Jazz made in Germany #2

Jazz made in Germany #2

Various

Itchy Dog Records / Shuffle Shack Records / Mons Records / creative sources recordings / GLM / Maria Baptist Music

Fritz Krisse's New Spaces String Shuttle / Matti Klein / Soulcrane / Hanna Schörken / Jazz à la Flute / Maria Baptist-Jan von Klewitz

 

Fritz Krisse's New Spaces String Shuttle - Harvest Lovesong
Itchy Dog Records


Der in Detmold beheimatete Kontrabassist Fritz Krisse, der auch für die Mehrheit der Kompositionen verantwortlich ist, hat sein Ensemble New Spaces um einige Streicher erweitert. Das Kernensemble besteht aus der Tenor- und Altsaxofonistin Natalie Hausmann, dem Pianisten Oli Poppe und dem Drummer Ralf Jackowski. Die Streichersection umfasst die Geigerinnen Anna Scherzer und Mareen Knoop. An der Viola ist Nikolas Böhm zu hören und am Cello Leonard Look.

Bei dem aktuellen Album handelt es sich um einen Livemitschnitt vom Hagen Jazz Festival in Bloomberg (2018!). Als Eröffnungsstück des Albums wurde „Harvest Lovesong“ ausgewählt, ehe dann „Suomi Vibes“, „Velvet Tears“, „Morning Dance“ sowie „Mood Walk“ (comp. Oli Poppe) erklingen.

Mit „Tadgh's Trip“, gleichfalls aus der Feder des Pianisten Oli Poppe, wird das Album abgeschlossen. Der Weichklang des Saxofons breitet sich aus, wenn „Harvest Lovesong“ erklingt. Bilder von wandernden Dünen im Wind stellen sich bei dem einen oder anderen ein. Auch wenn Fritz Krisse zum Solo anhebt, muss man an mediterrane Landschaften oder an die verwinkelten Gassen einer Medina denken, durch die ein sanfter Wind treibt, mit im Gepäck die Tränen der Wüste, Sandkörner in ungezählter Zahl.

Und da sind auch immer wieder Streicher zu vernehmen, wenn sie auch die musikalische Färbung des Stücks nicht dominieren, sondern eher klanglichen Farbspritzer gleichen. Und so hat man auch ein wenig Action Painting vor den Augen. Derweil streicht der Atem durch den Holzbläser. Beim intensiven Hören des Stücks muss man ab und an auch an Kompositionen von Dollar Brand aka Abdullah Ibrahim denken, oder?

Finnische Impressionen finden sich in „Suomi Vibes“. Die Streicher eröffnen getragen und melancholisch angehaucht das Stück. Stand für diesen Titel vielleicht Jean Sibelius Pate? Stimmungen, wie sie sich in Filmen von Aki Kaurasmäki finden, sind nicht von der Hand zu weisen. Das Getragene und Schwermütige wird erst aufgehoben, wenn New Spaces die klanglichen Linien zeichnen. Das Getragene wird durch Aufhellungen verdrängt. Doch immer dann, wenn die Streicher den melodischen Diskurs definieren, ist der Hörer von dunklen Stimmungen eingefangen. Diese spiegeln sich auch im Solo von Fritz Krisse wieder. Wundert das? Nein, denn die Winter in Finnland sind lang und dunkel, also viel Zeit, um Trübsal zu blasen. Oli Poppe sorgt nachfolgend am Klavier für eine fröhliche Tönung des Stücks, mit ausgelassenen Tastensprüngen und perlenden Klangfolgen. Doch das konterkarieren die Streicher im Anschluss ein wenig. Sie scheinen dabei dann aus dem Melancholischen in eine Art Wiener Kaffeehausmusik zu changieren, oder?

„Velvet Tears“, also „Samttränen“, verharrt in einem überzeugenden Blues-Muster, ohne exaltiertes Gitarrenröhren oder vibrierender Hammond-Orgel. Oli Poppe ist bei diesem Stück auf dem Keyboard zu hören, derweil Natalie Hausmann ihren Holzbläser schnurren, schnarren und gurren lässt. Ist bei Poppes Solo, das sich anschließt, nicht auch ein wenig Joe Zawinul mit im Spiel?

