2x Origin Records - March 2024
Various
Origin Records
Last Word Quintet / Martin Budde
LAST WORD QUINTET - FALLING TO EARTH
Über das Quintett und dessen Entstehung lesen wir auf der Seite des Labels Origin Records Nachstehendes: „Born from a chance musical encounter at Chicago's Uptown Poetry Slam in 2017, The Last Word Quintet is a collaboration between four of Chicago's more active musicians and songwriters, with Marc Kelly Smith, a performance poet and a leader of the worldwide poetry slam movement. In an intense and amazingly short period of time they seamlessly wove Marc's original and classic poetry with Al Day's vocals and lyrics to form a collection of pieces illustrating multi-dimensional tales of urban life. With pianist Bob Long, bassist Doug Lofstrom and saxophonist Brian Gephart, the Last Word creates vivid worlds to be explored. As Robert Rodi wrote in Newcity, "it's apparent we're hearing an entirely new kind of poetic conversation, and it's thrilling." Joining the quintet on Falling to Earth is drummer Sarah Allen.“
Rock, Jazz Rock, Singer/Songwriter, auf den Spuren irischer Pub-Poetry und -Gesänge, im Geiste von Van Morrison und The Doors – all das könnte dem einen oder anderen durch den Kopf gehen, lauscht er dem Album. Dieses lebt von den Geschichten, die die beiden Vokalisten der Band vortragen, teilweise auch mit Anlehnungen an Rap, vor allem aber an den oben bereits erwähnten Van Morrison und andere Barden, die im Umfeld von R&B unterwegs sind. Teilweise fühlt man sich als Hörer in die späten 1970er und 1980er Jahre versetzt. Es war eine Blütezeit von Crosby, Stills, Nash and Young, von den Allman Brothers und anderen, die das Narrative in den Vordergrund setzten. Bei diesen Genannten war das Wort gleichberechtigt neben dem Musikalischen, Balladen hin oder her.
Dies gilt auch für die Musiker vom Last Word Quintet. Es scheint, dass das gesungene und gesprochene Wort sehr gewichtig ist und weniger die Musik, die auch und gerade durch das Saxofonspiel von Brian Gebhart Farbe erhält. Gitarre, Klavier, Bass und Drums treten in den Hintergrund. Es kommt, so der Eindruck, auf die Lyrik an, nicht nur bei „Children of Paradise“ und „Rage of Angels“. Mit Sinn für den gewissen Wortwitz und Wortklang dringt beispielsweise „Circle of Doors“ an unser Ohr. Und bei „Falling to Earth“ scheinen Country und Westcoast Rock eine Melange einzugehen. Da flackert auch ein wenig Lagerfeueratmosphäre auf. Und auch Bruce Springsteen scheint mal kurz im Geiste die Szenerie zu beleben.
Für eingefleischte Jazzliebhaber ist das Album gewiss nicht nach deren Geschmack. Die Tracks sind von A bis Z strukturiert, ohne Raum für das, was Jazz ausmacht, auch Jazz Rock: die Improvisationen. Und dann zeichnet das Quintett noch etwas aus, was sie von einem Jazzensemble unterscheidet: das Erzählerische, stimmlich dank Al Day und Marc Kelly Smith überzeugend.
