Samo Salamon & Hasse Poulsen - String Dancers

Samo Salamon & Hasse Poulsen - String Dancers

S

Samo Records

Hasse Poulsen und Samo Salamon sind als „Saitentänzer“ auf dem Album zu hören. Über das Motiv zum Album und auch dessen Entstehen äußert sich Samo Salamon wie folgt: „When the first lockdown in March occurred, I was faced with the fact that my creative side wanted to work despite the cancellation of all concerts. I thought of the options and suddenly the idea of long-distance improvisation popped up. Hasse has been one of my favorite improvisers for years, having played with so many incredible musicians and creating so much great music. I e-mailed him to ask if he would do an improvised album and he said yeah! and let’s also compose, as well as freely improvise.....“ In ähnlicher Art und Weise reagierte auch Hasse Poulsen: „ ... He wrote ”great” or something to that extent and five minutes later I sent him a few recent compositions to see how he would respond. Another seven minutes later he sent me some revised versions back along with some of his own compositions and by sunset we had started the recordings.“

Es ist schon überaus erstaunlich, wie auf lange Entfernung und ohne die Konfrontation sowie den Dialog von Angesicht zu Angesicht ein derart brillantes Album eines Gitarrenduos zustande gekommen ist. Da gibt es ab und an Ansätze von Kanon und Kontrapunktischem, aber vor allem eine Art musikalische Doppelhelix, in die die beiden Gitarristen eingebunden sind. Auffallend ist, dass uns kurze Stücke vorgestellt werden. Das ist angesichts der Art der Produktion auch nicht verwunderlich. Bei einer Studioaufnahme kann man gewiss auch Improvisationen von zehn Minuten einspielen, aber auf die Entfernung mit wechselnder Übermittlung der Ideen war das nicht möglich. All das war auch der Pandemie geschuldet!

Mit „Ultra Serieux“ beginnt der abwechslungsreiche Gitarrendialog. Der Dialog im ersten Stück ist, um ein Bild zu bemühen, so gestaltet, dass der eine Gitarrist das Wort führt und der andere ihm mit Fußnoten darin folgt. Dann verzweigen sich die Kommunikationsstränge. Ausuferungen treffen auf solide Bodenhaftung. Redundanzen werden von hochtönigen Saitenpassagen überlagert. „Austrian Lake“ manifestiert sich in einem ähnlichen Konstrukt des Zusammenspiels wie beim ersten Stück des Albums. Gleichsam wie zwei Wolkenschichten, die der Wind mitreisst, gestalten die beiden Gitarristen ihr Spiel, ehe sie sich der freien Improvisation hingeben. Grundlinienausformungen werden durch diskante Saitenschleifen „übertönt“. Beim Hören drängt sich der Eindruck auf, dass die Transparenz und das Fragile „besungen“ werden. Zugleich hört man auch eine Art melodiöse Spiegelung des einen Gitarristen durch den zweiten.

In die Nähe einer Fuge könnte man von der Struktur her „Coverless“ rücken, ohne dass es im strengeren Sinne Dux und Comes gibt. Und aus den Grundformen entwickeln die beiden Gitarristen dann freie Module und Motive. Das ist durchaus temporeich angelegt. Würde man einen Film mit Motiven von Fliehenden oder über Kopfsteinpflaster Rennenden akustisch unterlegen müssen, könnte man auf „Coverless“ zurückgreifen, vor allem wenn das Filmopus eher experimentell ist, Brüche, Schnitte und Überblendungen aufweist. Solche Momente finden sich auch im Arrangement von „Coverless“ wider.

Sphärisches im Analogstil – das ist das, womit man „Two Sides of a Mountain“ charakterisieren könnte. Zudem vernehmen wir flächige Spielanlagen. Kaskaden des Saitenklangs sind ebenso vorhanden. Da rauschen die Klänge, sprudeln Akkorde, verstetigen sich und werden rhythmisch eingefasst. Mit „String Dancers“ hören wir den namensgebenden Tracks für das aktuelle Album. Anfänglich meint man, man höre Regen niedertropfen, wenn die Saiten gezupft werden. Dann scheint die Regenfront aufzuziehen und ein Dauerregen einzusetzen. Im Hintergrund hört man auch dicke Tropfen vom Himmel fallen. All das ist nur ein Bild, um das Gehörte zu fassen. Gleiches gilt für einen Vergleich mit einem Nieselregen, der sich aber dann auflöst. Heftige Sommerschauer mit Unterbrechung wäre ein möglicher Ideengeber für das Arrangement. Zugleich entstehen angesichts des Titels des Tracks auch Vorstellungen von Tänzern, die mit modernem Ausdruckstanz den Bühnenraum einnehmen. Und da sind dann auch noch Verweise auf klassische barocke Etüden für Gitarre. Völlig losgelöst und im freien Spiel bewegen sich die beiden Gitarristen bei „Mind Fuel“. Man könnte von einem Hörspiel reden, das da inszeniert wird.  Anlehnungen an Noise Music sind hier und da auch zu entdecken. Werden da nicht auch Handflächen über die Saiten geschoben oder mit dem Bogen feinst gestrichen?

Steter Wellenschlag, der an den Küstensäumen ausläuft und nicht an Klippen zerschellt – das findet sich musikalisch in „The Scent of Rain“, auch wenn das Stück dem Duft des Regens gewidmet ist. Nur wie duftet Regen? Schlusspunkt des Dialogs ist „A Word We Heard“. Fazit; ein akustischer Leckerbissen für alle Freunde von Gitarrenmusik, jenseits von Fernando Sor und anderen Klassikern oder aber den Jazzlegenden Jim Hall oder Joe Pass.

© ferdinand dupuis-panther


Infos

BANDCAMP

http://www.poulsen.fr
http://www.samosalamon.com

Line-up

Hasse Poulsen - 6 string acoustic guitar
Samo Salamon - 6 and 12-string guitar


Tracks

1. Ultra Serieux 02:52
2. Austrian Lake 05:14
3. Coverless 04:18
4. Two Sides of a Mountain 04:32
5. Sometimes a Bird 03:30
6. Free Noses 04:02
7. Soft Grass 05:48
8. String Dancers 05:44
9. Mind Fuel 03:18
10. Cornering 02:52
11. The Scent of Rain 05:30
12. A Word We Heard 04:14


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