Jazz made in Germany #4

Jazz made in Germany #4

Various

Floating World Records / Yellowbird/Enja Records / nWOG Records

About Aphrodite / Eva Klesse Quartett / Juliana da Silva / Été Large by Luise Volkmann

 


About Aphrodite - Future Memories

Floating World Records


Hinter „About Aphrodite“ stehen Gilda Razani (Theremin, Flöte, Sopransaxofon, Electronics) und Hans Wanning (Piano, Synthesizers, Electronics) sowie als Erweiterung des Duos Jaime Moraga Vasques (Drums). Im Begleittext zum aktuellen Album lesen wir unter anderem: „Subjacent synth basslines and the techno tradition, from which Wanning and Razani also draw influence, can be heard underlying many of the tracks, often bringing to mind parallels between the natural and man-made world. The percussion, especially towards the beginning of the album, sounds almost like field recordings, tinkling chimes and soft piano riffs in 'Protection Zone', contrasting with the more synthetic, manufactured sounds in 'Artificial Stupidity'.“

Begeben wir uns zunächst in die „Protection Zone“, lauschen den fließenden Pianoklängen, dem Rasseln und den lang anhaltenden und im Off entschwindenden Flötentönen. Oder ist es nicht doch das Sopransaxofon, das Gilda Razani spielt? Anmutungen von psychodelischer Musik umschweben uns. Konstant in den Umspielungen erweist sich der Pianist, derweil der Saxofonklang wie feinste Nebelschwaden dahinzieht. Zudem vernimmt man auch noch „lautmalerischen Gesang“, der mit perkussiven Momenten und dem dahin rauschenden Klavierspiel zu einem tonalen Feingewebe verknüpft wird. Bisweilen hören wir auch zerbrechliche kristalline Strukturen und die Langwellen des hochfrequenten Theremins. Dass der eine oder andere beim Zuhören an „Tubular Bells“ erinnert wird, mag Zufall sein. Weiter geht es mit „Seclusion“: Am Anfang denkt man, man höre elektronische Verfremdungen von Steel Drums. Im Duktus scheinen House und Acid sehr nahe. Rhythmisches Durchdringen ist offensichtlich und das wiederum lässt Verbindungen zu Techno aufblitzen. Vokale oder elektronische Wellenritte auf dem Theremin – das stellt sich zudem als Frage, folgt man dem Stück im Weiteren. Und auch gezupfte Streicher scheinen schließlich mit von der Partie zu sein. Nach „Reflector“ folgt „Last Resources“: Theremin und Synthesizer vereinen sich gleich zu Beginn zu einer Melange. Müsste man einen Film über Polarlichter musikalisch untermalen, man könnte auf das Stück „Last Resources“ zurückgreifen. Wir nehmen ein Aufflammen und Vergehen war, ein Klangfeld im Off und außerhalb des Offs. Klangrauschen dringt ans Ohr des Zuhörers. Energetisches Klavierspiel verbindet sich mit dem glockenhellen Saxofonklang. Nein, das Saxofon klingt nicht aufdringlich-vorwitzig, sondern eher auf den Klangpfaden von Flöte und Oboe unterwegs. Und dazu vernimmt man aufgewühlte Rhythmen, denen man sich nicht entziehen kann. Und auch eine Art Walgesang meint man, ausmachen zu können.

Kaskadierende Muster sind für den Beginn von „Future Memories“ prägend. Das ist augenscheinlich einem Synthesizer zu verdanken, den Hans Wanning bespielt. Und da ist er dann auch wieder, der dumpfe Rhythmus als Adaptation von Techno in der Endlosschleife. Auch Hans Wanning verliert sich nachfolgend in einer tonalen Wiederkehr. Ist da nicht auch eine sonore Stimme auszumachen, die zu einer Klangwolke gefügt ist, mal abgesehen von schriller Saxofonmundart? Bis zum letzten Ton „Way Out“ folgt das Album einem Konzept, das wie bereits angedeutet psychodelische Musik, Acid, House und Techno zu einer ganz eigenen (DADA)-Collage zusammenfügt.

