Frank Wingold Entangled Trio – Hiatus Blues

Frank Wingold Entangled Trio – Hiatus Blues

F

Berthold Records

Anlässlich eines Konzerts in der Tonhalle Hannover las man über das Trio und die Musik Nachstehendes: „Entangled Music – Verschränkte, verschlungene, verwobene Musik. Frank Wingold, Professor für Jazzgitarre an der Hochschule Osnabrück und seit vielen Jahren aktiver Gestalter eigener Ensembles, kreiert mit seinem Trio eine Musik, die neue Wege geht in Sachen kammermusikalischer Jazz. Die Stimmen der drei Instrumente umschlingen sich, aus der Tiefe, aus der Höhe, flächig, motivisch, rhythmisch, eruptiv, und bilden ein Gewebe, eine Textur aus komplementären Elementen, bei denen das Ergebnis mehr als die Summe der Einzelteile ergibt. An die Stelle der traditionellen Rollenverteilung von Begleitung und Solist tritt hier eine Verschränkung aller Ebenen zu sich ergänzenden organischen Strukturen und ungehörten kaleidoskopartigen Tongebilden.“

Und nachstehend noch ein O-Ton Wingolds, der auf dem Cover des Albums zu finden ist: „On this new album HIATUS BLUES I try to fill the live experience of the trio with new repertoire, both compositionally and in the improvised passages, and to raise it to a new level. The depth of space, the immense abysses of nothingness between the fleeting elements of matter and energy, the spooky action at a distance (Einstein) of elements and events in space and time are and remain an inspiring mystery, yet at the same time so strangely close and familiar for us improvising musicians in the flow of a successful performance.“

Nun liegt also das jüngste, angesichts der oben zitierten Aussagen durchaus ambitioniert zu nennende Album des Gitarristen und dessen Mitmusiker vor. Dabei sind der Bassist Robert Landfermann und der Drummer Jonas Burgwinkel keine Unbekannten in der Jazzszene, auch jenseits von Köln!

Eröffnet wird das Album mit dem Track „Hiatus Blues“: Während der Bassist im Verlauf des Stück ein wiederkehrendes Motiv hören lässt, serviert uns der Gitarrist eine .Melange improvisierter Saitenklänge. Teilweise hat man auch den Eindruck von Zweistimmigkeit aufgrund einer Vereinigung von Bass- und Gitarrenklang. Unaufdringlich, aber bestimmt agiert derweil der Schlagzeuger. Nachfolgend lauschen wir dem Stück „Oblique“. Nicht zu überhören sind die rockigen Klangmomente, ohne dass die Gitarre jault und jammert wie bei manchen R&B-Gitarristen. Frank Wingold präsentiert stattdessen eine sehr ausdifferenzierte und verfeinerte Melodielinie. Da scheinen Klangwellen auf Klangwellen zu folgen, scheinen klangliche Aquarellierungen in Komplementärfarben gemalt zu werden. Übrigens in diesem Stück hören wir außerdem ein kurzes Solo des Schlagzeugers, gleichsam ein Intermezzo. Beim Hören mag der eine oder andere an Steppenlandschaften und deren Weiten denken, ein anderer an Aurora australis. Bei „So to Speak“ setzen die beiden musikalischen Begleiter von Frank Wingold dumpfe und dunkle Akzentuierungen, derweil der Gitarrist uns auf einem fliegenden Klangteppich mitnimmt. Gleichsam reisen wir als Zuhörer durch die Lüfte der Klänge. Man könnte auch das Bild eines schäumenden Wildwassers wählen, um die Musik bildhaft zu beschreiben. Hier und da meint man, gar ein Windspiel aus Klangstäben zu hören, oder? Sehr bewegt ist das Basssolo gegen Ende des Stücks. Bei diesem hat man den Eindruck, der Bassist kommentiere die melodischen Schraffuren des Gitarristen.

Nach „Flare“ hören wir das Stück „Agitango“: Tatsächlich in „Agitango“ bündeln sich der Rhythmus und die Leidenschaft eines Tangos. Dabei führt uns Frank Wingold durch diesen so typischen Tanz Argentiniens, jenseits von Piazzolla und anderer Vertreter dieses Genres.

Wie setzt man bei einem Stück wie „Horror Vacui“ die Akzente und den melodischen Rahmen? Dabei muss man doch bedenken, welche Bedeutung dieser Begriff hat: Abneigung der Natur vor Leere und in der Kunst das Bedürfnis, leere Stellen auszufüllen. Also geht es doch im Kern um Leere, oder? Klangtropfen wird an Klangtropfen gesetzt, Tonsprung an Tonsprung. Daraus entwickelt sich beinahe so etwas wie ein Kanon bzw. eine Fugenform. Und wo bleibt die Leere?

„Torque und „Nucleus“ folgen, ehe es dann „Black Matter“ heißt. Sehr temporeich und teilweise mit „klanglichen Fluchtlinien“ versehen, kommt das Stück „Black Matter“ daher. Kleine Kaskaden entwickeln sich, aber auch lange Klangwellen dringen ans Ohr des Zuhörers. Treibend agiert der Schlagzeuger. Erleben wir da nicht auch sogenannte gebrochene Akkorde, wenn das Stück seinen Fortgang nimmt? Um ein mögliches Bild zu zitieren, gleicht das Stück dem Prozess des wandernden Sandes einer Düne. Es ist ein steter Prozess des Abtrags und Zutrags, der Verwehung und „Anwehung“. Und zum Schluss hören wir “Breed“: Die Melodieline erscheint wie eine Verschlingung von zwei Seilen, die zu einem Zopfmuster zusammengebunden werden. Auch dieses Schlussstück weist eine besondere Dynamik auf, unter anderem dank des Tack-Tacks des Schlagzeugers. Teilweise vernehmen wir im Weiteren  zudem weiche Linienbündelungen nebst sehr aufgewühltem Schlagwerkspiel.

© text ferdinand dupuis-panther





Line-up
Frank Wingold – Gitarre
Robert Landfermann – Bass
Jonas Burgwinkel – Schlagzeug

Tracklisting
1 Hiatus Blues
2 Oblique
3 So to Speak
4 Flare
5 Agitango
6 Horror Vacui
7 Torque
8 Nucleus
9 Black Matter
10 Spin Doctor
11 Breed

Reviews
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/various/the-art-of-guitar-3/
https://www.jazzhalo.be/reviews/concert-reviews/jazztoday-frank-wingold/


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