3x Earshift Music 2024/25

3x Earshift Music 2024/25

Various

Earshift Music

Koi Kingdom / Erik Griswold, Chloe Kim, Helen Svoboda / Matthew Ottignon

 


Koi Kingdom - Koi Kingdom


„Renowned for their boundary-defying compositions and instrumental virtuosity, Koi Kingdom’s third and most ambitious self-titled album is a  tale of transformation and resilience. This latest release delves into themes of friendship, loss, grief, rebirth, and joy, showcasing the special musical connection and shared creative vision that guitarist Marcos Villalta, bassist Stephen Hornby, and saxophonist Cheryl Durongpisitkul have nurtured over years of collaboration.“, so der Bandcamp-Text zum Trio.

„Arc“ lautet das Eröffnungsstück, das geprägt wird von weich gezeichnetem Saxofonklang und dem „Harfenklang“, der dem Gitarristen Marcos Villalta zu verdanken ist. Wäre die Musik als Filmmusik konzipiert worden, so würde man sich diese als Beigabe zu ausgedehnter Savannenlandschaft vorstellen können oder als Untermalung von Aufnahmen rötlicher Sanddünen in der Wüste. Jedenfalls haucht die Saxofonistin dem Stück unverstellten Blick und Weite ein. Sehr ausgefeilt ist das Solo des Gitarristen, das in „Arc“ zu hören ist. Das hat alles steten Fluss so wie die Saxofonlinien, die nach und nach „auslaufen“. Man ist versucht zu formulieren, dass beide Instrumentalisten ihre melodischen Linien im Unendlichen bzw. im Off enden lassen. Weiter geht es mit „Shit Nipple“, einem Titel, der eher abwertend klingt, oder? Gewaltig sind das Gebläse und die Gitarrenpassagen, die in Hard Rock abdriften. Außerdem ist ein aufgeregt wirkendes Saxofonspiel zu hören. Teilweise ist dieses Spiel ein Nachklang von Kompositionen, die an Hanns Eisler denken lassen, oder?  Weckruf grenzt an Weckruf – dank an die Saxofonistin. Lineare Linien trägt sie vor, bricht diese ab und beginnt erneut. Im weiteren wird das gemeinsame Spiel der Band dramatisiert, hört man auch Stimmfetzen, die beigemischt wurden. Man könnte glauben, man werde von einer tonalen Monsterwelle weggespült.

Widmen wir uns nachstehend dem Track „Death Fish“: Exaltierte Melodieklänge dringen an das Ohr des Hörers. Teilweise hat man den Eindruck, Saiten werden angezupft und gleichzeitig an den Wirbel verspannt. Tänzerisch mutet an, was die Saxofonistin vorträgt. Was will sie uns eigentlich erzählen? Ist es ein Epos? Erzählt sie von wandernden Wolken, vom Gezeitenwechsel? Man könnte es meinen. Jedenfalls steht das Saxofon im Fokus des Stücks, mit allen Höhen und Tiefen. Doch es sind vor allem die Klanghöhen, die beeindrucken.

Und zum Schluss stehen „Day of the Koi (Part 1)“ und „Day of the Koi (Part 2)“ auf dem Programm: Wie ein guter rhythmisch arrangierter Popsong kommt „Der Tag des Koi“ daher. Und auch bei diesen Stücken konzentriert sich alles auf die Holzbläserin. Hört man da gar den Klang einer Kora? Nein, das kann angesichts des Line-up nicht sein.  Irgendwie schwingt ab und an auch ein wenig Funk mit, oder? Zudem vereinen sich Bassist und Gitarrist zu einem hörenswerten Duett, das an die Musik von Fleetwood Mac denken lässt. Und im zweiten Teil von „Tag des Koi“ tritt dann gar ein veritabler Chor in Erscheinung.