Fritz Krisse führt uns mit dem Bass in „Morning Dance“ ein. Anschließend malt Natalie Hausmann mit dem Saxofon helle Klangfarben, die über die Streicher und den Bass gesetzt sind. In ihrem Solo lässt die Saxofonistin an manche Drehung, an Kapriolen und an schnelle Schrittfolgen denken. Behutsam ist dazu das Schlagwerkspiel gesetzt. Zügellosigkeit und Losgelöstheit sind nicht unbedingt Sache des Basses, wie man dem Solo von Fritz Krisse unschwer entnehmen kann. Was wir hören, ist eher als behutsam zu kennzeichnen, als verhalten, als zurückgenommen. Oli Poppe prägt den Beginn von „Mood Walk“. Dazu gesellen sich die Streicher, die dem Stück ein wenig Klassik beimischen. Getragen ist das, was wir hören. Winterstarre kommt als Begriff auf oder zumindest Herbstnebel, vielleicht auch Dezember im November.

Zum Schluss steht dann „Tadgh's Trip“ auf dem Programm. Gibt es bei diesem Stück nicht auch Annäherungen an Nocturnes, zumindest wenn Oli Poppe alleine zu hören ist? Im weiteren Verlauf des Stücks gewinnt man die Vorstellung, dass das Stück von einem Leben erzählt, das einem träge dahinfließenden Fluss gleicht.

© fdp




www.fritz-krisse.de

 




Matti Klein - Soul Trio
Shuffle Shack Records


Die Soul-Funk-Band Mo'Blow, in der auch Matti Klein einst an den Keys spielte, gibt es nicht mehr, aber dafür knüpft Klein mit seiner neuen Band nahtlos an die Klangexplosionen von Mo'Blow an.  Einige O-Töne von Matti Klein, der auch mit Ed Motta und Torsten Goods regelmäßig aufspielt: „Anstelle eines klassischen Line-Ups mit Bass können wir nur zu dritt, mit Rhodes Bass in meiner linken Hand, ziemlich fette Grooves spielen. Ein neuer, spannungsvoller Sound .... Das Soul im Bandnamen ist mir sehr wichtig, auch als Betonung, dass es sich um eine absolute Herzensangelegenheit handelt.“ 

An der Seite des Rhodes-Spielers Matti Klein – er ist auch an der Wurlitzer zu hören – finden sich der Drummer André Seidel und der Saxofonist und Bassklarinettist Lars Zander. „Kill it with a pill“ knüpft nahtlos an Mo'Blow an, insbesondere wenn sich das schnurrende Saxofon und die Wurlitzer vereinen – bei Mo'Blow spielte Matti Klein im übrigen Fender Rhodes! Und so lautet das Motto von Beginn an: It's groovy, groovy! Voller Seele ist auch das Solo von Lars Zander angelegt, ehe sich das Trio dann im gemeinsamen Klangmix vereint. Und das Saxofon schnurrt und schnurrt und … .

Der Wirbelwind des Schlagzeugs trifft in „Seraya blues“ auf die satten Klänge der Wurlitzer, die Soul und Blues in sich vereint. Irgendwie scheinen im Geist auch James Brown und Issac Hayes zugegen zu sein. „African taxitrip“ entführt uns in die Sphären von „African Market Place“ und Dollar Brand aka Abdullah Ibrahim; das Atemrohr scheint auf einer Exkursion nach Afrika unterwegs zu sein und kurz mal bei Fela Kuti in Lagos vorbeizuschauen. Das Stillsitzen ist nicht angezeigt, sondern „Move your bump!“ ist angesagt.

