3x Origin Records

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Various

Origin Records

Will Swindler’s Elevenet  - Space Bugs  /  Rodney Whitaker  - Oasis, The music of Gregg Hill  /  Hal Galper feat. John Scofield/Wayne Dockery/Adam Nussbaum – Ivory Forest Redux

 




Will Swindler’s Elevenet  - Space Bugs


Über Will Swindler’s Elevenet lesen wir Nachstehendes. „The Elevenet exists as his preferred compositional vehicle so that he can explore and display the beauty found in each. Space Bugs showcases some of the music Swindler has written for his highly creative Denver-based ensemble since his 2011 release, “Universe B,” which inspired glowing comparisons to Gil Evans, Eric Dolphy and even Billy May.“

Auch wenn wir es im vorliegenden Fall nicht mit einer klassischen Big Band zu tun haben, so ist der Sound doch mit dem einer solchen Großformation zu vergleichen. Auffallend ist das Klang bestimmende Gebläse der Saxofonisten, von Sopran- bis Tenorsaxofon. Mit Swing und Verve drängt sich aber auch der Pianist Ben Markley in dem Stück „The Real Me“ auf. Da vernimmt man keine wässerig-aquarellierten Linien, sondern energetisch ausgereifte Linien, ehe dann die Gebläseallmacht das stimmliche Ruder übernimmt.

Zum Getrommel im „Stakkatomodus“ melden sich die Bläser in „Space Bugs“ sehr verhalten. Dabei vereinen sich Saxofone mit der Bass Klarinette, sodass dem Stück auch Tieftönigkeit innewohnt. Der tiefe samtene Klang der Bassklarinette gleicht einem hochflorigen Teppich, über dem sich die anderen Bläser leichtfüßig bewegen. Broadway und Ballroom sind Assoziationen, die beim Hören des Stücks auftreten. Und auch Ben Markley trägt seinen Teil dazu bei, auch wenn er am ehesten freie Linien mit Beimischungen von Latin Flavor zeichnet.

Und auch ein Trompetenintermezzo gehört zu „Space Bugs“. Beinahe mit klassischer Attitüde macht „Julia/Blackbird“ auf. Das klingt dann beinahe nach philharmonischem Orchester, wenn die Musik von Lennon und McCartney vorgetragen wird. Getragen ist das Stück, so als würde es sich um ein Lamento handeln. Vernehmen wir da nicht ein Flügelhorn im Wehklagen? Und auch das restliche Ensemble ist eher in einer Melodramatik bzw. in Melancholie vereint, so wie im Original. Das Arrangement atmet zudem den Geist der klassischen Big Bands, wie sie von Ellington, Basie und den Brüdern Dorsey geleitet wurden.

Und schließlich noch ein Wort zu „Little Requiem“: Dieses Stück scheint gleichsam die Fortsetzung von „Julia/Blackbird“. Neben den dunklen Klangfarben von Bassklarinette und Posaune vernehmen wir die feinen Ziselierungen des Sopransaxofons. Der Duktus ist getragen und ohne Frage ist die Assoziation mit einem Trauerzug an einem regnerischen grauen Novembernachmittag gegeben. Die Bäume auf dem Friedhof sind blattlos, die Gräber von verfärbtem Laub bedeckt, hier und da auch von Tannengrün.

© fdp 2022


Line-up

WILL SWINDLER alto / soprano saxophones, flute
PETER SOMMER tenor saxophone
APRIL JOHANNESEN bass clarinet
TOM MYER flute, alto flute
DAWN KRAMER, GABRIEL MERVINE trumpet, flugelhorn
DARREN KRAMER trombone
SUSAN McCULLOUGH horn
BEN MARKLEY piano
MATT SMILEY bass
DRU HELLER drums

Tracklist

1 PASSAGE 3:17
2 THE REAL ME 8:14
3 SPACE BUGS 10:31
4 ANNIKA 7:56
5 TANTRUM IN D 6:46
6 JULIA/BLACKBIRD (comp Lennon/McCartney) 11:12
7 LITTLE REQUIEM 5:26
8 PAVLOV’S DAUGHTER (comp Regina Spector) 11:28




Rodney Whitaker
Oasis, The music of Gregg Hill 


„The compositions of Gregg Hill have found an inspired home through several recordings by revered bassist Rodney Whitaker. Intellect and feeling stand in expressive balance with Hill’s concepts of form, melody and rhythmic hooks on this third album in the series. He’s absorbed the lessons of his heroes but writes from his own heart and soul. Whitaker, from Detroit and again firmly entrenched in the rich Michigan jazz scene, continues to perform at the highest levels.“ So lautet ein Teil des Ankündigungstextes der Albums.

