Serge Lazarevitch, Nicolas Thys, Teun Verbruggen: Free Three

Serge Lazarevitch, Nicolas Thys, Teun Verbruggen: Free Three

S

Igloo Records IGL 266

Nein, kein klassisches Jazz-Trio präsentiert hier sein Album. Die klassische Rhythmusgruppe sucht man daher vergeblich. Am Schlagzeug agiert Teun Verbruggen, an der Gitarre ist Serge Lazarevitch zu hören und den tieftönigen Bass versteht Nicolas Thys, in Schwingungen zu bringen. Jean-Pierre Goffin schreibt in den Liner-Notes: "Let's just play what we feel, what we like... What we feel like playing..." 
This phrase perfectly sums up the musical spark that ignited Serge, Nicolas and Teun from their first concerts together and which naturally grew during the recording sessions.“ Die eine Hälfte der Kompositionen stammt von den drei Musikern, die sie gemeinsam erarbeitet haben, und die andere vom Bassisten des Trios.

Mit “One More Time” wird das Album aufgemacht. Es enthält Titel wie “Mid Life Crisis” und “Time to Wake Up” sowie “Cats in the Garden”. Dasd das politische Geschehen unserer Zeit an den drei Musikern nicht vorbeigegangen ist, unterstreicht eine Komposition mit dem Titel “One for Snowden”, dem wohl bekanntesten Whistleblower unserer Tage gewidmet, oder? Eigentlich wäre “See You Later” ein guter Ausklang für das Album gewesen, aber stattdessen beschließt das Trio ihre Veröffentlichung mit „Conversation with Rosetta“.

Auffallend ist die Kürze einzelner Stücke. „See you later“ mit einer Dauer von mehr als sechs Minuten ist eher eine Ausnahme unter den präsentierten Songs. Nur bezüglich der Spieldauer einzelner Songs gibt es m. E. eine Nähe zu Popsongs. Musikalisch sind Serge Lazarevitch und Co. auf ganz anderem Terrain unterwegs. Schon der Titel des Albums „Free Three“ betont ja das eher freisinnige Spiel, oder etwa nicht? Interessant ist auch das Album-Cover, auf dem man eine Art exotisches Maskenkostüm ebenso entdeckt wie eine züngelnde Schlange und einen Tukan. Soll das ein Fingerzeig darauf sein, dass sich das Trio durchaus von Weltmusik hat inspirieren lassen?

Mit einem Gitarrensolo beginnt „One More Time“. Wer den Film „Local Hero“ kennt, der mag bezüglich Melodielinie und Harmonieschema eine gewisse Nähe dieses Songs zur Musik des genannten Films erkennen. Richtig auf rockigen Rabatz gestrickt ist anschließend „Mid Life Crisis“. Neben viel Rabatz hört man auch Krawall und Aufbruch, wenn Serge Lazarevitch in die Saiten seiner E-Gitarre greift, auch wenn er diese teilweise dämpft, so dass der Klang nur kurz ans Ohr dringt. „Cats In The Garden“ ist ein Song, der eher auf das Erzählerisch-Melodiöse abhebt. Dabei scheint Nicolas Thys mit seinen gezupften Saiten den auf sanften Pfoten schreitenden Katzen zu folgen. Für Gewirbel am Schlagwerk sorgt Teun Verbruggen, und Serge Lazarevitch scheint eher für die dramatischen Momente des Katzenlebens zuständig zu sein.

Ohne Frage, das vorliegende Album ist auch auf rockige Klänge abgemischt worden. Auch wenn dann überraschender Weise mit „One For Snowden“ ein eher an Free Jazz und freier Improvisation orientierter Titel eingespielt wurde. Nervöses Schlagwerkspiel – dabei werden auch die Körper der Trommeln zu Schlag- und Klangflächen – ist zu erleben, aber auch eine E-Gitarre, die aus dem Chaos zur Linienführung findet. Vom Rhythmus her scheint dieser Song tanzbar und eine gute Hinführung zu „Keep Dancing in D“. Von diesem Song würde ich schon von einem Popsong reden.

Anschließend stapfen wir musikalisch durch roten Sand: „Through The Red Sands“. Schritt für Schritt, so suggeriert es das Gitarrenspiel von Lazarevitch, geht es voran. Sand wird aufgewirbelt, verteilt sich; Windwirbel kommen auf und pusten uns Sandkörner ins Gesicht.  Die Sonne brennt unbarmherzig nieder. Lazarevitch ist dabei eher rhythmisch unterwegs, während Nicolas Thys für die Melodielinie sorgt. Irgendwie hat der Song nordafrikanisches Flair, was gewiss an der prägnanten Rhythmik liegt, ohne nun gleich „magische“ Gnawa-Musik zu adaptieren.

Der Song „Rush Hour“ ist kurz und geprägt von schnellen Gitarrenriffs, welche die schnell aufkeimenden Aggressionen wiederzugeben scheinen, die während der „Rush Hour“ in unseren Metropolen auftreten. Zu Beginn suggeriert Lazarevitch mit seinem Spiel „Stop and Go“. Mal geht es ein wenig voran, mal fließt auch der Verkehr schnell dahin, aber dann gibt es wieder Hindernisse, die den Fluss beenden. Hochtönig-spitz klingt die E-Gitarre, den alltäglichen Lärm im Betondschungel der Großstadt einfangend. Der Wecker klingelt mehr als schrill, lauscht man Serge Lazarevitch in „Time To Wake Up“. Sirenen und Alarmglocken, die gleichzeitig ertönen, meint man obendrein zu hören. Welch ein Kontrast zu diesem Song ist dann „It Should Have Been A Normal Day (in memory)“. Es ist eine Hommage an die Opfer der Pariser Anschläge vom Januar und November 2015 und zugleich ein eher narrativ strukturierter Song.

Mit „Conversation with Rosetta“ wird das Album beschlossen. Dabei fragt man sich, wer mit Rosetta gemeint ist. Angesichts der sphärischen Signale, die in diesem Song Eingang gefunden haben, denkt man wohl unwillkürlich an die Mission Rosetta: Dabei handelt es sich um eine inaktive Raumsonde, die im Rahmen einer Weltraummission der ESA unterwegs war. Diese Sonde ist, nach dem von ihr ausgesetzten Lander Philae, die zweite Sonde, die auf einem Kometen aufgesetzt hat. Die Verständigung mit dieser Sonde ist aber seit September 2016 nicht mehr gegeben.

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Igloo Records
http://www.igloorecords.be

Musiker
Teun Verbruggen
http://www.teunverbruggen.com/About

Nicolas Thys
http://www.nicolasthys.be/

Serge Lazarevitch
https://www.facebook.com/serge.lazarevitch


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