The Art of Guitar #1

The Art of Guitar #1

Various

Makro Musikverlag / Ding Dong Rec. / Acoustic Music

Jan Bierther / Ingo Marmulla / Claus Boesser-Ferrari / Michael Sagmeister / Quique Sinesi


Jan Bierther - Guitar Meeting
Makro Musikverlag


Neben Jan Bierther sind weitere Gitarristen wie Jörg Seidel, Ali Claudi, Joscho Stephan, Glen Turner, Gregor Hilden, das Essener Gitarrenduo und das Duo Consono zu hören. Anderenfalls könnte man nicht von einem Gitarrentreffen reden, oder?

„Oleo“, 1959 von dem Saxofonisten Sonny Rollins komponiert und mit den Granden des Jazz wie Milt Jackson, Miles Davis, Horace Silver und Kenny Clark eingespielt, zeichnet sich durch sehr extrovertiertes Spiel und starke Rhythmusmuster aus. Und was machen Joscho Stephan und Co. daraus? Swing auf den Spuren von Django Reinhardt, ein bisschen Country Blues, ein Teelöffel Jive und ein Zitat aus „I got rhythm“ vereinen sich zu einem sehr temporeichen „Oleo“. Anschließend vernimmt man eher epische und balladenhafte Anmutungen, wenn Ali Claudi gemeinsam mit Jörg Seidel und Jan Bierther „Body and Soul“ vorträgt. Komponiert wurde das Stück bereits 1930.

Auf die lyrischen Zeilen des „Liebesliedes“ wird allerdings verzichtet. So gibt es auch keine Brückenschläge zu Amy Winehouse, Ella Fitzgerald oder Tony Bennett und deren vokalem Vortrag: „My heart is sad and lonely/For you I sigh, for you dear only/Why haven't you seen it /I'm all for you body and soul ...“. Stattdessen überzeugt das Gitarrentrio mit dem Wechsel von Rhythmus- und Melodiespiel. Letzteres bringt dabei durchaus die Tragik zum Ausdruck, die dem Lied eigen ist. Eine Prise Funk gefällig? Die gibt es dann mit „Endlich 7“, komponiert von Jan Bierther. Teilweise meint man, „Friday Nights in San Francisco“ schwinge beim Vortrag irgendwie auch mit.

Für die starken Rhythmuslinien sorgt übrigens Fethi Ak. Dabei fragt man sich, Rahmentrommel oder Darburka? Derweil schweben die ausgefeilten Melodien dahin, dem Gleitflug eines Albatrosses gleich. Und auch an Mark Knopflers Filmmusik für „Local Hero“ fühlt man sich hier und da erinnert. Nach Jörg Seidels „Heidi's Choice“ werden wir von Gregor Hilden und seinen Begleitern in das Jahr 1970 mitgenommen. Damals veröffentlichten die Jazz Crusaders „Way Back Home“ (comp. Wilton Felder). Nein, die wuchtigen Bläser der Jazz Crusaders und deren Soul Groove hören wir zwar nicht, aber einen getragenen Blues schon, mit und ohne wimmernde und jaulende Gitarrenschleifen.

Zwischen Latin Fever, dem Saitenspiel von Paco de Lucia und Flamenco-Anmutungen bewegt sich „Que Rico“ des Duos Consono, bestehend aus Bernd Nestler und Jan Bierther. Ein Standard folgt im Nachgang: „Lullaby of Birdland“. Schon Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan gehörten zu den Interpreten der Komposition des Pianisten George Shearing. Die Melodie ist ebenso einprägsam wie die von „Bye, bye Black Bird“, oder?

Sehr gelungen ist die Zwiesprache zwischen Ali Claudi und Jan Bierther, dabei beinahe mit Bachscher Attitüde zu Werke gehend. Ja, irgendwie bringen die beiden Gitarristen auch den Kontrapunkt in ihrem Spiel unter. Und geben sie nicht auch melodische Linien von einem Popsong der 1960er Jahre zum Besten? Selbst Disco Pop wird auf dem aktuellen Album zelebriert, wenn „I Will Survive“ erklingt, jahrzehntelang dank Gloria Gaynor auch die Hymne der Schwulen und Lesben. Doch Andreas Heuser und Co. geben dem Song ein neues Gewand und ein gewisses musikalische Oye und Olé.