Verantwortlich für die Einspielung sind auch der Pianist Bruce Barth, der Trompeter Terell Stafford, der Saxofonist Tim Warfield und Dana Hall am Schlagzeug. Zudem hören wir die Vokalistin Rockelle Fortin in vier Songs, die Eingang ins Album gefunden haben. Temporeich und mit einem gewissen Swing ausgestattet – das sind die Charakteristika des Eröffnungsstücks „Betty’s Tunes“. Da fliegen die Tastenlinien des Pianos wie tanzendes Herbstlaub dahin, da gibt es ein fulminantes Däumling-Zwischenspiel zu erleben und schließlich ist da noch der Gesang von Rockelle Fortin, die das Stück ausmachen. Lyrisches Pianospiel vereint sich anfänglich bei „Puppets“ mit dem Klang einer gedämpften Trompete.  Die aufgeraute Klangoberfläche der Trompete erhält als Kontrapunkt die weichen Schummerungen des Sopransaxofons, das Tim Warfield spielt. Kaskadierend ist nachfolgend der Tastenspieler Bruce Barth auf den schwarzen und weißen Tasten unterwegs, begleitet auf Schritt und Tritt vom Bassisten Rodney Whitaker. Man denkt beim Höreneher daran, dass hier die Puppen tanzen, als dass man musikalisch ein klassisches Marionettentheater erlebt. Sehr fein ausgeformt ist übrigens das ins Stück integrierte Bass-Solo. Ein besonderer Hörgenuss ist das Trompetensolo in dem Stück „Minorabilia“, auf das der Tenorsaxofonist Tim Warfield ebenso Bezug nimmt wie der Bassist.

Musikalisch erleben wir auch einen „Sunday Afternoon“. Lazy oder nicht – das ist die Frage! Nein, faul und contemplativ ist der Sonntagnachmittag keineswegs, sondern beschwingt. Dass liegt auch an dem ausgefeilten Trompetensolo. Hört man dies, so kann man sich allerlei Sonntagsunternehmungen in seiner Fantasie vorstellen: eine Partie Federball, eine Runde Croquet, Badespaß in den Meereswellen, Strandspaziergänge, Fahrt mit dem Skateboard. Und beim Pianosolo meint man gar, man sehe Kindern beim Hüpfspiel „Himmel und Hölle“ zu. Ein gewisses Maß an Monk’schem Plong-Plong ist übrigens herauszuhören. Wie in anderen Stücken auch gibt es am „Sonntagnachmittag“ rotierende Solos, sodass jeder Musiker der Band mal am Zuge ist und sich vordergründig zeigen kann. Übrigens hier und da meint man bei diesem Stück seien auch die Brüder Adderley im Geiste mit dabei, oder?

Beschwingt geht es mit „The Jazzdiddy Waltz“ weiter. Ohne Frage, dieses Stück erscheint wie ein Stück Tanzmusik aus einer Zeit, als Jazz die Popmusik der Zeit war und im Radio gespielt wurde, also weit vor Rock’n Roll und Beat Musik der 50er und 60er Jahre.  Eine Verneigung vor Gregg Hill ist „Blues for Gregg“. Und wer ist dieser Gregg Hill? Er stammt aus Zentralmichigan und ist sowohl als Saxofonist wie auch Pianist und Komponist bekannt. Zu seinem letzten Album heißt es im Roots Music Report: „ ...The diversity in Gregg Hill’s compositions ranges from the smooth tones of the opener “Andy’s Lament” to the high-stepping, energetic “Fan-O-Gram” with Aubrey Johnson serving as an outstanding modern creative stylist with Napoleon’s fluid, tasteful improvisation. Whether the bluesy “The Jazzdiddy Waltz” or relaxed “Lyrica” tickle your fancy, we hear an atmospheric approach to music that results in bountiful rewards of deep emotion and range of expression.“ Übrigens, dieses Stück scheint mir durchaus an Nat und Cannonbal Adderley und deren Arrangements nahtlos anzuschließen. „Oasis“ bildet schließlich den gelungenen Abschluss des Albums.

© fdp2022


Line-up

TERELL STAFFORD trumpet / flugelhorn
TIM WARFIELD tenor & soprano saxes
BRUCE BARTH piano
RODNEY WHITAKER bass
DANA HALL drums
ROCKELLE FORTIN vocals (1,4,10,11)

Tracklist

1 Betty’s Tune 4:56
2 Puppets 7:34
3 Minorabilia 6:28
4 Interlude 6:07
5 Sunday Afternoon 7:24
6 T 4:46
7 S’Cool Days 8:25
8 Blues for Gregg 6:40
9 Fan O Gram 7:44
10 To the Well 7:18
11 Oasis 5:16




Hal Galper
feat. John Scofield/Wayne Dockery/Adam Nussbaum
Ivory Forest Redux


Zu dem Album, eine Neuauflage des gleichnamigen Albums aus den 1980er Jahren, heißt es: „During a rich musical period in the late ‘70s with many performances around New York City and two European tours together, pianist Hal Galper and guitarist John Scofield recorded a pair of legendary albums that demonstrated the well grounded paths they were on, their concepts coalescing in a hub of scorched earth intensity. Scofield’s “Rough House,” was followed by Galper’s “Ivory Forest” recorded in October 1979, both originally on the German Enja label and with Adam Nussbaum on drums. Now 40+ years later, and the legacy confirmed with countless thousands of musicians inspired to follow in their steps, the sounds from Ivory Forest remain modern and vital.“