© fdp

https://floatingworldrecords.co.uk/
https://aboutaphrodite.de





Eva Klesse 4tet - Creatures & States

Yellowbird/Enja Records


Die Schlagzeugerin Eva Klesse ist auf dem jüngsten Album musikalisch gemeinsam mit dem Altsaxofonisten Evgeny Ring, dem Pianisten Philip Frischkorn und dem Bassisten Stefan Schönegg unterwegs. Das Erzählen imaginärer Geschichten steht im Fokus. Ein O-Ton sei an dieser Stelle eingefügt: „Unsere Musik wird immer präziser und tiefgreifender“, erklärt Evgeny Ring die Entwicklung aus seiner Sicht, „die Kompositionen gewinnen noch mehr an Bedeutung. Es ist durch und durch eine Ensemble-Platte, die nicht ausufernde Soli in den Vordergrund stellt. Und zu jedem Stück haben wir eine klare visuelle Vorstellung, gemeinsame Bilder im Kopf.“ Der musikalische Bogen spannt sich von „Brushing Hippopotami“ und „Minotaurus’ Labyrinth“ über „Herbstmonat“, „Mr. Liu“ und „ Einsiedlerkrebs“ zu „Der Tuchmacher“.

Besen wischen über Felle und Bleche. Dies vermischt sich mit der weichen Stimme des Altsaxofons, wenn „Brushing Hippopotami“ erklingt. Mit beinahe tänzerischer Leichtigkeit verschafft sich der Bassist Gehör, während der Pianist wechselvolle Klangstrudel erzeugt. Und im Hintergrund agiert Eva Klesse mit Leichtigkeit an ihrem Schlagwerk. Sensibel werden Akzente gesetzt. Es gibt keine ausschweifenden Soli, sondern das 4tet versteht sich als gemeinsam agierender Klangkörper. Dabei gibt es bewusste Differenzierungen, bei denen sich beispielsweise der Saxofonist Evgeny Ring aus dem Klangdickicht löst und eigenständig und bedacht agiert. Schnelle Schrittpassagen nehmen wir beim nachfolgenden Stück „Minotaurus’ Labyrinth“ ebenso wahr wie ein Pfeifen und einen gequält wirkenden Streicher. Der Pianist lässt uns mit seinen Sequenzen denken, nur durch ein nervöses Suchen hier und da wäre der Ausweg aus dem Labyrinth zu finden. Bisweilen endet dieses spontan wirkende Hin und Her und verändert sich zu einer Suche mit Umsicht und Vorsicht. Doch schließlich gewinnt Unruhe und Ungeduld die Oberhand, scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen. Und das Ende Stück atmet sogar ein wenig klassische Attitüde.

Sehr getragen kommt „Herbstmonat“ daher. Evgeny Ring wird dabei von einem in Umbra getauchten Bass begleitet.  Nein, es sind nicht die gelben und dunkelroten Herbstfarben, die hier auf die musikalische Palette gebracht werden, sondern es wird eher die Melancholie heraufbeschworen. Festzustellen ist, dass man bei Rings Spiel von den Klangfarben her auch an den Klang von Oboe und Fagott denken muss, obgleich wir ja einen Altsaxofonisten hören.  Der Pianist scheint im Übrigen den morgendlichen Tau, die kriechende Kühle und die bodennahen Nebelschwaden musikalisch umzusetzen.

Nachfolgend treffen wir auf „Mr. Liu“: Gewichtig sind die Klaviersequenzen, die wir erleben. Schwere Schritte meinen wir auszumachen, dank an den Kontrabassisten. Die Vorstellung von Last und Schwere wird durch die beinahe zerbrechlich anmutende Stimme des Saxofons aufgehoben. Zudem ändert sich der Duktus im weiteren Verlauf. Losgelöstheit steht auf dem Programm, ohne allerdings die Balance und die Bodenhaftung gänzlich zu verlieren. Einer gewissen Beschwingtheit wird Raum gegeben, was dem Pianisten Philip Frischkorn geschuldet ist. Nachfolgend zeigt sich der Saxofonist durchaus vorwitzig und aufmüpfig. Und doch bleibt die Frage, wer denn eigentlich Mr. Liu ist.

