Klong-Klong und „Saitentropfen“ wurden präsentiert. Wenn man auch bisweilen den Eindruck hatte, die Musiker würden auf unterschiedlichen Umlaufbahnen unterwegs sein, so fügte sich deren Spiel doch zu etwas Ganzheitlichem. Das mag auch an den effektvollen Klangteppichen gelegen haben, die ausgebreitet wurden. Das war dann Ambient vom Feinsten, oder?

   


In einem der vorgetragenen Stückd hatte man gar den Eindruck, die E-Gitarristen würden den Klang einer Bouzouki nachahmen. Da wurden Saiten nur kurz angerissen und dann, so der Höreindruck, abgedämpft. Das kam auch dem Klang eines Banjos nahe. Trocken waren die Klänge, ohne hallende Präsenz. Und der Keyboarder ließ dazu seine Tastenfülle spielen.


Im weiteren Konzertverlauf gab es noch mehrfach Vokales zu erleben. Zugleich aber erinnerte das Spiel der Gitarristen an die rauen und rohen Klänge des Mersey Sound. So war das Konzert auch ein wenig eine Reise durch die Geschichte des Rock mit und ohne Zorn, Zappa und Co. - und all das bei sommerlichen Temperaturen. Sehr gelungen war der Abend gewiss. Und wer nicht anwesend sein konnte, für den gibt es den Stream zum Nachhören. Ansonsten ist nach dem Konzert von FOXL für die Black Box bis Anfang September eine Sommerpause angesagt.

© Texte und Fotos ferdinand dupuis-Panther 2025




Musicians
Rodrigo Lopez Klingenfuss - Gitarre, FX
Dirk Bell - Gitarre, FX
José Diaz de León – Gitarre, FX
Christian Lorenzen – Synthesizers und Elektronik
Stefan Berger - Bass
Thomas Wörle – Schlagzeug

http://www.cuba-cultur.de/index.php?id=49
https://foxl-band.weebly.com
https://lopezklingenfuss.de/projekte/foxl


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