© fdp2025




BANDCAMP

Musicians
Marcos Villalta, guitar
Stephen Hornby, bass
Cheryl Durongpisitkul, sax

Death Fish features Rohan Sforcina on drums and cymbals
Day of the Koi - Part 1 features Keshav Yoganathan on percussion
Day of the Koi - Part 2 features the Koi Choir including
Nathan Power, Grace McCoy, Shai Martin, Greta Williams, Keshav Yoganathan, Kizzy Davis and Jordan Tarento

Tracks
1. Arc 08:48
2. Shit Nipple 06:09
3. Theatre of the Everyday 05:16
4. Death Fish 06:17
5. The Little Seedling 05:19
6. Day of the Koi (Part 1) 06:45
7. Day of the Koi (Part 2) 03:10




Erik Griswold, Chloe Kim, Helen Svoboda
- Anatomical Heart


„The trio of Erik Griswold (Brisbane), Helen Svoboda (Melbourne) and Chloe Kim (Sydney), Anatomical Heart first came together in the remote bush property of Harrigans Lane, northern New South Wales, to fuse their highly individualistic voices into a common language. The juxtaposition of Erik's John Cage-inflected prepared piano, Helen's Nordic-tinged bass, and Chloe's highly intense but precise drumming sound conversational fluency in the remoteness of the Australian bush."During one week in April 2023, we sequestered ourselves in the forest at Harrigans Lane (home of the Piano Mill). Each day we recorded free improvisations in the secluded Lagavulin chamber music hall, and then later listened back, discussed and brainstormed ideas to try in the next session. We took bushwalks and explored the region (which has five national parks), inspired by spectacular granite formations, melodious birdsong, some very chilled out wallabies who loved to graze in the lawn outside, and one troublesome mouse.Towards the end of the week, we started to distill hours of recordings into the eight tracks presented here.“, so liest man es im Bandcamp-Text zum Album.

Der Klang eines präparierten Klaviers, das etwas trocken klingt, ist in „Anatomical blues“ ebenso auszumachen wie ein kurz angebundenes Schlagwerkspiel und ein brummiger Bass. Tastensprünge sind zu hören und auch ein kurzer Basston, der durch den Bogenstrich erzeugt wird. Rhythmische Formen entlockt der Pianist seinem Klavier. Das Stück wird in kleine Fragmente gegliedert. Man meint gelegentlich, man höre eine Wiederholung im Endlosband. Daumenharfe oder was – das fragt man sich bei „Wallaby“. Dazu gesellt sich ein tief getönter Bass mit eindringlichem Plong, Plong, Plong. Becken schwirren und der Pianist breitet eine feine Melodielinie vor uns aus. Dabei klingt das, was wir hören wie eine Mischung aus Harfe, Steel Drums, Kora und Hang, oder? Die Bassistin des Trios gibt in „Rock song“ in wiederkehrenden Mustern das Rockige vor, derweil der Pianist hier und da mehr oder minder kristalline Akzente einwebt. Das Bassspiel weist eine gewisse Monotonie auf, begleitet von einem einfach strukturierten Drumming. Im Verlauf des Stücks wird eine Temposteigerung realisiert, und man erwartet, dass ein Höhepunkt angesteuert wird, derweil der Pianist stoisch Diskantes anschlägt. Und dann ist schlicht überraschend Schluss.

„The mouse“ lebt von gedämpften Basstönen, „galoppierendem Schlagwerk“ und fragilen Klavierklängen, die anmuten, als würde man zerspringende Eiszapfen akustisch erleben. Außerdem vernimmt man im Verlauf auch Bassklänge, die auf dem Klavier erzeugt werden. Vor allem aber ist es das Kristallene und Kristalline, das uns der Pianist hören lässt.  Nach „Tremble part 2“ mit einem stark rhythmisch strukturierten „Bass-Spiel“ und an den Klang einer Turmuhr erinnernde Klaviersequenzen folgt als Schlussstück „Ripples“:  Zu übersetzen ist dies mit Wellen, kurzen Wellen, mit Dünung vielleicht auch. Und tatsächlich scheinen sich die Klavierklänge, die wir hören wie sich jagende Wellen zu überschlagen.

© fdp 2025




BANDCAMP


Musicians
Erik Griswold – Prepared piano
Helen Svoboda – Contrabass
Chloe Kim – Drums and percussion
All music by Griswold / Kim / Svoboda.

