29. Internationale St. Wendeler Jazztage, 20.-21.September 2019

NES und Daniel García Diego und seinem Trio sowie Marialy Pacheco & Rhani Krija “Marcocuba” sowie Vincent Peirani 5tet



Der Saalbau in St. Wendel war zur Eröffnung der diesjährigen Jazztage sehr gut besucht. Zu den 29. Jazztagen waren Jazzliebhaber von nah und fern gekommen. Zum Auftakt betrat das Trio NES (AL/ES/FR) die Bühne, die sich zeitweilig und ohne Bezug zu den musikalischen Linien in einen „lichternen Tuschkasten“ verwandelte. Farbwechsel schienen das Gebot der Stunde. Warum kann man eigentlich nicht die Bühne einmalig ausleuchten, sodass die Musik und nicht das Farbenspiel im Fokus steht?

Zwischen arabischer Musik, Jazz, Folk und Pop anzusiedeln – das ist NES, bestehend aus der Namensgeberin des Trios, Nesrine Belmokh (voice & cello), Matthieu Saglio (voice & cello) und David Gadea (percussion). Dieses Trio eröffnete den sogenannten spanischen Abend. Allerdings Referenzen zu spanischer Musik, klassischer wie auch folkloristischer, waren nicht auszumachen


Über die Band liest man auf der Homepage von ACT – hier erschien das jüngste Album der Band  - folgende Zeilen: „Die Stadt Valencia vereinte diese drei großartigen Musiker: den Perkussionisten David Gadea aus der Region Valencia, der schon auf Tour mit spanischen Flamenco-Größen wie Ximo Tébar und Josemi Carmona war; den Franzosen Matthieu Saglio, der „Cellist der tausend Klangfarben“, der mit Flamenco-, Jazz- und anderen Projekten in mehr als 30 Ländern auftrat; und die Franko-Algerierin Nesrine Belmokh. Die Sängerin und Cellistin arbeitete schon mit Dirigentenlegenden wie Lorin Maazel und Daniel Barenboim zusammen und war eine der Protagonistinnen des international tourenden Cirque du Soleil.“


Nun ja, die Instrumentierung lässt schon aufhorchen, denn das Cello ist im Jazz und in der Popmusik eine Rarität, sieht man zum Beispiel von dem französischen Cellisten Vincent Courtois mal ab. Dem Hinweis auf die Verwurzelung im Flamenco von zwei der beteiligten Musiker schenkte der eine oder andere beim Hören unter Umständen besondere Beachtung, musste sich dann während des Konzerts eines besseren belehren lassen. Flamenco war bei NES nicht präsent.

Doch eine generelle Frage musste angesichts der songhaft konzipierten Stücke aufgeworfen werden, ob und inwieweit das Songhafte dominiert und den offenen Raum für instrumentales Ausleben verschließt. Vorgestellt wurde an diesem Freitagabend im renovierten Saalbau von St. Wendel das  Album der Band namens „Ahlam“. Dabei ist vom Traum die Rede, und die Mehrzahl der Anwesenden kam auch ins Träumen, lauschten sie dem Gesang von Nesrine Belmokh. Die Schönheit der Melodie stand dabei im Fokus, hier und da durchaus ins Folkloristische und den Blues eintauchend. Teil des präsentierten Programms waren Kompositionen wie „You Made It Hard For Me“, „Houzni“, „Bye, Bye“ sowie „Le Temps“, „ Happy NES“.


Das Songhafte im Fokus


Der Sologesang von Nesrine Belmokh in „Houzni“ eröffnete den Klangreigen, in den sich dann  auch das gezupfte Cello in den Händen von Matthieu Saglio einbrachte, teilweise mit Gitarrenanmutungen. Basslastiges war zu vernehmen und zartes Geschwirr des Tom. Rhythmische und melodische Verschränkungen vollführten die beiden Cellisten, Matthieu Saglio mit dem akustischen und Nesrine Belmokh mit dem elektrischen Cello, das nur noch einen Rumpfkörper aufweist. Beide schienen auf Zweistimmigkeit ausgerichtet, auf „Bass“ und „Sopran“. Tranceähnliche Passagen vernahm man, aber auch Harmonien, die an die Welt des östlichen Diwans denken ließen.

