Sooäär/Yaralyan/Ounaskari – Zula

Sooäär/Yaralyan/Ounaskari – Zula

S

AVA Muusika

Der in Estland lebende Gitarrist Jaak Sooäär, der aus Armenien stammende Bassist Ara Yaralyan und der finnische Schlagzeuger Markku Ounaskari sind auf dem jüngsten Album zu hören. Das Trio besteht übrigens seit dem Frühjahr 2016. Seither sind sie intensiv auf Konzerttourneen unterwegs gewesen, in Deutschland und der Schweiz, in Italien und Finnland, aber auch in Lettland und Estland. Die Musik des Trios ist im Kern auf das Melodiöse fokussiert. Auch Musik aus Armenien und Improvisationen zu der Musik von Bach machen einen Teil des Trio-Repertoires aus. Manch einer charakterisiert das Trio als Klavier-Trio ohne Klavier, zumal der Gitarrist die „Lücke“ des Pianisten ausfüllt.

Auf O-Tone veröffentlichte das Trio ihr Debütalbum namens  "A Shooting Star", Das zweite Album “Goodbye July” erschien ebenfalls auf dem genannten deutschen Label. Nunmehr liegt das dritte Album der Band vor. Der Titel des Albums und auch die Hauptkomposition „Zula“ wurden durch den mehrfach ausgezeichneten, polnischen Film „Kalter Krieg“ ( Zimna wojna) inspiriert. Es ist die Liebesgeschichte zwischen einem Pianisten und der Sängerin Zula, die im Nachkriegspolen beginnt und sich über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren fortsetzt.

Nach den ersten Takten von „Zula“ hat man die Vorstellung, dass sich das Stück im Sinne post-barocker Gitarrenmusik entwickelt. Zumindest scheinen dem Stück Momente klassischer Gitarrenmusik innezuwohnen. Folgt man den melodischen Linien, die Jaak Sooäär spielt, dann wird man auf eine musikalische Reise auf einem fliegenden Teppich mitgenommen, will sagen, man lauscht einer Erzählung, die in die Ferne entführt. Nachfolgend steht der Bassist im Fokus. Dabei meint man, dass er nicht etwa Kontrabass, sondern eher Guembri oder Oud spielt. Jedenfalls umweht den Hörer auch ein wenig orientalischer Duft. Überbordend ist das, was der Drummer am Ende zum Stück beiträgt.  Rockig dank der Rhythmik ist danach „Always alive“ ausgeformt. Der Gitarrist sorgt für Redundanzen, über die der Bassist seine tieftönigen Schraffuren zeichnet. Im Verlauf ist es dann am Gitarristen für Jazz Rock vom Feinsten zu sorgen. Und auch in diesem Stück steht der Gitarrist nicht allein im Fokus, sondern bietet dem Bassisten den notwendigen Raum, um feinstes Bassklanggewebe zu knüpfen. Doch nachhaltig drängt sich die starke rockige Rhythmisierung des Stücks auf, auch wenn der Gitarrist sich einen melodiösen Fluss zu eigen macht. Dann sind auch Momente von welligen und kristallenen Klangbildern vorhanden. Teil des Stücks ist ein fulminantes Schlagwerksolo, ehe es dann wieder in das thematische Fahrwasser des Stücks zurückgeht. Ist da nicht auch der Geist von Jeff Beck zu spüren?

Synth oder Gitarre – das stellt sich bei den ersten „Glockenschlägen“ von „Listening  To The Night Sky“ als Frage. Neben dem konstanten Fellgewische vernimmt man auch die zerbrechlichen Klangmuster, die der Gitarrist anstimmt, um ein nächtliches Himmelsgemälde vor unseren Augen entstehen zu lassen. Hier und da gibt es Verweise an Wiegenlieder, vor allem dann, wenn Jaak Sooäär feine Saiten-Ziselierungen vornimmt und sich in bedächtigem Tempo bewegt. Und was besingt anschließend der Bassist? Die Nachtwandler? Die Lichter der nächtlichen Großstadt? Ähnliches lässt sich auch als Frage an den Gitarristen richten. Da scheinen in seinem Spiel die blinkenden Neonreklameschilder vorzukommen, die hell erleuchteten Schaufenster und der Strom der Nachteulen, die durch den urbanen Dschungel unterwegs sind. Ja, auch in diesem Stück scheint das Trio die Rolle des Erzählers übernommen zu haben. „Mia“ nimmt auf, was Teile der Instrumentalrockmusik in den späten 60er und 70er Jahren ausmachte, oder? Dabei werden die drei Musiker allerdings nicht zu Epigonen, sondern folgen eigenen musikalischen Wegen. Das betrifft auch den Bassisten, der jenseits der üblichen Behäbigkeit eines Bassisten agiert. Eher begreift er sich wohl als zweite Stimme des Gitarristen, der geschlossene Formen aufbricht, aber diese auch nicht beiseite schiebt.

Während die ersten drei Stücke aus der Feder des Gitarristen stammen, ist der Bassist für „Mia“ federführend, ohne sich dabei eine prominente Rolle zuzuschreiben. „Old Dance“ wiederum ist eine Komposition von Jaak Sooäär, bei der man durchaus an den Kontext von Sarabande, Gavotte und Gigue denken muss, oder? Und welches Vorbild bestand für die sehr dynamisch ausgeformte  Komposition von „New Costume“? „Rondo a la Turk“ oder irgendwie doch Bach ?! Schließlich lauschen wir noch einem armenischen Volkslied, anfänglich von Wehmut geprägt, aber im Verlauf von sich Raum schaffender Lebenslust. Zum Schluss wagt dann das Trio einen Walzer in dem unter  Zar Peter I. erbauten Barockschloss Kadriorg bzw. in dem sehr repräsentativen Stadtbezirk Tallinns gleichen Namens. Der genaue Ort für das beschwingte Abschlusstänzchen muss offen bleiben, aber ein Schloss scheint ein guter Platz für 1,2,3 und schwungvolle Drehung, oder?

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