Einem Lamento gleicht zeitweilig „My Lost Friend“ (comp. Werner Neumann). Doch im Verlauf wandelt sich der Duktus, und veritabler R&B steht auf dem Zettel. Das Finale gehört dann „The Thrill is gone“ (comp. Roy Hawkins). Vielfach wird dieser Song mit B. B. King in Verbindung gebracht, der diesen u. a. auf dem Jazzfestival Montreux 1993 spielte. Diesen West Coast Blues hatte nicht nur Aretha Franklin, sondern auch Jerry Garcia im Programm und nun Glen Turner sowie Jan Bierther. Dies ist das einzige Stück auf dem Album, das nicht ausschließlich instrumental präsentiert wurde. Glen Turner ist mit voller Bluesstimme als Sänger zu hören. Wenn das Album mit seinen Livemitschnitten nicht mit diesem Blues abgerundet worden wäre, dann hätte gewiss auch „I Put A Spell On You“ zur Auswahl gestanden.

© fdp

http://www.janbierther.de


Ingo Marmulla - Dialogues In Blue
Music for Jazzband
Ding Dong Rec.


Ingo Marmulla schreibt zu seinem aktuellen Album: „Die Musik auf diesem Album hat ihren Ursprung im Wesentlichen in zwei Reisen. Die eine Hälfte der Musik komponierte ich zu einer Jazz-Kunst Performance, die im vergangenen Herbst 2019 im Recklinghäuser Festspielhaus ganz erfolgreich zur Aufführung kam. Malerei zu improvisiertem Jazz war das Thema. Natürlich überließ ich den Ablauf der improvisierten Musik nicht dem Zufall. Die musikalische Gestalt sollte in einem Dialog zu den spontan entstehenden Bildern stehen. Mein Ansatz verfolgte dabei das Ziel, sowohl ganz freie kreative Passagen mit ruhigen und swingenden Elementen zu verbinden, um so den bildnerischen Ablauf herauszufordern und  akustisch zu illustrieren.“ Zugleich begreift er dieses Album auch als eine Art Dokumentation und Archiv kompositorischer Ideen und Umsetzungen der letzten Zeit. Dafür hat er sich mit Musikern umgeben, die auch im Ensemble West mit ihm die Jazzbühne teilen, alle keine Unbekannten in der hiesigen Szene. Das Cover des Albums korrespondiert in seinem Informel und dem Blau mit dem Titel „Dialogues in Blue“ - ein Schelm, der da an „Kind of Blue“ denkt.

Aus einer Literaturlektüre über einen Jungen, der seine Schneckensuppe nicht essen wollte und deshalb in einen Baum kletterte, entsprang die Idee für „Cosimo on Trees“, ein Stück mit sehr fließenden Linien, in die sich auch die Vokalistin Charlotte Illinger einfügt. Sie nutzt ihre Stimme als Instrument und ist neben den eingestreuten Flöten tönen zu hören, die Michael Heupel zu verdanken sind. Beim Lautgesang von Illinger hat man den Eindruck, sie würde den Bläserstimmen folgen und in ihrem Solo deren Färbungen kolportieren. Unaufdringlich, aber nachhaltig lässt Ingo Marmulla in seinem Solo die Saiten schwingen.