Sobald jedoch der stimmliche Vortrag in den Mittelpunkt rückte, blieb wenig Raum für instrumentale Klangreisen, für Arpeggio, Pizzicato und gestrichenes Cello im Improvisationsfluss. Bereits aus der „Regieansicht“ wurde deutlich, wer im Mittelpunkt steht: Nesrine Belmokh mit Stimme, elektrischem Cello und Mandoline. Einem Dreieck gleich hatten sich die Musiker auf der Bühne platziert: An der Spitze und somit am Bühnenrand die Cellistin und Vokalistin und in ihrem Rücken der Cellist und Perkussionist.


Durchgetaktet oder?

Die intensive Kommunikation durch Mimik und Gestik, ein Zublinzeln etwa, ein Augenbrauenheben, ein Lächeln vielleicht – alles Zeichen, um sich über den Fortgang des musikalischen Geschehens zu verständigen – blieben weitgehend aus. Dies war auch entbehrlich, denn der musikalische Vortrag schien von A bis Z vor- und durchgetaktet zu sein. Spontane „Entgleisungen“ musikalischer Art schienen keinen Raum zu haben. Das Narrativ des Songs bestimmte den Ablauf. Das galt auch für den nächsten Song mit dem Titel „You made it hard“. Dabei war eine bluesige Konnotation nicht von der Hand zu weisen. Ein bisschen Ska-Rhythmik schien auch mit im Spiel, oder? Besengewische und Fingerspiel auf dem Cajon dienten der rhythmischen „Untermalung“. Doch die Stimmgewalt von Nesrine Belmokh übertönte alle anderen Beigaben.

Man muss an dieser Stelle anmerken, dass die Vokalistin durchaus aufhorchen ließ. Heutzutage ist man ja nicht gerade mit brillanten Vokalistinnen verwöhnt, nachdem sich Adele rar gemacht hat und Amy Winehouse nicht mehr auf den Brettern dieser Welt zuhause ist. Und auch die Zeiten von Nina Simone sind nur noch eine Fußnote der Geschichte. Timbre, Stimmumfang und Wortgewalt von Nesrine Belmokh sind schon herausragend, aber eben auch sehr dominant.


Das änderte sich auch nicht bei „Bye, Bye“. Zu diesem Stück vernahmen wir erneut einen sehr sensiblen Umgang mit dem Schlagwerk, unter anderem tanzende Finger auf dem Fell der Snare. Zudem schlug und zupfte Matthieu Saglio sein Cello. Gestrichen unterstrich das Cello eine melodramatische Wende in „Bye, Bye“. Eher das Moment des Rezitierens stand im Zentrum des Vortrags von „Ahlam“. Dabei wechselte die Vokalistin des Trios von Englisch zum Arabischen. Lauschte man im weiteren Verlauf dem Vortrag, dann schwang auch Wehmut mit, die in Cellopassagen ihren Niederschlag fand.


Algier in den 1950er Jahren

Nicht nur auf dem elektrischen Cello fühlte sich Nesrine Belmokh geerdet, sondern auch auf der Mandoline, die sie als Instrument bei einem Aufenthalt in Istanbul wieder für sich entdeckt hatte. Wenn sie auch ihr eigenes Instrument im Zug vergessen hatte, wie sie erzählte, merkte man ihr nicht an, dass sie auf einer geliehenen Mandoline spielte. Endlich eine andere Klangfärbung, dachte vielleicht der eine oder andere.


„Rimitti“ schließlich erzählte von die algerischen Sängerin Cheikha Rimitti, die in Cabarets in Algier in den 1950er Jahren vor einem rein männlichen Publikum auftrat und von Sex und Alkohol sang; gewiss eine Provokation in diesem Teil der arabischen Welt. Angesichts des frenetischen Schlussapplauses nach dem Schlussakkord gab es noch eine Zugabe: „Ain‘t no sunshine when she‘s gone“ (comp. Bill Withers). Damit begegneten die Zuhörer einem R&B-Song aus dem Jahr 1971. Dieser Song wurde von Rolling Stone auf die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten gesetzt. 1972 erfolgte die Auszeichnung mit einem Grammy für den besten R&B-Song. Symptomatisch der Konzertausklang?


Spielwitz und Spielfreude waren unübersehbar


Nach einer längeren Umbaupause betrat ein weiteres Trio das des spanischen Pianisten Daniel García Diego die Bühne. Er ist eine der aufregendsten Stimmen der neuen Generation des spanischen Jazz. Er vertritt die These, „Flamenco und Jazz sind Brüder“. Also dann: Olé. Daniel Garcia zur Seite standen im Übrigen der Drummer Michael Olivera und der Bassist Reinier Élizarde genannt El Negrón.

Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Trio bestand aus Musikern, die Spielwitz an den Tag legten, zu Scherzen aufgelegt waren, die intensive Kommunikation pflegten, die zueinander gewendet auf der Bühne Platz genommen hatten und die ihren Spaß am gemeinsamen Musizieren auch nach außen trugen. Links saß der Pianist, mittig hatte sich der Bassist aufgebaut und rechts der Drummer vor Toms und Snare seinen Platz gefunden. Da gab es kein vorne und kein hinten, keinen Bandleader, der dominierte. Es gab viel Raum für eigenständiges musikalisches Ausleben, bisweilen war auch der Bass der „König der Instrumente“ und nicht das Harmonieinstrument. Auf so manches fulminante Stick- und Besenspiel mussten die Anwesenden zudem nicht verzichten.


Zu Beginn eine Verneigung vor Paco de Lucia

Aufgemacht wurde das Konzert des in Madrid beheimateten Trios mit einer Hommage an Paco de Lucia: „Potro de Rabia y Miel“. Dabei durchzog die Rhythmik von Flamenco die Komposition. Lauschte man aufmerksam den Passagen auf den schwarzen und weißen Tasten, vermeinte man, das Gurgeln und Fließen eines vom Eis befreiten Baches zu hören. Jenseits von Kastagnetten-Klack-Klack und dem Stampfen der Füße der Tänzer durchzog Flamenco hier und da die melodischen Konturen. Bassgemurmel traf auf Tsticktstick des Schlagwerkers. Gelegentlich imitierte der Drummer auch die auf die Dielen stampfenden Hacken der Flamenco-Schuhe mit Blockabsätzen. Man dachte dabei auch an die grandiose Verfilmung von „Carmen“ in der Regie von Carlo Saura, oder? Auch wenn blaues und im nächsten Moment gelbes Lichtgewitter über der Bühne niederging, zog die Musik die Zuhörer in ihren Bann. „Kontrapunktisch“ agierte der Bassist zu den melodischen Motiven, die Daniel García „vorgegeben“ hatte. Im Weiteren erlebte man einen klanglichen Parforceritt. Trommelstakato traf auf Saitenschwünge des Basses, der das Thema weiterspann.

  


Typisch für Flamenco ist das rhythmische Händeklatschen. So war es auch in „La Comunidad“, nicht feurig, sondern eher sacht und kontrolliert. Dass ein solcher Rhythmus durchaus ins Blut geht, zeigte der Bassist das eine oder andere Mal, wenn er gleichsam hüftschwingend mit seinem Tieftöner tanzte. Gestreichelte Felle und gestrichene Becken waren angesagt. Sprunghafte Tastenwellen waren zu erleben. Bisweilen breiteten sich kristalline Klänge im Saalbau aus. Fulminant war schließlich auch das eingestreute Schlagzeugsolo. Da schien sich dann Michael Olivier völlig zu entäußern.


Miles Davis und Spanien

In Erinnerung an „Sketches of Spain“ und an Miles Davis entstand, so Daniel García, „Dream of Miles“. Erneut ging es um eine der Spielarten des Flamenco, dabei durchaus das „diskante Spektrum“ des Flügels zur Geltung bringend. Kaskaden ergossen sich, und auf diese antwortete der Bassist auf seine eigene Art. Dabei zeigte es sich, dass auch der Bass nicht nur behäbig brummen kann, sondern auch ein „hohes Klangspektrum“ abdeckt. Fellgestreiche und Blechgetippe ergänzten die Bassintervention.


Mit „Alegrías pa Averío“ stellte uns das Trio eine weitere Facette des Flamenco vor. Dabei verwandelte Daniel García den Korpus des Flügels in ein Perkussionsinstrument. Der Bassist strich dazu über die Saiten unterhalb des Stegs. So entstand ein „Wettstreit“ des Rhythmus. Doch nach dieser rhythmischen Eröffnung zeigte sich der Flügel wieder als Melodie- und Harmoniegeber, vollführten die Finger des Pianisten auf den Tasten einen „Freudentanz“. Im Fortgang konnte man das Dialogische der Musik nachvollziehen, gab es eine Art „rotierendes Miteinander“ der drei Musiker.

„Travesuras“ stand als Komposition außerdem auf dem musikalischen Menüplan. Gleich zu Beginn entfaltete Michael Olivera seine rhythmischen Muster auf Snare, Becken, Toms und Bassdrum. Wirbel folgte auf Wirbel. Tickticktick hallte es von den Becken. Und dann gab es ja noch ein fulminantes Basssolo, das an dahin galoppierende Reiter in der La Mancha denken ließ.