Tracks
1. Anatomical blues 03:06
2. Wallaby 04:18
3. Rock song 03:01
4. Heart strings 05:50
5. The mouse 03:10
6. Bowed 05:11
7. Tremble part 2 03:54
8. Ripples 03:24

 



Matthew Ottignon – Volant


So lesen wir es im begleitenden Bandcamp-Text Nachstehendes: „From one of Australia’s most in-demand saxophonists, Matthew Ottignon comes a new ensemble and self-titled album Volant. The music effortlessly blends his spiritual jazz influences with the minimalist, introspective acoustic jazz that Australia is renowned for. Crafted amidst a period of solitude, Volant represents an ambitious step in Ottignon's artistic musical journey, drawing inspiration from birds in flight—a motif that ultimately defines the album's ethereal quality.“

Zu Beginn empfängt uns das Ensemble mit „Moon Rock“ und dem Klang eines Altsaxofons, dessen Stimme durchdringend und exaltiert ist, stellenweise auch sehr sonor. Sonores vereint sich nachfolgend mit dem zarten Klavierklang und einem permanenten Beckenrausch. Ähnlich akzentuiert wie die Einführung mit den Saxofonklängen gestaltet die Pianistin Lauren Tsamouras im Weiteren ihre solistische Intervention. Man gewinnt beim Hören durchaus den Eindruck, eine gewisse Einfärbung mit Latin Jazz zu erleben. Fortgesetzt wird das Album mit „Naturis“ mit einer lyrischen Note. Dabei gibt zunächst die Klavierspielerin den Ton an, ehe dann der Bandleader und Saxofonist sein Tenorsaxofon erklingen lässt. In diesem Kontext hält der Saxofonist Maß, überdreht nicht, sondern ist auch für weiche Ausformungen zu haben, zugleich auch für das Spiel auf allen „Registern“ des Instruments.  Wir erleben aufsteigend gesetzte Linien und Umspielungen zu einem sich in Mustern wiederholenden Tastenspiel. Gibt es da nicht harmonisch eine Nähe zu „Mercy, Mercy, Mercy“? Schmeichlerisch kommen die Bassklänge daher. „The Third Bardo“ wird von der Pianistin und  dem Saxofonisten in Form gegossen. Die Pianistin agiert dabei mit energetischer Rhythmik, ehe dann der Saxofonist die Klangfärbungen prägt. Bisweilen nähert sich der Tenorsaxofonist auch hohen Lagen des Baritonsaxofons, das wir bei den Tracks „Singing Bowls“ und „Bilpin“ hören können.

„Gewisper“ (Murmuring) lautet ein weiterer Track auf dem Album. Kurz angebunden ist das Drumming mit und ohne Beckenrauschen, dank an Holly Conner. Etwas Songhaftes liegt in dem Track. Doch Gewisper und Flüstern hören wir nicht. Dazu ist das Spiel des Saxofonisten viel zu auftrumpfend und nicht leise sowie dezent. Eher erinnern die Linien des Saxofonisten an rinnendes Wasser, an Kehrwasser und ein System von Stromschnellen.

Und zum Schluss lautet die musikalische Botschaft: „Rolling and Circling“. Röchelnd und kehlig äußert sich der Saxofonist in diesem Stück. Rollendes und Kreisförmiges lässt sich schwerlich dechiffrieren, sieht man von den wiederkehrenden Motiven mal ab. Eher muss man beim Zuhören an den Schwall von Wellen oder an einen niedergehenden Wasserfall denken. Klanggewaltig ist ohne Frage das, was der Saxofonist erneut in diesem Track präsentiert.

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BANDCAMP

Musicians
Matthew Ottignon - tenor, alto (1) and baritone (6,7) saxophones
Lauren Tsamouras - piano
Hannah James - acoustic bass
Holly Conner - drums and percussion

Tracks
1. Moon Rock
2. Naturis
3. The Third Bardo
4. Murmuring
5. Rocky Lux
6. Singing Bowls
7. Bilpin
8. Rolling and Circling


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