Nach „Windy move“ mit eher dunklen Klangfärbungen, dem partiell kristallin ausgeformten und mit Klangkaskaden bereicherten „Take heart catch life“ und dem perlenden Klangfluss von „Little thing“ folgt dann „Gringo funk“. Dieses Stück besitzt überaus charakteristische wabernde Klangsequenzen. Ein wenig Fjord-Sound ist bei „River Journey“ zu vernehmen. Die Weite des Nordens scheint so beschworen zu werden. Die Idee zum Stück geht auf eine Kanutour im östlichen Finnland zurück. Dabei ist bei der Flussreise Lars Zander auch mal an der Bassklarinette zu erleben, während Matti Klein klangliche Paddelschläge auf der Wurlitzer erzeugt. Einige Passagen scheinen wie das Plätschern von Wasser, das am Bug des Kanus entlangstreift. 

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu „Tastes like chocolate, strawberry“. Erzählerisch ist der Charakter des Stücks, das u. a. von der Klangfülle des Saxofons lebt. Abgerundet wird das Album im Übrigen mit „Home is where the beat is“:

© fdp

http://www.matti-klein.de/news/


Soulcrane - Another Step We Take
Mons Records


Auf der Seite des Labels lesen wir: „Soulcrane – schon mit ihrem in 2017 veröffentlichten Debütalbum wird das Trio zum Synonym für atmosphärisch dichten Kammerjazz auf höchstem Niveau. Bereits 2015 findet sich die Band um Trompeter Matthias Schwengler aus Köln zusammen – das „musikalische Kennenlernen“ mit Gitarrist Philipp Brämswig und Reza Askari am Bass gründet dabei auf der Zusammenarbeit in Formationen wie dem Subway Jazz Orchestra und dem Bundes Jazz Orchester.“ Nun haben die Drei noch den irischen Saxofonisten Matthew Halpin mit ins Boot genommen.

Aufgenommen wurden ausschließlich eigene Kompositionen der Bandmitglieder. Dazu gehören Stücke wie „Another Step We Take“, „Some Other Time“, „Waltz For me Baby“, „Salute the Halpinator“ und „Treasured One“. Das Ambiente einer Strandbar, Longdrinks, azurblaues Wasser und weißer Strand – das scheint sich in „Another Step We Take“ zu bündeln. Klangliche Färbungen, die einem entspannten Sommertag entsprechen, an dem man die Seele baumeln lassen kann, sind auszumachen, dank an den Trompeter Matthias Schwengler. Zart „besaitet“ kommt die Trompete daher. Sie scheint samtseidig im Klang und wenig aggressiv und angesäuert im Sinne von Miles. Wohlklingende Verspieltheit legt der Gitarrist an den Tag.

Beide Instrumentalisten vereinen sich harmonisch, mal mehr im Hintergrund der eine, mal der andere. „Some Other Time“ überzeugt mit fein ziselierten Melodiesträngen, die im Kern vom Trompeter und vom Gitarristen bestimmt werden. Nicht untätig ist jedoch der im Hintergrund agierende Bassist Reza Askari. Klangnebel heben sich, lichten sich und ziehen dahin – so ein Bild, das beim Zuhören aufkeimen mag. „Song For A Friend“ ist im Kern eine Ballade, bei der es auch einen „Zweiklang“ von Bass und Gitarre zu erleben gibt. Dominant ist jedoch die Klangfarbe, die die Trompete auf der musikalischen Palette anmischt. Ja, in diesem Stück kann man auch ein Basssolo erleben, das sich wie ein Vorhang fallender Wassertropfen anhört.

Gedämpft ist die Trompete in „Waltz For me Baby“ so scheint es. Vom Charakter her erinnert das Stück an Songs amerikanischer Revuen am Broadway, oder? Fein geschliffen sind die Tonstränge, die der Trompeter absetzt. Nahtlos greift der Gitarrist Philipp Brämswig diese auf und entwickelt sie mit Umspielungen weiter.