Mit einer „Art Lullaby“ entließ das Trio das Publikum in die Nacht. Dabei war es schon Mitternacht. Doch in St. Wendel tobte ein ganz anderes Leben, trafen sich Jungerwachsene vor diversen Innenstadtkneipen, aus denen leider kein Jazz nach draußen drang.


Marialy Pacheco traf auf Rhani Krija: “Marcocuba”



Kommunikation pur zwischen der kubanischen Pianistin Marialy Pacheco – als erste Frau überhaupt mit dem Montreux Jazzfestival Award ausgezeichnet – und dem Marokkaner Rhani Krija, dem gefragtesten Perkussionisten in der Jazz-, Weltmusik- und Rockszene (Sting, Dominic Miller, Herbie Hancock, Al Di Meola, Herbert Grönemeyer), so stand es sinngemäß in der Ankündigung des Konzerts.  Derartige Referenzen scheinen zweischneidig zu sein, denn dieser Mix von Musikern spricht doch nicht unbedingt für einen Perkussionisten, der im Jazz verwurzelt ist, oder? Auch der Hinweis während des Konzerts, dass sie, Marialy Pacheco, gerne häufiger mit Rhani Krija spielen würde, aber er mit Xavier Naidoo und Sarah Connor unterwegs sei, scheint auf U-Musik zu verweisen.

Doch Rhani Krija zeigte sein Können an Bongos, Djembe (?), Blechen und Darbuka und belehrte so seine etwaigen Kritiker eines Besseren, auch wenn das ausgesprochene Lob, er sei der beste Perkussionist, den man sich vorstellen könne, doch etwas weit hergeholt zu sein scheint.


Nebenschauplätze?


Noch eine weitere Vorbemerkung: Angesichts der „Schnellsprache“, die die Pianistin bei ihren Ansagen an den Tag legte, waren Bezüge oder gar der Titel einer Komposition kaum auszumachen. Auch Hinweise auf kubanische Komponisten jenseits von Son und Salsa, die sie schätze, waren nicht zu verstehen. Schade, denn damit gingen wichtige Informationen zur Musik schlicht verloren.

Über das durchaus als schrill zu bezeichnende Bühnenoutfit will ich keine Worte verlieren. Zu dem gewaltigen Farbregen der Lichtanlage trat nun noch ein Farbtupfer in glitzerndem Silber hinzu. Ob das der musikalischen Präsentation so dienlich ist?


Mit einem Solo ging es los

Eröffnet wurde der Konzertabend mit einem Soloauftritt der in Deutschland lebenden, aber in Kuba sozialisierten Pianistin, die 2005 nach Bremen kam. Zur damaligen Zeit gab es keine Auftritte für sie, da sie keine Kontakte, keinen Agenten hatte. So blieb viel Zeit, um zu komponieren und sich nach und nach in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, wie Marialy Pacheco erzählte.

Im ersten Stück zeigte sich der Duktus der Pianistin, der zwischen perlenden Kaskaden und energievoller Basslinie changierte. Bisweilen hatte man beim Zuhören das Bild von Kindern vor Augen, die in Pfützen springen, von dicken Regentropfen, die aufs Pflaster niedergehen. Hier und da erahnte man Salsa und Son für wenige Momente.


Im Weiteren kam dann auch der Perkussionist Rhani Krija auf die Bühne und schlug mit Handflächen und Fingern auf Cajon und Bongos, deren Klang schnell verhallte. Dazu gesellten sich lyrische Linien, die Marialy Pacheco auf den Tasten des Flügels zeichnete. Es gab im Fortgang auch ein Wechselspiel zwischen langsamen und schnellen Passagen zu erleben. Doch im Wesentlichen schien die Pianistin, melodische Rinnsale durch den Saalbau strömen zu lassen.

Bisweilen musste man während des Konzerts auch an die Musik der Romantik denken, vor allem beim dritten Stück, das dargeboten wurde. Doch immer wieder war es die Rhythmisierung der Musik, für die der Perkussionist sorgte, die uns Kubas Musiktradition näher brachte. Stets war dieses akustische Erlebnis von einem unvorhergesehenen Lichtschauer begleitet. Störend, überaus störend in Bezug auf das akustische Kontinuum!

Bei „Lach mich an“ - der spanische Titel war ebenso wenig zu verstehen wie der Bezug zu dem Fusionmusiker Russell Ferrante – sprudelte das Melodische, begleitet von dem Klang von Rasseln. Aus ihrem Album „Duets“ stellte die Pianistin unter anderem das Stück „Gitanerias“ vor. Für den Vortrag verließ der Perkussionist seinen Platz und stellte sich neben den Flügel. Eine Art Tambourine ließ er schwingen und schellen. Dabei musste man bei dem Klang an eine Rahmentrommel denken. In dem genannten Stück waren außerdem folkloristische Elemente vorherrschend, auch jenseits von Flamenco.