Zu erleben ist im Übrigen ein abwechslungsreiches Spiel, bei dem jeder der Beteiligten seine Momente ausfüllt, auch Thomas Hufschmidt am E-Piano. Beim Zuhören drängt sich weniger das Bild eines störrischen Jungen auf, der im Baum ausharrt, sondern eher Nils Holgersson, der da auf dem Rücken einer Wildgans über Schweden hinweg fliegt. In ähnlichem Klangwasser wie das Eröffnungsstück bewegt sich „Initiation“. Die Melodielinien gleichen dabei einem schnell dahinrauschenden Gewässer, das an unserem geistigen Auge vorbeizieht. Eine sehr feine Klangnote ist dem Flötisten Michael Heupel zu verdanken, der uns eine fein rieselnde Klangregenwand präsentiert. Stimmlich versiert und im Scat Vocal bewandert zeigt sich erneut Charlotte Illinger. Oha, auch ein Schlagwerksolo wurde in den Vortrag eingemischt. Dunkel gefärbte Basslinien treffen auf springende Gitarrentöne sowie ein Bläserwispern, wenn „Free lines“ ertönt.

Nach dieser freien Improvisation tauchen wir mit „Do not disturb“ in ein Stück ein, das dem Funk verbunden zu sein scheint. Ein Wohlklang sind die weich gezeichneten Flötenklänge – im Jazz unterdessen eine Seltenheit. Hier und da weckt das Spiel von Michael Heupel Erinnerung an Herbie Mann und Jeremy Steig. Wie ein Perlenspiel gestaltet Ingo Marmulla sein Saitenspiel. Bei „Dabbing“ zeigt sich, dass „Atemrohre“ auch perkussiv eingesetzt werden können. Ohne Griegschen Pathos wird „Melancholia“ vorgetragen. Dramatisch gesetzte Trommelschläge sind für „Dark Points“ kennzeichnend, ein freies Intermezzo im musikalischen Reigen, der mit „Mazury Waters“ eine Fortsetzung findet, Dies ist eine klanglich verarbeitete Reisepisode, diesmal nach Masuren.

Ausgebreitet wird eine Seenlandschaft, über die Schäfchenwolken hinwegziehen, so kann man sich vorstellen. Dabei beschwört unter anderem Charlotte Illinger die Weite der Seenlandschaft, oder? Wie das Säuseln des sanften Sommerwindes empfindet man das lebendige Flötenspiel von Michael Heupel. Und selbstverständlich trägt auch Ingo Marmulla ein ausgefeiltes Solo vor. Doch im Übrigen begreift sich der Bandleader als Gleicher unter Gleichen. Ein freies Spiel der Kräfte, von Stimme, Schlagwerk und Flöte, eher vielleicht als Geräuschmusik anzusehen - das bündelt sich in „Specklec“.

Mit starker Bläserfülle kommt „Hopjes for Ack“ daher, eine „Hommage“ an den niederländischen Flügelhornisten Ack van Rooyen. Entstanden ist dieses Stück bei einer Begegnung von Ingo Marmulla und Ack van Rooyen in Recklinghausen. Dabei bot Ack eine niederländische Süßigkeit namens Hopjes zur Begrüßung an. Und der Schlusspunkt des gekonnt zwischen freiem und melodischem Spiel inszenierten Albums lautet „Casa Blue“.

© fdp

www.ingo-marmulla.de


Line up:

Ingo Marmulla git, alto, dx7, composition
Charlotte Illinger voc
Michael Heupel fl
Gerd Dudek ts
Matthias Bergmann trp
Thomas Hufschmidt p
Bernd Gremm dr
Stefan Werni bs



claus boesser-ferrari - in praise of shadows
Acoustic Music


Im sogenannten „Waschzettel“ lesen wir über den Gitarristen und sein klangopulentes neues Werk Folgendes: „In immer neuen Klangkaskaden und virtuosen Soundcollagen erschafft Boesser-Ferrari poetische Klangräume und gibt der Musik Zeit und Raum, sich zu entfalten. Nahezu übergangslos spannt der Gitarrist einen klanglichen Bogen von Modern Jazz eines Charles Mingus und Psychedelic Rock von Pink-Floyd-Gitarrist Syd Barrett über eigene Kompositionen bis hin zu Adaptionen von Lennon/McCartney und sogar dem Erschaffer der Winnetou-Melodien, Martin Böttcher.“