In der Komposition von „Salute the Halpinator“ (comp. Reza Askari) vereinen sich unisono Saxofon, Gitarre und Trompete zu einem dichten Klanggewebe. Die klangliche Himmelsleiter erklimmt im weiteren Verlauf Philipp Brämswig in seiner solistischen Einlage, während Reza Askari für die Erdung verantwortlich ist.. Die Weite beschwört nachfolgend Matthias Schwengler mit seinem Horn. „Treasured One“ wird vom Gitarristen eröffnet, durchaus in der Tradition von Joe Pass und Jim Hall, oder? Nachhaltig macht sich Reza Askari bemerkbar, der seinen Tieftöner in Schwingungen bringt. Schmeichelnder Hörgenuss steht auf dem Programm, wenn dann die beiden Bläser ins Klanggeschehen eingreifen. Reza Askari ist der letzte Titel des Albums zu verdanken: „Ej Jomo“. Das bedeutet aber nun nicht eine Omnipräsenz des Basses, auch wenn der zum „Gitarrenglockengeläut“ zu hören ist. Getragen kommt der Trompeter in seinen Passagen daher. Das klingt bisweilen melancholisch durchsetzt.

Übrigens, das Cover ist ein kleines Kunstwerk in Anlehnung an Klees Felder und stammt von Hannah Bielecki. Dies sei nur am Ende vermerkt, weil sehr häufig die Albumgestaltung unerwähnt bleibt und doch als Branding überaus wichtig ist, um sich aus der Masse der Veröffentlichungen abzuheben.

© fdp

http://matthiasschwengler.de/home.html



Hanna Schörken - You told me how to dance
creative sources recordings


Selten genug sind Cover, die künstlerisch gestaltet sind und nicht allein die Porträts der Musiker enthalten. Für das Cover ihrer Veröffentlichung konnte die Vokalistin Hanna Schörken ihre Schwester gewinnen, die in einer Symbiose aus Informel und Cy Twombly das Cover und eine Innenklappe gestaltete.

Den Titel des Albums hat Schörken in Wortsegmente untergliedert und so ihre jeweiligen Vokalimprovisationen bezeichnet, abgesehen von der ersten Komposition, in der die Vokalistin ihre Liebe zum Frühling manifestiert. Aus rezitierten Zeilen entwickelt sich stimmlicher Hauch, Gekrächze, Gekiekse, Flirren, Stimmbandschwirren, ein vibrierendes Heulen, ehe vom „I so liked Spring“ zum „You“ übergeleitet wird, mit Hecheln, mit Klicken und Klacken, mit Hihi und tiefen Atemzügen. Kehliges dringt ans Ohr, ebenso ein Windzug und Zischen. Textformen fehlen. Grollen, Röcheln und Lautmalereien sind an deren Stelle getreten.

Auch ein „In-Oh-New-S“ ist kurz wahrzunehmen. Hysterisches Gekicher und tiefe Seufzer gehören außerdem zum Vortrag. Knarzen hört man bei „Told“, zudem auch eine BRRR. Immer wieder aber sind starke Atemzüge Teil der Improvisation sowie ein N-A-ONI-EI und ähnliche Lautfragmente. Pfeiflaute durchziehen „Me“, während bei „How“ eher die leisen Laute eine Rolle spielen, ehe dann Kehliges ans Ohr des Hörers dringt. „To“ kehrt sich vom Fragmentierten ab und lässt dem Melodischen eine Chance.

Und schließlich heißt es „Dance“. Doch wer einen entfesselten Tanz erwartet, wird darauf vergeblich warten. Eher muss man beim Zuhören an einen postmodernen Joik der Sami denken.

© fdp

https://www.facebook.com/hanna.schorken


Jazz à la Flute – Essenza
GLM


Zwei Musiker schaffen es, ein farbiges Klanguniversum zu inszenieren. Dabei verschränken sich die beiden Instrumente so, dass keiner der beiden, also weder die Flötistin Isabelle Bodenseh noch der Gitarrist Lorenzo Petrocca, in ihrer Spielfreude eingeschränkt wird. Man würde ja vermuten, dass das Melodische einzig und allein der Flötistin obliegt, während der Gitarrist zum Rhythmusknecht mutiert. Dem ist jedoch nicht so. Stattdessen haben beide Musiker solistische Momente, in denen sie ihre Weichzeichnungen und Pastellklänge vorstellen können.