Schließlich noch ein Wort zum Abschlussstück „Der Tuchmacher“: Würde man dieses Stück mit dem Begriff Schwermut belegen, würde man überzeichnen. Doch ein wenig Tristesse strahlt es schon aus. Da gibt es keine Ausschweifungen, sondern eher verhaltenes Spiel, eher Kontemplation als pralle Lebensfreude. Von der Stimmung her muss man an die Winterzeit denken, wenn das Leben sich nicht unter freiem Himmel, sondern Zuhause abspielt. Es ist eine Zeit, in der alle einen Gang aus ihrem hektischen Alltag herausnehmen müssen. Assoziationen zu berühmten Wintergemälden wie zu Caspar David Friedrichs „Winterlandschaft“ unter mausgrau-blauem Himmel, wie zu Claude Monets „Die Elster“, eine Landschaft unter weißer Schneelast, oder wie zu Paul Gauguins „Bretonisches Dorf im Schnee“ drängen sich beim Hören förmlich auf. Und wie geht der Duktus des Stücks mit dessen Titel zusammen?

© fdp

www.evaklessequartett.de
www.evaklesse.de





Juliana da Silva - Vai samba meu


Stan Getz hatte ebenso wie Toots Thielemans ein besonderes Faible für brasilianische Musik, und zwar nicht nur für die, die die Vokalistin Astrud Gilberto populär gemacht hat. Für die Musik Brasiliens stehen zudem Namen wie Gilberto Gil, Joao Bosco, Caetano Veloso, Egberto Gismonti, Arturo Sandoval und Baden Powell. Samba, Bossa, Rumba, Copacabana, Karneval von Rio – auch das sind die „Farben Brasiliens“. Zu diesen Farben gehört auch Juliana da Silva, die seit vielen Jahren im Frankfurter Jazzkeller zu hören ist.

Auf dem aktuellen Album wird sie von hochklassigen Musikern begleitet, vom Saxofonisten Tony Lakatos, dessen Bruder, von dem Geiger Roby Lakatos, dem Cymbalo-Virtuosen Mihalý Farkas, von dem Bassististen André de Cayres, von dem Pianisten Henrique Gomide und schließlich vom dem Schlagzeuger Bodek Janke.

Auf drei Tracks ist auch der Posaunist Bart van Lier zu hören, der gleichsam auf seinem Instrument die zweite Stimme „singt“. Neben Eigenkompositionen der in Frankfurt lebenden Sängerin aus São Paulo finden sich auf dem Album auch Interpretationen von Werken legendärer und zeitgenössischer brasilianischer Komponisten, u. a. Antonio Carlos Jobim, Moacir Santos, Paulo César Pinheiro oder Dorival Caymm. Dabei wird Musik präsentiert, die eine Seele hat und bisweilen dem Fado nahekommt. Wer kein Portugiesisch spricht, versteht zwar nicht die Lyrik, die da Silva vorträgt, aber der Ausdruck des Gesangs dringt in die Seele, hat im übertragenen Sinn auch etwas von Soul.

„Vai samba meu“ ist nicht nur der Titel des Albums, sondern auch das Eröffnungsstück. Zu Beginn ist Bart van Lier mit seiner Posaune die dominante Stimme und breitet den roten Teppich für den sehr getragenen Song aus. Teils mit leicht rauchig eingefärbter Stimme ist Juliana da Silva zu hören und Bart van Lier phrasiert dazu im Hintergrund. Für weitere musikalische Akzente sorgt der Pianist mit seinem Spiel. Und dann ist nochmals Bart van Lier solistisch am Zuge. Das klingt dann eher nach Wehmut und vergeblichen Sehnsüchten. Man meint gar, er würde gelegentlich ein „Klagelied“ anstimmen oder in einer nostalgischen Reminiszenz den Sternstunden des Sambas nachtrauern.

„Le Babe“ ist ein Song, den da Silva gemeinsam mit Tony Lakatos geschrieben hat. Mit viel Latin Flair und der sonoren Saxofonstimme von Tony Lakatos macht dieser Song auf. Da die Sängerin da Silva im Fokus steht, ist deren Gesang auch ganz zentral, ohne dabei die instrumentale Ausdifferenzierung des Stücks zu vernachlässigen. Zum Glück, so ist das sonore Schnurren des Saxofons eine wichtige Klangnuance. Tony Lakatos kann sich entfalten, phrasieren und paraphrasieren, das volle Klangspektrum seines Tenorsaxofons ausreizend. Und auch die anderen Instrumentalisten erhalten Raum für Soli, so nachfolgend der Pianist Henrique Gomide. Ihm sind aquarellierte Sequenzen fremd. Stattdessen ist sein Spiel auf den Energiepunkt ausgerichtet.