Mit Mingus' „Cannon“ wird das Album eröffnet. Im Original von 1973 lebt das weitgehend getragene Stück vom Wechselgesang zwischen Ronald Hampton (trumpet) und George Adams (tenorsax), die auch solistisch brillieren. Und wie adaptiert nun Boesser-Ferrari diese Mingus-Komposition? Exaltierter Saitenrausch vereint sich mit Saitenspiel in der Art eines Mark Knopflers. Dabei lässt Boesser-Ferrari die Klangwellen aufsteigen, lässt sie im Off entschweben, mit und ohne Flageolett. Perkussive Momente sind in die Inszenierung eingebunden, ebenso wimmernder Gitarrenklang. Hier und da erinnern einzelne Klangstränge an eine Berimbau.

Wilde Gitarrenverwebungen sind für „Astronomy Domine“ (comp. Syd Barnett) kennzeichnend. Schlingenförmig entwickelt sich das Spiel, entgleist und zeigt sich rhythmisiert gehalten. Und man wartet stets auf die ultimative Klangeruption – bis zum Schluss. Mit „In Praise of Shadows I“ steht nach einem Prolog zum Stück eine Eigenkomposition auf dem Programm. Sie klingt beinahe kristallin-zerbrechlich und zudem ein wenig wehmütig. Neben „Nowhere Man“ hat Boesser-Ferrari auch die Komposition „Rain“ von Lennon/McCartney in sein Konzertrepertoire integriert. Dabei gelingt es ihm, auch jenseits perkussiver Einschübe den sanften Regenfall versiert umzusetzen. Das kommt durch die Vermischung von lyrischen Passagen mit einem eher perlenden Saitenspiel zustande.

Nahtlos geht „Rain“ in „Sketch One“ (comp. Boesser-Ferrari) über, eine von drei „Klangskizzen“ des Albums. Dreiteilig ist auch „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ (comp Roger Waters). Veröffentlicht wurden die Songs auf dem zweiten Album von Pink Floyd namens „A Saucerfull of Secrets“ (1968). Beim Zuhören kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass wir eine intergalaktische Klangreise unternehmen. Das scheint auch durch den Songtext „Set the controls for the heart of the sun / The heart of the sun, the heart of the sun ...“ Bestätigung zu finden.

Und auch „Sketch Two“ erscheint wie die Untermalung eines Science-Fiction-Romans, oder? Anrührend und fern von kitschig ist die „Liebesmelodie aus dem Film Winnetou 1“. Von den melodischen Flächen her scheint das Stück durchaus für die Adaption durch einen Songwriter der 1970er Jahre – man denke an Peter, Paul and Mary – oder der Gegenwart geeignet. Boesser-Ferrari fängt uns mit seinem sehr fein gestrickten Gitarrenspiel ein. Mit „Pow Wow“ bleiben wir bei den ersten Siedlern Nordamerikas. Komponiert hat das teilweise bluesig und mit einem Hauch von Cajun daherkommende Stück des langjährigen Gitarristen von Guru Guru, Hans Reffert.

Zum Schluss hören wir dann den zweiten Teil von „In Praise of Shadows“.

Damit endet eine Klangreise, die uns auch in die Welt des Psychedelic Rock entführt hat.

© fdp

https://www.boesser-ferrari.de


Michael Sagmeister - The Antonella Letters
Acoustic Music


Auf dem Album „The Antonella Letters“ hört man die Jazzgitarre in ihrer reinsten Form, reduziert auf Harmonie- und Melodiestimme, die Sagmeister komplett alleine eingespielt hat. Unter den 18 Titeln sind zwölf eigene Kompositionen. Überdies hören wir Kompositionen von Chick Corea, John Coltrane, Carlos Jobim, Sonny Rollins, Johnny Green und Arthur Schwartz.