© ferdinand dupuis-panther
Info
https://www.lastwordquintet.com
Al Day - vocals, guitar
Marc Kelly Smith - spoken word, background vocals
Bob Long - piano, vocals
Doug Lofstrom - bass, keyboard, background vocals
Brian Gephart - saxophones
Sarah Allen - drums
TRACK LISTING
1 Iron Tango 4:02
2 Children of Paradise 5:13
3 Book and the Rose 3:24
4 Unmasked 6:02
5 Rage of Angels 6:02
6 Circle of Doors 2:36
7 Dream of Flying 4:47
8 Stove in the Back 5:50
9 Falling to Earth 6:39
10 Limelight 8:33
11 Dominguez 6:40
12 Daylight 4:39
MARTIN BUDDE - BACK BURNER
Lesen wir mal, was Origin Records über Martin Budde zu sagen hat: „...Seattle guitarist Martin Budde steers his trio through a collection of mostly original compositions on his fírst Origin recording. Thoroughly rooted in the fluid, modern jazz guitar sounds of the last 50 years, … Drummer Xavier Lecouturier and bassist Ben Feldman are his longtime collaborators in the more densely eclectic modern jazz sextet Meridian Odyssey, and here they collaborate beautifully on the space and sonorities of Budde's trio aesthetic. Even through the moments of modern angularity, or introspective passages tinged with melancholy, there's always a sense of uplift and openness in his music. More than just a stellar album, Back Burner is a declaration of arrival, as Budde sets his gaze on fínding his own way forward.“
Einem Gitarrentrio mit einer durchaus als dominierend anzusehenden Stimme lauschen wir. Der Gitarrist zeichnet die melodischen und harmonischen Linien, und das beginnt bereits bei den ersten Takten von „Red“, dem Eröffnungsstück des Albums. Mit Martin Budde durchschreitet der Zuhörer die Wellentäler des Saitenklangs, erlebt Klanglandschaften, in denen Quellen und Tümpel existieren und Bäche rinnen, so ein naheliegendes Bild. Unterstützt wird er dabei von Bass und Drums. Der Drummer ist dabei durchaus prägnant in seinem Spiel, derweil der Bassist doch eher verhalten agiert.
Bei „Back Burner“ vereint sich der Klang eines tiefgründigen Basses mit den feingliedrigen Saitenklängen des Gitarristen. Dieser lässt die melodische Struktur wie ein sich lüftender Nebel erscheinen, der nach und nach verschwindet. Ist da nicht auch ein wenig Blues-Stimmung mit ins Stück eingebunden?
Nach dem Stück „Companion“ folgt dann „Eye to the Sky“: Beinahe transparent muten die Gitarrensequenzen an, so als würde mit diesen ein musikalisches Tiffany-Buntglasfenster entworfen, Doch es gibt beim vorliegenden Stück auch Momente, in denen der Gitarrist schweigt und dem Bass den Klangraum überlässt. Hören wir da nicht Pizzicato vom Feinsten? Dahinperlend ist nachfolgend das Spiel von Martin Budde.
Warum nun gerade ein Titel von Joni Mitchell und in diesem Fall „My Old Man“ auf dem Album Aufnahme fand, erschließt sich nicht unbedingt. Schon bei den ersten Takten drängt sich der Eindruck von Folk und Songwriter auf. Beides hat ja in den USA eine lange Tradition, ob man dabei an Joan Baez, Woody Guthry oder eben besagte Joni Mitchell denkt.
Übrigens im temporeichen „Gee Bee Blues“ hat der Drummer Gelegenheit und Raum mal aus sich herauszugehen und solistisch zu agieren, also nicht nur der hintergründige Taktgeber zu sein. Letzteres ist dann weitgehend bei “Consensus“ der Fall, während wir den weich gezeichneten Saiten-Schraffuren des Gitarristen lauschen. Martin Budde lässt während des Stücks gleichsam klanglichen Sternenstaub auf uns regnen. Man könnte auch davon sprechen, dass feinste Saiten-Tropfen niedergehen. Ist da nicht auch ein wenig Americana ins Stück eingebunden? Und noch etwas weicht von den anderen Stücken ab: der lyrische Bass, mit dem Bogen gestrichen und in allerlei Erdfärbungen erscheinend. Doch der letzte Ton gehört erneut dem Gitarristen Martin Budde. Zum Abschluss des sehr hörenswerten Albums heißt es dann „Parker Peak“.
© ferdinand dupuis-panther
Info
Martin Budde – guitar
Ben Feldman - bass
Xavier Lecouturier - drums
TRACK LISTING
1 Red 4:48
2 Back Burner 5:52
3 Companion 4:24
4 Eye to the Sky 5:15
5 My Old Man 4:25
6 Gee Bee Blues 2:55
7 Consensus 4:43
8 Eyak 4:34
9 Parker Peak 4:3