Flott ist das Tempo in „Deixa“ (u. a. Baden Powell). Neben dem Gesang ist es die rhythmisch durchwirkte Gitarrenbegleitung, die auffällt. Dabei ist dann Henrique Gomide auf der Cavaquinho zu hören. Das ist eine kleine Variante der Gitarre und stammt als gezupfte Kastenhalslaute aus Portugal. Und anschließend hören wir „Bossa for Nathalie“. Dieser Song entstand in der Zusammenarbeit mit dem Cymbalo-Spieler Mihalý Farkas. Wir erinnern uns, Bossa fand hierzulande gar Eingang in die Welt des Schlagers, als Manuela „Schuld war nur der Bossanova“ (1963) trällerte. Doch das hatte wenig gemein mit dem traditionellen Bossa und schon gar nicht mit dem für Nathalie. Sehr ungewöhnlich ist die Instrumentierung, bei der Roby Lakatos im Stil des Hot Club de France seine Violine swingen lässt. Und auch ein Cymbalon, ein Hackbrett, das mit Klöppeln bespielt wird, sucht man in brasilianischem Bossa vergeblich. Doch im vorliegenden Fall ist das anderes, wenn Mihalý Farkas seine Saiten zum Schwingen bringt.

Dass da Silva nicht nur singen, sondern auch pfeifen kann, unterstreicht sie in „O bem do mar“, fast so melodramatisch angelegt wie ein portugiesischer Fado. Der Song besingt die doppelte Liebe des Fischers, zu seinem Land und zur See. Vor allem ist es eine Ode an das Meer, das die Fischer dahin trägt, wo sie einen guten Fang haben. Übrigens, in der Einspielung hört man auch Seevögelgeschrei, oder? Eher dem Funk und dessen Spielarten zugetan ist „Popó“. Man achte besonders auf die zeitweilig freche und aufreizende Saxofonstimme, dank an Tony Lakatos. Das ist wahrlich ein klanglicher Leckerbissen. Dass da Silva auch in Scat Vocals Zuhause ist, unterstreicht sie im weiteren Verlauf, wenn auch nur als Kurzintermezzo. Zum Schluss noch ein Wort zu Jobims „Luiza“, eine Komposition, die da Silva auch in ihr Repertoire aufgenommen hat. Nochmals hören wir das Cymbalon als Begleitinstrument von da Silvas Gesang. Diese Melange würde man bei brasilianischer Musik wohl kaum erwarten. Nur gut, dass da Silva auch durchaus ungewohnte Klangfärbungen zulässt.

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www.julianadasilva.com
https://music.apple.com/de/album/vai-samba-meu/id1517557051







Été Large by Luise Volkmann - When The Birds Upraise Their Choir
nWOG Records


Die Idee zum aktuellen Album hatte die in Köln beheimatete Saxofonistin schon lange. Sie ist als Fortsetzung des Porträt-Konzepts der Vorgängerplatte zu verstehen. „Ich hatte das Bedürfnis, etwas für meine Eltern zu schreiben, die ich auf der ersten CD gar nicht musikalisch erwähnt hatte. Speziell zu meinem Vater habe ich eine prägende Bindung. Er ist eine sehr inspirierende Figur für mich. Sein Lebensstil ist recht untypisch für unsere Zeit. Er lebt, schaut sich die Welt an und hat sich entschieden, einfach nur da zu sein. In einem Umfeld, in dem es immer nur um Erfolg geht, finde ich es stark, sich in sein Haus im Wald zu setzen, die Tür zu öffnen und zu sagen, jeder ist mir jederzeit willkommen.“ In einem Begleittext zur Veröffentlichung lesen wir außerdem: „Die Haltung der sogenannten 68er-Generation und die Rock-Musik der 1970er Jahre ist für Luise Volkmann ein wichtiger Ausgangspunkt, aber eben nicht die Knetmasse, aus der ihre eigenen Songs entstehen. Ihre Faszination reicht von der Protestmusik der Woodstock-Ära bis zur destruktiven Urkraft des Punk. Wer ihre Songs zwischen Frank Zappa, Punk und Carla Bley verorten will, liegt bestimmt nicht falsch ...“.