„Balestrate Beach“ lautet der Eröffnungstitel des Albums. Der Ort existiert, liegt auf Sizilien und ist ein acht Kilometer langer Strand nebst mediterraner Vegetation. Also, auf geht’s zum Mittelmeer und zum Licht des Südens. Beim Saitenspiel von Sagmeister meint man, den verwehten Sand des Strandes im Gesicht zu spüren. Tanzende Wellenreiter kann man sich beim Zuhören vorstellen. Beschwingt ist der Duktus. Ohne Frage, Sagmeister fängt die Leichtigkeit des Lebens ein.

Nachfolgend hören wir mit „Alone Together“ einen 1932 entstandenen Jazzstandard aus der Feder von Arthur Schwartz. Es handelt sich um eine Ballade im mittleren Tempo. Darauf hat Sagmeisters sein Gitarrenspiel abgestimmt. Ab und an gewinnt man den Eindruck, als scheine bei Sagmeister ein Wechselspiel zwischen Bass und Piano durch. Dabei verabschiedet sich Sagmeister von der als sehr rührselig zu charakterisierenden Ersteinspielung mit Bläsern und Streichern sowie Gesang. Diese Aufnahme ist Leo Reisman and his Orchestra zu verdanken. Aus heutiger Sicht würde man das Stück als Schnulze und als cheesy bezeichnen. Mit „Remark“ und dem leicht bluesig ausgeformten „Dry Your Tears“ folgen zwei Kompositionen Sagmeisters, ehe mit „500 Miles High“ eine Arbeit von Chick Corea (u. a. Album Return Forever / Past, Present & Future) auf dem Programm steht. Bei der Aufnahme vom Chick Corea New Trio dominiert ein energieaufgeladenes Pianospiel, das einen Malstrom zu beschreiben scheint. Und turbulente Strudel und Strömungen finden sich auch in den Gitarrensequenzen, die uns Sagmeister präsentiert.

Zufall? „Some other Steps“ von Sagmeister scheint wie eine Einführung zu „Giant Steps“, von John Coltrane 1959 aufgenommen. Ohne Frage in den Gitarrenpassagen von „Some other Steps“ sind charakteristische stufige Sprünge auszumachen. Die Interpretation von „Giant Steps“ ist eine Herausforderung. Das Stück ist ein Meilenstein im Jazz, dank der überaus schnellen Akkordwechsel und einem fulminanten Saxofon, das dem Stück den Stempel aufdrückt. Anfänglich ist die Interpretation weniger temporeich angelegt. Doch im Verlauf nimmt das Fingerspiel des Gitarristen Fahrt auf. Umspielung folgt auf Umspielung. Gegenüber den eher aggressiven Saxofonentäußerungen Coltranes ist Sagmeister in weichen Klangmodulen unterwegs. Nachfolgend besteigen wir den „Blues Trane“ und dann ist auch Country Blues sehr nahe.

Nach Eigenkompositionen wie „Soul Mate“ und „Entrance“ ist ein weiterer Klassiker des Jazz zu hören: „Doxy“ von Sonny Rollins. Es handelt sich um einen 16-taktigen Song und gilt als eine Ikone des Modern Jazz. Das Thema gleicht im Aufbau einem Frage- und Antwortspiel. Und folgt auch Sagmeister dieser Konzeption?– das ist die Frage. Nach einem Vorspiel kommt Sagmeister zum Thema, wie es auch Rollins spielt. Über dieses Thema legt Sagmeister dann seine Paraphrasierungen, die hoch- und niederschießenden Klangfontänen gleichen. Bluesige Passagen vernehmen wir obendrein, ebenso Themavarianten und Tempowechsel. Bevor das Album mit einem Song von Carlos Jobim namens „How Insensitive“ abgerundet wird, hören wir „Feel Free To Ask“ and „Thoughts“, beide  sind Stücke aus der Feder Sagmeisters. Dabei hat man beim erst genannten Stück den Eindruck, dass sich zwei Klanglinien parallel bewegen. Es wäre allerdings etwas überzogen, die eine als Basslinie zu kennzeichnen. Eher vereint sich eine Rhythmusstruktur mit einer ausschweifenden Melodielinie.