Das Spiel von Isabelle Bodenseh changiert im ersten Stück des Albums namens „Incompatibilidade de Gênios“ (comp. João Bosco) zwischen einem sanften Windsäuseln und kurz aufkeimenden Windhosen. Das erscheint in vielen Momenten durchaus als eine fragile Konstellation. Zudem sind der Jazz Brasiliens und Bossa in jeder Phase präsent, auch wenn Lorenzo Petrocca zu seinem fingerfertigen Solo aufspielt. Dabei hört man dann gleichsam das Meer den Küstensaum sanft umspielen. Nach dieser Exkursion nach Lateinamerika wartet das Duo mit „Secret Love“ auf. Dies war in den 1950er Jahren ein Nummer-eins-Hit von Doris Day. Von der Melodie her ist das Stück durchaus eingängig, hat etwas von einem Schlager. Dieser Eindruck wird allerdings in der Interpretation von Bodenseh/Petrocca durch feine Melodielinien verwischt. Dabei schlüpft die Flötistin auch wie zuvor im ersten Stück mal ab und an in eine Nebenrolle und lässt den Gitarristen hervortreten. Nach und nach entwickelt Petrocca aus der rhythmisierten Begleitung marmorierte Klangschraffungen.

Auch vor John Coltrane verneigt sich das Duo Bodenseh/Petrocca, wenn „Lonnie's Lament“ erklingt, und man beim Zuhören vergisst, dass eigentlich das Tenorsaxofon Coltranes die Klangimpulse setzt und Jimmy Garrison mit einem Basssolo aufhorchen lässt. Auffallend sind in der zu hörenden Interpretation die sich hier und da kreuzenden Linien, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich dem Basssolo des Originals zu nähern. Isabell Bodenseh entlockt ihrer Flöte statt dessen schnurrende Klangströme. Diese erinnern dann eher an Soprano- und Altosaxofon.

„Captain Marvel“, bekannt durch die Zusammenarbeit von Stan Getz und Chick Corea lässt auch im aktuellen Arrangement Samba-Einflüsse erkennen, besonders zu Beginn des Stücks. Dafür sorgt auch das spezifische Rhythmusspiel von Petrocca. Wenn dieser dann zum Solo ansetzt, gleitet Bosenseh in ein nervöses Stimmflirren ab. Dieses nimmt Petrocca teilweise auch auf. Im weiteren Verlauf erlebt der Zuhörer dann aufschäumende und sanfte Klangwogen. Und die Karibik, in der gängigen Werbung mit Bacardi Rum verknüpft, scheint auch nicht fern. Das durchaus feurigen „Tico Tico no fubá“ (comp. Zequinha de Abreu) umgarnt uns mit Latin Flair. Nach „Waltz for Debbie“ (comp. Bill Evans) folgt die einzige Eigenkomposition auf dem Album. Diese ist titelgebend für das Album „Essenza“ und stammt aus der Feder von Lorenzo Petrocca. Dabei ist die Anlehnung an den Jazz, den Stan Getz, Gil Gilberto, Astrud Gilberto und Baden Powell geschaffen haben, nicht zu überhören.

Dizzie Gillespie's „Birk's Works“ steht am Schluss der aktuellen Einspielung. Dabei muss man anfänglich beim Zuhören auch an die Harmonien von „Take Five“ denken, ehe sich das Spiel von Isabelle Bodenseh gleichsam zu geschweiften Klangwolken entwickelt.

© fdp

www.isabellebodenseh.de
www.lorenzopetrocca.de


Maria Baptist/Jan von Klewitz - Facing Duality
Maria Baptist Music


Maria Baptist ist nicht nur solistisch und im Trio sowie mit einer Big Band emsig auf den Bühnen des Jazz unterwegs, sondern unterrichtet zudem als Hochschullehrerin den Jazz-Nachwuchs. Nun hat sich die auch klassisch ausgebildete, in Berlin lebende Pianistin an ein Duo gewagt, ein sehr fragiles Gebilde, das Unachtsamkeit nicht verzeiht. Da kommt es auf Verzahnungen, auf Verschränkungen und auf feine Abstimmungen an. Für Arrangements und Kompositionen zeichnet Maria Baptist allein verantwortlich.