Das Publikum schien schwer begeistert zu sein, was der anhaltende Applaus zeigte, sodass es noch eine Zugabe gab, bei der im Blick auf die Perkussion zwei Bongos einen wesentlichen Anteil hatten.


Vincent Peiranis Living Being Quintett als Night Walker unterwegs



Frankreichs neuer Akkordeon-Star Vincent Peirani beehrte St. Wendel mit seinem perfekt eingespielten Quintett “Living Being II“: Lyrik und furiose Led-Zeppelin-Covers gegossen in einem Sound, der genreübergreifend seinesgleichen sucht – so sinngemäß die vollmundige Ankündigung der Band. Zur Besetzung der Band gehörten neben Peirani Emile Parisien (sopran sax), Tony Paeleman (fender rhodes), Julien Herné (e-bass) sowie der Drummer Yoann Serra.

Schon die Konzerteröffnung war ein Hinhörer, ein überraschender, denn Sony & Chers „Bang Bang“ war zu vernehmen, jeweils im Thema, das sehr stark umspielt wurde, ohne den Charakter des Stücks als Popmusik gänzlich aufzugeben. Allerdings verzichtete das Quintett auf die eher süßliche Beigabe von Streichern, wie sie im Original zu hören sind. Stattdessen präsentierte Vincent Peirani, der übrigens barfuß spielte, sehr lyrische Linien auf seinem Zuginstrument. Vom Charakter her meinte man, aus dem Spiel Wehmut zu erahnen.


Zwischen Choral und Musette schien sich das zweite Stück zu bewegen. Auch an Minnegesang konnte man beim Zuhören durchaus denken. Brillant war das Spiel von Emile Parisien am Sopransaxofon. Er zeigte, dass Jazz auch Körperarbeit ist, tanzte doch Parisiens gesamter Körper, verrenkte er seine Beine, schien es, als sei er ein Kobold am Holzblasinstrument. Dieses spielte er bisweilen so, als wäre er ein Schüler von Sidney Bechet. Doch auch die Nähe zum Klarinettenklang war bei Parisiens Spiel auszumachen.

Das Clownesque und die Zirkusmanege zauberte das Quintett auch nach St. Wendel. Dabei changierte die Musik zwischen der Begleitung zu einer Revue und einem Zirkusorchester. Im weiteren Konzert verschwand das Heiter-Clownesque und machte für etwas Grau Platz. Doch Emile Parisien fügte wieder helle und heitere Noten hinzu, spielte sein Instrument zeitweilig so, als wäre es eine Zurna, oder?


Stets im Hintergrund agierte der Schlagzeuger mit Sensibilität, ließ seine drei Toms lautstark zur Geltung kommen wie seine große Bassdrum. Aufgelockert wurde sein Spiel durch zarten Beckenschlag und durch das Erklingen von Klangstäben. Tony Paeleman agierte am Fender Rhodes so, dass man an Alan Parsons Project erinnert wurde. Er sorgte für die rockige Würze mit „elektronischen Klangmustern“, auch in Duetts mit Vincent Peirani.

Orientalisch anmutende Klangstränge enthielt das Quintett uns obendrein nicht vor, so in „Kashmir to Heaven“. Vor allem wurde dieses Stück anfänglich vom „Wechselgesang“ zwischen Parisien und Peirani getragen. Dann aber erfolgte ein musikalischer Szenenwechsel und man meinte, eher ein Stück von Deep Purple sei in die Komposition eingebunden worden. Da rockte es gewaltig, ohne in schrilles Metal zu verfallen. Melodische Elemente waren stets vorhanden, aber eben auch harte Beats und ausgeprägtes Drumming.


Vorgestellt wurde an diesem Abend auch „Night Walker“, und selbst Henri Purcells „King Arthur“ wurde fragmentarisch vorgestellt und durch das Quintett adaptiert. Ein überaus mitreißendes Konzert nahm dann sein Ende. Standing Ovations führten dann noch zu einer Zugabe.

Text und Fotos © ferdinand dupuis-panther


Informationen:

NES
http://nesmusicband.com
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/n/nes-ahlam/

Daniel García Diego
https://www.danielgarciadiego.com/
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Marialy Pacheco and Rhani Krija
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