Na, dann spitzen wir mal unsere Lauscher und hören uns das Album an: Der Klangkörper ist gewaltig, umfasst an Instrumenten Flöte, Bariton- und Tenorsaxofon, Trompete, Cello, Bass, Piano, Gitarre, Gesangsstimmen, Altsaxofon, Posaune und Schlagzeug. Gleich das erste Stück „O Di Ra Rock“ gleicht einem fulminanten Paukenschlag, einem rockigen Unwetter mit Blitz, Donner und Hagelschauer. Da scheinen Jefferson Airplane, Deep Purple, Queen und andere wie Zappa mit the Mothers of Invention Pate gestanden zu haben, um das Hohelied des Rocks zu singen, mit rotzigem und überbordendem Saxofonklang, mit harten Beats, orchestraler Klangfülle, Synthesizerwallungen sowie röhrenden und sonoren Stimmen, an denen Freddy Mercury seine Freude hätte. „Lush Life“ ist sanftfarben getönt.

Hervorzuheben ist die Stimmfärbung der Sängerin, die sich wohltuend von dem sonstigen Stimmallerlei in der Welt von Singer/Songwriter und aktuellem Rock abhebt. Wer will schon Adele, Pink oder andere in einer Variante oder als Abklatsch hören? Ein Wohlklang ist auch das Duett zwischen den beiden Vokalisten, Casey Moir und Laurin Oppermann. Dass das Ensemble auch die feine Klangziselierung kennt, wird in diesem Stück durch gestrichenen Bass und zartes Saitengezupfe des Gitarristen Paul Jarret unterstrichen.

Derweil vernehmen wir auch so etwas wie DADA-Gesang fernab von lyrischer Sinnhaftigkeit. Stattdessen verliert sich die Sängerin im Lautmalerischen wie einem hohen Aseahöhäaeuaeugackwackwack und Ähnlichem. Mit einschmeichelndem Gesumme, ein wenig den Anschein von Operngesang vermittelnd, folgt die Fortsetzung des Stücks. Die klassische Ausformung von „Lush Life“ wird zudem noch durch den gestrichenen Bass unterstrichen. Ja, auch ein „kontrapunktisches“ Saxofon erhebt seine Stimme im Chor der Sanftmut. Es wäre vielleicht überzogen von sakraler Färbung zu reden, folgt man den musikalischen Schraffuren, aber bisweilen drängt sich der Begriff Psalm schon auf, oder?

Nachfolgend hören wir den Titel gebenden Song des Albums „When The Birds Upraise Their Choir“. Das ist weniger dem simplen Punk verhaftet, oder? Hier und da musste man allerdings an die Musik der Ramones und Clash denken. Das, was wir vernehmen, lässt Stichworte wie Umwälzung und Aufruhr aufkommen. Klanggewitter ergießen sich über den Hörer, mit und ohne Hammond-Orgel-Wabern. Je länger man zuhört, desto mehr fühlt man sich an die Sprache, die Wort- und Klanggewalt von Jim Morrison und The Doors erinnert. Man denke dabei unter anderem an „Riders in the Storm“ und „The End“. Wir nehmen Verszeilen zu wilden Taktschlägen wahr: „You, dancing through the night./ Poesy sing /a comp to the glowworms./ Birds, upraise your choir and dance.“

Und dann erleben wir mit „Father, For The First Time Now“ einen musikalischen Bruch. Liederabend statt Rockballade ist angezeigt. „Father, I got my heart broken / for the first time now. / Life shows the unspoken /abyss of the heart.“ sind die ganz persönlich an den Vater gerichteten Zeilen von Luise Volkmann, die mit dem aktuellen Album auch biografische Spurensuche betreibt. Sehr überzeugend in diesem Stück ist das Solo des Posaunisten Janning Trummann. Er stimmt eine Art Hymne an,oder?

Mit „Lily“ können wir den Pogo tanzen und das setzt sich bei „You're Getting Older Now“ fort. Um bei Volkmanns Konzept, etwas für ihre Eltern zu schreiben, zu bleiben, sei abschließend auf „Schlaflied Für Meine Eltern“ eingegangen: Von der Instrumentierung und dem Duktus her gleicht dieses Werk einem Lamento eher als einem Schlaflied mit eingängiger Melodie wie in „Guten Abend, gut' Nacht“ (J. Brahms). Das ändert sich erst mit dem Auftauchen der männlichen Gesangsstimme, die gegen Ende von den versammelten Bläsern verdrängt wird. Kein Wunder, denn Luise Volkmann und ihr Ensemble suchen ja ihre eigenen klangvollen Sprachregeln.

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