Über das Album schreibt die Pianistin: „Facing Duality setzt die thematische Linie der früheren Alben von Maria Baptist fort: Während sich Resonance (2018) mit Meditation und Here & Now 1+2 (2016,19) mit Achtsamkeit befassten, geht es bei Facing Duality, wie der Titel nahelegt, um das Prinzip der Dualität. Im Sinne des buddhistischen Yin-Yang Konzeptes stellt Facing Duality nicht einfach nur zwei konträre Pole in Beziehung, sondern zeigt, wie offensichtliche Gegensätze eine unausgesprochene Einheit formen können.“

So trifft ein Altsaxofon – vielfach wird von diesem Instrument gesagt, dass es der menschlichen Stimme am nächsten komme – auf das Harmonie- und Melodieinstrument Grand Piano! Am Anfang des Zusammenspiels steht „Facing Duality“: Es gibt Saxofonisten, die versprühen in ihrem Spiel Funkenflüge. Bei Jan von Klewitz' Spiel muss man eher an eine Mischung aus Samt und Seide denken, derweil Maria Baptist ein perlendes Spiel mit energiegeladenen Setzungen verschmilzt. Man könnte das Spiel des Saxofonisten mit einer Couverture vergleichen. Maria Baptist hingegen ist mehr an fein geraspelten Schokosplittern gelegen, die sie den schwarzen und weißen Tasten abringt. So ergibt sich eine durchaus schmackhafte Verbindung zwei musikalischen Individuen.

Dem Mischwesen aus Mensch und Stier, dem menschenfressenden Ungeheuer Minotaurus, widmet das Duo den nachfolgenden Titel. Dabei verschmelzen und lösen sich die beiden musikalisch Handelnden in ihrem Spiel fortwährend. Auffällig ist dabei, dass Maria Baptist durchaus für die Bassnotierungen Verantwortung übernimmt. Um für ihr Spiel ein Bild zu wählen, scheint der Malstrom oder die in Australien Willy Willy genannte Wetterturbulenz durchaus angemessen. Für die Aufklarung nach dem Sturm sorgt nachfolgend das Altsaxofon.

Würde man die Komposition „Stillness Speaks“ im Wortsinn begreifen, so müsste man die Stille hören können. Doch Stille erleben wir in dem eher getragenen Stück nicht, eher ein wenig meditative Einkehr. Das ist vor allem der Pianistin Maria Baptist geschuldet, die auf ihr sonst so aufgeladenes Tastenspiel zugunsten von kleinen Kaskadierungen verzichtet. Derweil evoziert der Saxofonist einen schmalen, fein rieselnden Wasserfall. Und alles fließt, fließt dahin, ergießt sich in einem sachten Mündungsarm des Klangs.

Den Regen um Mitternacht - „Midnight Rain“ - thematisieren die beiden Musiker auf ihrem Album zudem. Dabei hat man beim Zuhören den Eindruck, dass es sich um einen gewaltigen Platzregen handelt, dessen dicke Tropfen aufs Pflaster platschen und an die Häuserfassaden schlagen. Sturzbäche ergießen sich aus den Fallrohren, die das Wasser der Dächer einfangen. Wasserfluten rinnen durch die Straßenschluchten und verschwinden in Gullys. Von „Natural Landscapes“ wissen die beiden Protagonisten des Albums zu erzählen. Dabei hat man den Eindruck von impressionistischen Landschaften in Erdfarben mit wenigen farbigen Lichttupfern.

Für Letztere zeichnet der Saxofonist verantwortlich. Umbra, Siena, Ocker sind eher die Farben der Pianistin, die ihr Bild einer Landschaft in Tastenklänge bündelt. Während wir auf Wolke sieben schweben, heißt es im Englischen to be on cloud nine“. Und genau so ein Hochgefühl von Wolke sieben präsentiert uns das Duo auch auf ihrem Album, das stets dem Melodischen verpflichtet ist.

© fdp

https://www.mariabaptist.com


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