Zunächst werden wir musikalisch in den „Ivory Forest“ geführt. Und was erleben wir? Eine Gitarrengouache vereint sich mit aquarellierten Farbflächen, die der Pianist Hal Galper verantwortet. Wir erleben aber auch feinste Klangschraffierungen, die John Scofield zu verdanken sind. Beim Zuhören drängt sich das Bild von barocken Wasserspielen auf. Dabei ergießt sich fein rinnendes Wasser über Kaskaden, fängt sich in Bassins und fließt dann von Etage zu Etage weiter. Zugleich muss man an Wasserlichtspiele denken, wie sie im Hamburger Park Planten und Blomen inszeniert werden. Aufsteigende Wassersäulen überschlagen sich, fallen in sich zusammen. Kristallklar ist das Wasser.

Klangstrudel lässt Hal Galper vor unserem geistigen Auge entstehen. Sein Spiel ist zum einen perlend-verspielt, zum anderen auch kaskadierend und mitreißend. Und was hat das alles mit „Elfenbeinwald“ zu tun? Im Weiteren hören wir „Continuity“. Diskantes drängt sich auf. Fragil klingt das, was Hal Galper seinem „Tastenmöbel“ entlockt. Man meint, er würde in die Tiefe schießende Wasserfälle musikalisch auf ihrem Fall begleiten. Und zugleich erfasst er musikalisch auch die Wasserringe, die sich dort bilden, wo der Wasserfall einen kleinen See bildet. Noch ein anderes Bild drängt sich beim Hören auf. Das Bild von Raureif, der bei den ersten Sonnenstrahlen vergeht.

Sobald Scofield neben Galper zu vernehmen ist, scheint sich ein postimpressionistisches Gemälde mit feinen bunten Bildpunkten aufzutun. Sonnenauf- oder untergang – das ist dabei die Frage, oder? Alles ist im Fluss und man denkt auch an die zerfließende Zeit in Gestalt von Dalís zerfließenden Uhren, um ein weiteres Bild zur Charakterisierung der Musik ins Feld zu führen. Nach dem Track „My Dog Spot“ mit sehr flottem Rhythmus und ein wenig Latin Flavor sowie einer klangvollen Himmelsleiter, die John Scofield gleichsam erklimmt, hören wir einen Klassiker des Bebop, nämlich „Monk’s Mood“ ( comp Th. Monk).

Nein, nicht der Pianist eröffnet dieses Stück, wie man erwarten könnte, sondern Scofield mit seinen Weichzeichnungen abseits des Monk’schen Plong-Pling-Plong. Zartes Windsäuseln und Wellenrauschen scheint der Gitarrist einzufangen, oder? Scofield wählt zarte Klanggesten, verzichtet auf umfängliche Amplituden und beschränkt sich auf überschaubare Mäander. Während in den vorherigen Stücken der Pianist und der Gitarrist die Klangflächen aufgeteilt hatten, malt Scofield in „Monk’s Mood“ die Farbflächen mit seinen Pastellfarben aus. „Yellow Days“ vernehmen wir zudem: Beim Hören der ersten Takte muss man an einen Freitagabend zu vorgerückter Stunde denken, an ein Dinner mit Pianomusik im Hintergrund, an eine Bar-Atmosphäre. Dabei agiert Hal Galper mit gewissem Verve und zugleich mit freigesetzten Aquarellverläufen des Klangs.

Einem Wiesenfluss gleich, der sich längs durch die Landschaft schlängelt, ergießen sich Tonsilben um Tonsilben, gleiten dahin, überlagern sich, laufen aus. Zum Schluss steht dann eine musikalische Stippvisite in Rapunzels kleinem Restaurant an. Nichts weiter bedeutet nämlich „ Rapunzel’s Luncheonette“. Steter Klangfluss, der sich beschleunigt, ist sehr auffallend. Ein Bach wächst zu einem Wiesenfluss zu einem veritablen Fluss und dann zu einem Strom. So lässt sich bildhaft beschreiben, was ans Ohr des Hörer drängt. Doch beim Hören gelingt der Brückenschlag zu einem kleinen Restaurant, in dem man eine kleine Mahlzeit zu sich nehmen kann, nicht wirklich. Der Tracktitel scheint insoweit dem Klangbild und Klangverlauf fremd und aufgesetzt.  Im Verlauf des Stücks wird außerdem die Wildheit des Klangs beschworen, vernimmt man Klangturbulenzen und klangliche Eisgänge. Dabei ist es allein an Hal Galper dies zu inszenieren, was ihm überaus trefflich gelingt.

© fdp2022


Line-Up

HAL GALPER piano
JOHN SCOFIELD guitar
WAYNE DOCKERY bass
ADAM NUSSBAUM drums

www.halgalper.com

Tracklist

1 Ivory Forest 7:37
2 Continuity 6:39
3 My Dog Spot 6:34
4 Monk’s Mood ( Th. Monk) 6:02
5 Yellow Days  (Alan Bernstein / Alvaro Carrillo) 3:47
6 Rapunzel’s Luncheonette 9:34


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