Myriam Alter - Crossways

Myriam Alter - Crossways

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Enja. ENJ 9626 2

Die Pianistin Myriam Alter zeichnet für die Kompositionen des vorliegenden Albums verantwortlich, sitzt aber nur bei einer dieser Kompositionen, nämlich bei „Crossways“, am Tasteninstrument.

Ansonsten ist der in der belgischen Provinz Limburg beheimatete Pianist Michel Bisceglia zu hören, der auch für die Arrangements verantwortlich zeichnet. Das ist durchaus eine ungewöhnliche Konstellation. Des Weiteren hört man an der Klarinette John Ruocco, am Akkordeon Luciano Biondini, an der Tuba und Posaune Michel Massot, am Kontrabass Nic Thys – und am Schlagzeug Landers Gyselinck, der ansonsten zu LabTrio gehört. Ein Holzbläser trifft beim Ensemble von Myriam Alter u. a. auf Hörner und ein chromatisches Akkordeon – schon das ist ein besonderes Hörerlebnis, oder?

Eröffnet wird der musikalische Reigen mit „Again“, wird mit „Inviting you“ , „Weird Mood“ und „Dancing with Tango“ fortgesetzt, ehe das Album mit einer Ode an Mal Waldron mit dem Titel „No room to laugh“ abschließt.

Mit einem Hauch Musette eröffnet „Again“. Dabei strahlt der Song durchaus auch eine gewisse Melancholie aus. Dazu trägt sicherlich John Ruocco mit dahinschmelzenden Klanglinien bei, die er seiner Klarinette entlockt. Nic Thys am Bass hält sich derweil im Hintergrund und stützt das hier und da auch swingende Zwiegespräch zwischen Ruocco und Biondini am Akkordeon. Wiederum ist es an Luciano Biondini die Eröffnung zu spielen, wenn „No man's land“ auf dem Programm steht. Folgt man dem Melodiefluss und den wirbelnden Blechen des Schlagwerks, an dem Lander Gyselinck agiert, hat man den Eindruck von Weite. Doch ganz überraschend ändert sich dann der Charakter des Stücks. Es wirkt orchestraler und zugleich folkloristischer, ohne gleich gänzlich in Klezmer einzutauchen, aber das Stichwort Volksmusik im weitesten Sinn ist streckenweise angebracht. Doch das Stück zeigt sich im weiteren Verlauf mit wechselnden Hörfarben, also wie ein musikalisches Chamäleon, mal ein bisschen sentimentale Klezmermusik, mal ein bisschen Musik der Bandas auf Malta.

Den Tango in „Dancing with Tango“ bestimmt Michel Bisceglia am Piano. Zu ihm gesellen sich die melancholisch aufgelegte, sentimental klingende Klarinette und das wohltemperierte Akkordeon, die sich zu einem langsamen Tango vereinen. Man sieht vor seinem geistigen Augen passioniert tanzende Paare, eng umschlungen und mit ausladenden Schrittfolgen über das Parkett gleitend.

Sind wir an der Seine und hören einem Straßenmusikanten zu, der da die Tasten seines Akkordeons anschlägt? Man könnte es fast meinen, hört man „Don't worry“. Schwermut strahlen die Harmoniefolgen aus. Man kann sich dichten Nebel über der Seine vorstellen. Einsame Herzen sind am Fluss unterwegs. Die Stadt der Liebe zeigt sich herbstlich-spröde – so eine Bildidee, die mir beim Hören kam. Im Verlauf des Stücks wandelt sich der Charakter. Beschwingter geht es nachfolgend zu. Man stelle sich eine Bar in Montmartre vor, in dem ein Akkordeonist zum Tanz aufspielt. In diesem Fall bestimmt Luciano Biondini die Hörfarben, ehe Nic Thys zu seinem Basssolo ausholt.

Ist es Massot an der Tuba, der „How life can be“ ein wenig theatralisch einläutet? Ja, er muss es sein, auch wenn seine Soloeinlage nicht allzu lange andauert und dann der samtene Klang der Klarinette das tieftönige Horn ablöst. Dazu kommt ein sprunghaft anmutender Klavierlauf – dank sei Michel Bisceglia. Dieser liegt über einem Klangteppich, den Michel Massot mit seiner Posaune webt. Fanfarenhaftes ist außerdem zu hören.

Bei „Crossways“ sitzt Myriam Alter am Piano. Bei diesem Stück handelt es sich   um eine musikalische Kreuzung zwischen klassischem Jazz und Musette. Auch ein bisschen Sydney Bechet scheint im musikalischen Mix vorhanden. „Kein Raum um zu lachen“ steht am Ende der aktuellen Einspielung. Hier zeigt sich Michel Bisceglia als Pianist solistisch. Über einer ausgeprägt entwickelten Basslinie überschlagen sich Klangwellen bis zum Ende des Stücks. Was das aber mit „No room to laugh“ zu tun hat, erschließt sich m. E. nicht beim Zuhören. Fazit; ein abwechslungsreich komponiertes Album mit einem breiten Spektrum an Hörfarben, die, um ein Bild zu nutzen, an Jackson Pollocks Farb-Drippings erinnern.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
http://www.enjarecords.com

Musiker
Myriam Alter
https://www.facebook.com/myriam.alter
http://www.myriamalter.com/


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