Beinahe an klassische Gitarrenmusik scheint sich hingegen „Thoughts“ anzulehnen. Der eine oder andere mag beim Zuhören an spanische Gitarrenmusik denken – Namen wie Andrés Segovia und Narcisco Yepes mögen dann auch fallen.

© fdp

https://www.facebook.com/michael.sagmeister.988


Quique Sinesi - Corazón Sur
Acoustic Music


Dass Musik aus Südamerika mehr als Bossa, Tango und „El condor pasa“ ist, unterstreicht die Gitarrenkunst auf höchstem Niveau, die uns Quique Sinesi präsentiert. Es ist eine gelungene Mischung aus Folklore, Weltmusik und Jazz. Insgesamt vierzehn Stücke hat der 1960 in Buenos Aires geborene Gitarrist auf dem aktuellen Album eingespielt.

Neben der siebensaitigen Gitarre setzt Sineso auf traditionelle Instrumente wie Charango (kl. Zupfinstrument aus dem Altiplano), Ronroco (ein der Madoline ähnelndes Saiteninstrument) und selten zu hörende zehnsaitige und bundlose Gitarren. Klassische Elemente mit traditionellen Rhythmen aus Argentinien, Brasilien oder Chile und perkussiv experimentelle Klänge mit jazzigen Harmonien vereint der argentinische Gitarrist gekonnt. Von „Oriente Urbano“ über „Pasos en el Camino“, „Gotas en el agua“ „Gismontiana“ und „De Regreso“ spannt sich der Klangbogen bis „Valseado“ und „Alta Paz“.

Bereits bei ersten Takten ist man von Latin Fever eingefangen; man taucht in die andinische Welt ein. Dabei strahlt „Oriente Urbano“ zugleich etwas Liedhaftes aus. Angesichts der Harmonien und der fließenden Linien sowie der perkussiven Durchdringung meint man, man könne sich den Gleitflug eines majestätischen Kondors vorstellen und lausche den vielfältigen Klängen des Regenwalds.

Ein Grollen steht am Beginn von „Pasos en el Camino“. Danach werden wir von perlenden und kaskadierenden Klangbildern begleitet, die uns in die Höhen der Anden entführen und in die Weiten Patagoniens, oder? Das Licht des Südens scheint der argentinische Gitarrist auch für uns eingefangen zu haben. Doch immer wieder wird der Klangfluss von Grollen und Donnerschlägen unterbrochen, so denkt man beim Zuhören. Der Klangeindruck von„Gotas en el Agua“ lässt an Nieselregen und gelegentlich an dicke Wassertropfen denken, die beim Auftreffen platzen.

Als eine Hommage an den brasilianischen Pianisten und Gitarristen muss man wohl „Gismontiana“ verstehen. Rollend erscheinen die melodischen Linien. Auch die Anmutung einer Tarantella mag man in dem Stück sehen. In einigen Passagen geht es gemütsschwer zu, ohne die Schwere eines Fados zu erreichen. Zugleich muss man beim Zuhören auch an das stete Rauschen eines Baches denken, das der Gitarrist mit seinem Fingerspiel einfängt. Mandoline oder nicht? - das  fragt man sich bei der Instrumentierung von „Volver a ser“. Nein, man hört wohl ein Ronroco. Der Nachklang ist viel kürzer als bei einer Gitarre mit deutlich größerem Resonanzkörper. Wie zerspringendes Eis klingen die klanglichen Aneinanderreihungen, die wir vernehmen.

„Valseado“ kommt wirklich als ein langsamer Walzer daher, allerdings viel feiner in den Setzungen als das Straußsche Konzept eines Walzers. Das gibt es Pausen, lange Schritte und anmutige Drehungen, die musikalisch angedeutet werden. Den Schlusspunkt des Albums bildet „Alta Paz“. Dabei hat man zeitweilig den Eindruck, man lausche westafrikanischer Kora-Musik, folge man den Erzählungen von Abenteuern in fremden Welten.

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